Irgendwas ist diesmal anders. Nicht das Offensichtliche, sondern die Geschichte, die dich umgibt. Ja, ich rede von dir, liebe neunte WE RIDE LEIPZIG Ausgabe. Ich spreche dich direkt an, weil du für uns, für mich, etwas Besonderes bist. Im vergangenen Winter haben wir allen versprochen, dass im April die erste Ausgabe zum Auftakt der Fahrradsaison erscheint. Damals konnten wir noch nicht wissen, dass diese Gespräche gefühlt in einem „Land vor unserer Zeit“ stattfanden. Wir trafen die ersten Models, schrieben die ersten Texte, bearbeiteten eine handvoll Fotos und zurrten die Anzeigen mit unseren Kunden fest. Sogar der Termin für die Release Party stand schon fest. Eigentlich war alles wie immer. Das Thema für die große Titelgeschichte zum Frühlingsheft stand. „Fahrt mehr Rad“ sollte der Slogan lauten und dabei auf eine mutige Verkehrswende nach europäischen Vorbildern setzen. So wie wir diesen Gedanken ausführten, brach unser kleines Kartenhaus in sich zusammen. „Dann war plötzlich März. All diese Gedanken um eine nachhaltige Mobilität, der Verzicht auf das Auto, Diskussionen um CO2-Ausstoße, Verkehrswenden und Klimanotstände rücken in den Hintergrund. Schlagartig. Innerhalb von kürzester Zeit, wir reden da vielleicht von zwei Wochen, fährt eine ganze Welt herunter. Weltweit gibt es nur noch ein Thema. Jeden Tag kommen neue Einschränkungen dazu. Wir sind im Winterschlaf. Im Pause-Modus“, schreibe ich und zähle all die Fragen auf, die uns beschäftigen. Ein ganz normales, soziales Leben – so wie wir es kennen – fand urplötzlich nicht mehr statt, sondern wurde auch im Falle der Auslebung bestraft. Unterm Strich bedeutete das für uns, dass wir in diesem Frühling keine Menschen treffen konnten, um uns ihre Geschichte anzuhören. Wir konnten ebenso keine Fotoshootings produzieren. Unsere Partner riefen teilweise an und zogen ihre Anzeigen zurück, um sich über die dunklen Monate hinwegzuretten. Noch im allerletzten Moment stehen wir mit Johanna auf dem Parkdach und improvisieren unser Styleshooting. Nur wenige Stunden später verhing die Stadt den Lockdown.
„Oder wie Fynn Kliemann, Musiker und Heimwerkerkönig, in seinem neuesten Lied singt: „Das Geile am seidenen Faden ist, ihn loszulassen“. Schauen wir doch einfach, was passiert, wenn wir die neu gewonnene Zeit auch sinnvoll nutzen und unsere Zukunft mitgestalten. So eine Chance bekommen wir nicht noch einmal, auch, wenn wir wieder von ganz vorn anfangen müssen.“
Wir mussten wirklich kreativ werden. Das Archiv durchsuchen, das Telefon in die Hand nehmen und auf schnelle Lösungen setzen, denn wir wussten: Die Ausgabe muss erscheinen. Das muss sie einfach. Als Zeichen, dass es uns auch in dieser Zeit gibt. Dass wir unsere Versprechen halten. Dass wir einen Lichtblick senden und vor allem all unserer Arbeit bisher wieder eine Bühne geben. Denn im Hintergrund ist schon seit Januar einiges passiert. Unser Head of Graphics, Mitchi, hat sich mit Hinblick auf die Jubiläumsausgabe im Sommer um ein komplettes Re-Design gekümmert und viele neue Details gezaubert. Hast du sie entdeckt? Neue Rubriken, noch mehr Geschichten und viele Kleinigkeiten sollten die Leser_innen fesseln. Dazu sollten nicht nur die redaktionellen Inhalte begeistern, sondern auch das neu ausgewählte Recycling-Papier. Der Plan stand. Kiel und alle weiteren geplanten Städte mussten wir kurzfristig auf Eis legen. So sehr wir die Nordlichter auch vermissen. Trotz aller Schwierigkeiten und der kleinen Gefühls-Achterbahn erschien am 23. April unsere Frühlingsausgabe und wurde direkt zur Lieferservice-Station am renkli gebracht. Völlig aufgeregt, reißen wir die Palette auf und ziehen unser erstes Heft aus dem Karton.
Unser Covermodel und lieber Freund Basti strahlt uns an. Auf jeder der 1500 gedruckten Exemplare. Zugegeben dauerte es – aber ja, wir lächeln auch. Jetzt muss ich grinsen, wenn ich dieses Magazin in den Händen halte. Es fühlt sich zudem noch verdammt gut an. Im doppelten Sinne. Das Magazin soll in erster Linie Freude verbreiten und für schöne Stunden auf dem Balkon sorgen. Aber für mich steht es noch für viel mehr. Es steht für einen Kampf gegen das Ungewisse, gegen uns selbst, gegen negative Gedanken, gegen das Aufhören und gegen die Mutlosigkeit. Wirklich einfach waren die letzten Wochen nicht, denn, wenn sich nicht gerade alle Emotionen auf einmal die Hand geben, fängt das Grübeln oder die Lethargie an. Dann schau ich mir dieses Magazin mit dem witzigen Editorial-Foto an und weiß, dass ich diese Menschen niemals missen will und, dass wir etwas Gutes erschaffen haben. Umdenken lautet also das Zauberwort. So wie wir unser Leben bisher kannten, wird es in nächster Zukunft nicht mehr sein. Da sind wir uns sicher. Dieser Break und harte Einschnitt in unser Leben gehört für uns nun dazu – genauso wie für diese Ausgabe. Ja, dafür hat sie einen Applaus verdient. Auch, wenn sie wie all ihre Vorgänger in den Cafés, Radläden und Auslagen dieser Stadt liegt – so als wäre nichts gewesen. Sie steht für viel mehr.
In noch warmer Winterkleidung treffen wir viele unserer Models, um von ihnen und ihren Bikes zu erfahren. Wir halten sie direkt an der Ampel an oder treffen uns mit ihnen auf einen gemütlichen Kaffee im K&K Café. Wir durchforsten Twitter auf der Suche nach schlagfertigen Kurzmeldungen, wir stellen unseren Pizza-Lieferservice vor, den wir ins Leben gerufen haben, wir interviewen Gastronomen der Stadt, treffen uns mit Oscar „Ossi“ vom Gemeinschaftsatelier mit Radwerkstatt vom „k27“, lassen uns von Dennis auf seine Tour rund um die Welt mitnehmen, erfreuen uns an unseren Radstopps wie dem Café NiMo, der OBENAUF Kaffeemanufaktur und dem Habibi Funk Café und geben einen kleinen Einblick in unser WRL Radteam – da fehlt eigentlich nur noch der Starschnitt zum Aufhängen. Jetzt ist das Magazin da. Noch schöner als vorher. Mit noch mehr Herz. Über alles andere machen wir uns Gedanken, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Schritt für Schritt. Du willst auch so ein Magazin? Dann schau mal hier: Renkli, Südseite Leipzig, Café Maître, VIU EYEWEAR, Superfoodz Leipzig, Dankbar Kaffee Leipzig, Grupetto – Der Radprofi, PEKAR, Mein Liebes Frollein, Brühbar – Kaffeerösterei & Events, Monoloco-leipzig, Obenauf Kaffeemanufaktur, Café NiMo, Pistrada, K27Bikes, Bike Department Ost, Rotor Bikes Fahrradbau, Stilkontor, Rothaí Sports, Phonocentrum, Café K&K, Swapfiets, ADFC Leipzig e.V. Buchhandlung Südvorstadt & EISENHAUER.
Der Blick zur ersten WE RIDE LEIPZIG Ausgabe.
Der Blick zur zweiten WE RIDE LEIPZIG Ausgabe.
Der Blick zur dritten WE RIDE LEIPZIG Ausgabe.
Der Blick zur vierten WE RIDE LEIPZIG Ausgabe.
Der Blick zur fünften WE RIDE LEIPZIG Ausgabe.
Der Blick zur sechsten WE RIDE LEIPZIG Ausgabe.
Der Blick zur siebten WE RIDE LEIPZIG Ausgabe.
Der Blick zur achten WE RIDE LEIPZIG Ausgabe.
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