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Let’s go on holiday! Ein langes Wochenende verlockt doch zu einem Kurztrip. Das Reiseziel für das letzte Oktoberwochenende steht schnell fest: Wir wollen in die dänische Hauptstadt nach Kopenhagen. An den letzten Besuch mit 15 Jahren erinnere ich mich kaum noch. Nur an bunte Häuser, den Tivoli Vergnügungspark am Hauptbahnhof und die kleine Meerjungfrau von Hans Christian Andersen. Wir verzichten auf einen kurzen Flug und entscheiden uns für die lange Bahnfahrt. „Ganz im Sinne des Slow Travels“, lachen wir. So bleibt immerhin genügend Zeit, um das „Lost in Copenhagen“ Magazin zu durchblättern und die vielen Brücken zu zählen. „Schau mal schnell. Hier ist überall nur Wasser“. Von Städten, flachen aber weiten Landschaften, Bauernhöfen und touristischen Strandgebieten direkt nach Puttgarden auf die Fähre. Aufgeregt stopfe ich mein Buch in den Rucksack. „Wir fahren echt mit der Fähre? Wie cool ist das denn?“ Der riesige Rucksack ist wahrscheinlich auch nur der einzige Grund, wieso ich bei dem aufziehenden Herbststurm nicht von Deck geweht werde. Um nicht auf die Schwankungen zu achten, holen wir uns einen Kaffee und ich versuche angestrengt mich auf meine Toblerone zu konzentrieren. Toblerone sollte man übrigens immer auf Fähren naschen! Das wusste meine Oma schon früher. „Ist die Zugfahrt nicht nervig, wenn man so lang unterwegs ist?“ Überhaupt nicht. Als wir Kopenhagen erreichen ist es bereits stockdunkel draußen und die Stadt erwartet uns mit Regenschauer. „Och nö! Regen ist doch doof.“ Dann müssen wir für morgen die Daumen drücken.

[by Maht]

Wir finden schnell den passenden Bus, der uns ins nördliche Nørrebro zu unserem Airbnb bringt. In meiner Erinnerung klingt das Viertel nach einem Volltreffer. „Hip und im Kommen“ wurde mir gesagt. Die Regentropfen verdecken den Blick in die Nebenstraßen aber ein paar Cafénamen, Fahrradläden, Bäckerein, Halal-Fleischereien und vor allem Candy Stores kann ich mir merken. Die Dänen scheinen eine Vorliebe für Süßigkeiten zu haben, denken wir uns. Sie sind überall. Genau wie schöne Einrichtungsläden und Design Stores. Selbst der örtliche Supermarkt verkauft eine eigene Produktlinie an Gläsern und Karaffen und jedes Müsli würde allein schon verpackungstechnisch wunderbar schmecken. It’s like heaven! An unserem ersten Abend begnügen wir uns aber mit einer Craft Beer Pizza Bar gleich um die Ecke. Noch so eine Besonderheit. Die Dänen trinken unglaublich gern Bier. Wein entdeckt man auf den Karten fast nie. Wir schließen uns dem an und probieren das selbstgebraute Kürbisbier. Hej København, wir sind angekommen und mehr als glücklich!

Der Blick zum Sonntagshimmel verheißt Gutes! Ein strahlend blauer Himmel liegt über der Stadt. „Na ganz schön stürmig oder?“, wird aus Leipzig gefragt. Arschkalt aber sonnig trifft es besser. Wir laufen durch die Straßen, fahren mit den Buslinien quer durch Kopenhagen (so lohnt sich immerhin das 72 Stunden Ticket), testen die wunderbaren Zimtsnegls, drücken uns die Nasen an den Schaufenstern platt, entdecken Läden, die sogar sonntags geöffnet haben, weil das in Kopenhagen jeder Store für sich selbst entscheiden darf, hören wir. Diese Dänen! Wir orientieren uns mit Hilfe von GoogleMaps weiter durch die Straßen bis wir zum berühmten Eingangstor der Freistadt Christiania gelangen. Mitten in Kopenhagen befindet sich das 1971 für autonom erklärte Stadtgebiet, das für seine Hippiekultur, Marihuana-Straßenverkäufe, Street Art, Graffitis und alternativen Lebensentwürfe bekannt geworden ist. Wir laufen einmal über die Pusher Street aber zweigen doch ziemlich schnell Richtung Wasser und bunte Laubwege ab. Die Sonne im Gesicht, den Schal bis zur Nase gezogen, spazieren wir entlang der kleinen Buchten und genießen die Ruhe. Mitten in Kopenhagen befindet sich diese kleine Oase. Wir sind schwer verliebt! Noch dazu zeigen uns die Dänen, womit sie am liebsten ihr Smørrebrød belegen: Mit Kartoffelscheiben und Remoulade.

Was macht man aber, wenn es den ganzen Abend regnet? Unser Geheimrezept lautet dann: Einfach aus dem Bus springen und sich Karten für das Dänische Designmuseum holen. Montags ist nämlich geschlossen, deswegen müssen wir die letzten Stunden noch gut nutzen und geraten auf unserem Rundgang in wunderschöne Ausstellungen wie zum Besipiel Werken von Erik Mortensens, dem Designer des Hauses Pierre Balmain oder des designischen Stuhl-Designs. Wenn man auf dem Heimweg gerade keinen Regenschirm zur Hand hat, kann man sich auch einfach in kleinen Ladengeschäften unterstellen, die Schaufenster bewundern oder im Supermarkt noch ein Craft Beer aussuchen. Wir bestaunen aber nicht nur die vielen, schönen Geschäfte (ein Highlight: Das HAY House), sondern auch die Kopenhagener selbst. Kann uns mal jemand verraten, wieso hier alle so wunderschön und stylisch sind? Raue Norweger-Pullover, lange Mäntel, schöne Strümpfe, Boots, auffällige Sonnenbrillen und niedliche Kinder an der Hand. Unser liebstes Accessoires: Die Churros mit Schokoladensauce. Die Hot Dogs haben wir übersehen, wirklich. Die dänische Essenskultur finden wir sowieso spitze. Auch, wenn das Abendbrot im Vergleich zum Gewohnten wesentlich teurer wirkt, ist die Qualität dafür umso besser. „Wir müssen aufhören immer umzurechnen. Das ist nur deprimierend“.

[by Maht]

Dominiert wird Kopenhagen eindeutig von den Fahrradfahrern. Im vergangenen Jahr wurden mehr Räder als PKWs gezählt. Kein Wunder bei den breiten Radwegen, die garantiert nicht zugeparkt werden oder plötzlich die Fahrbahn der Autofahrer kreuzt. Hat die Stadt die Menschen zum Radfahren gebracht oder hat sie sich ihnen angepasst? Wir wissen nur: In Kopenhagen wird mit dem Rad gefahren und das ist gut so. Wir stehen vor unzähligen Fahrradverleih-Stationen und überlegen, ob wir uns als Touristen outen und mit einem Mietfahrrad die Stadt erkunden. Denn noch einige Programm-Punkte sind offen. Wir entscheiden uns wehmütig gegen den Drahtesel und eisig, kalten Wind und für die beheizten Wasser-Transportmittel. Innerhalb von einer Stunde klappern wir mit der Hafenrundfahrt von Nyhavn so gut wie alles ab, was zu der Kategorie zählt: Kann man mal gesehen haben. Die kleine Meerjungfrau, die königlichen Paläste (Kronprinz Frederik scheint auch Zuhause zu sein!), die schöne Oper, die Street Food-Papierinseln, den Hafen und vorbei an unzähligen Brücken. „Kopf einziehen. Wir haben Hochwasser!“, heißt es. In den frühen Abendstunden geht die Sonne langsam unter und schenkt uns einen letzten Blick zum Horizont. Wir sind völlig durchgefroren (auch die Pommes konnten uns nicht aufwärmen) und können kaum die architektonische Schönheit der Kopenhagener Oper bewundern. Ab aufs Wassertaxi! Der gute Tipp zu Beginn der Reise lohnt sich. Fast zwei Stunden lang fahren wir mit dem üblichen Busticket die Kopenhagener Bucht entlang, bewundern die vielen blinkenden Lichter und teilen uns den letzten Müsliriegel. Absolut hyggelig!

In wenigen Stunden stehen wir wieder auf der Fähre von Rødby nach Puttgarden. Kopenhagen, du hast es geschafft uns mit deiner Eleganz, deiner Ruhe, deiner strahlenden Freundlichkeit und deinen Zimtsnegls um den Finger zu wickeln. In wenigen Stunden haben wir es geschafft uns bei dir wohl zu fühlen und zu orientieren. Du bist fast ein bisschen wie Leipzig. (Auch so ein Phänomen, dass man in anderen Städten immer ein wenig sein Zuhause sucht.) Selbst die abgelegenen Viertel und kleinen, italienischen Bistros, bei denen man nur mit Kronen bezahlen kann, bringen uns zum Lachen. Pizza zum Mitnehmen! Das ist doch fast wie Zuhause. Wir verraten dir noch einen kleinen Ort, der uns besonders beeindruckt und fasziniert hat. Der Skate- und Landschaftspark Superkilen im Westen von Nørrebro. Das auf eineinhalb Kilometer angelegte Projekt zielt darauf, die mehr als 60 verschiedenen Identitäten und Charaktere des Ortes zu stärken. Marokkanische Brunnen, Palmen aus China, japanische Kirschblüten, türkische Bänke, Trainingsgeräte vom Muscle Beach in L.A. oder Neonreklamen aus Katar zeigen die Vielfalt des Platzes und des Viertels. Ab auf die Schaukeln. Bis hoffentlich bald, Kopenhagen!

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Kommentare

  1. AnneRosali AnneRosali sagt:

    Oooh, danke liebste Kathleen! Sehr lieb. Wenn du vor mir in Kopenhagen bist dann bring mir bitte eine Zimtschnecke mit. Love!

  2. Wow, liebe Anne! Nun hab ich gleich wieder Fernweh.
    Du hast Kopenhagen genauso beschrieben, wie ich es damals auch erlebt habe. Ich war bisher zwei Mal da und habe zwei Mal mein Herz dort verloren. Es ist einfach wundervoll – irgendwie wirkt vieles wie auf einer Kitschpostkarte. … und die Menschen sind aus dem H&M Katalog gefallen.
    Jetzt habe ich Lust, gleich nochmal die dänische Stadt zu besuchen, eine Zimtschnecke zu vertilgen und einfach zu staunen. Danke fürs in Erinnerungrufen.

    Grünste Grüße