Rückblick #76.
1. Wenn die Woche zum Montag mit traurigen Neuigkeiten beginnt, hilft nicht mehr viel um den Tag zu retten. Außer vielleicht zu viel Geld beim Stadtbummel ausgeben, rausgehen und am Abend zusammen kochen. Das Rezept von „Papa Nudeln“ tröstet auf jeden Fall. Dazu gibt es noch ein rosa Überraschungsei und eine Runde Bingo in großer Runde. Damit sieht die Welt doch gleich wieder ein bisschen besser aus.
2. Auf dieser Party herrscht eine strenge Kleiderordnung. Das Motto heißt ja auch nicht umsonst „Typisch Norddeutsch“. Von Piraten, Seesternen, Fischen, Matrosen und einem geringelten Shirt wird alles geduldet. Anders würde man auch ganz schön zwischen den Matrosen- und Kapitänsmützen, Augenklappen und Hamburgern (Haha!) auffallen. Wir machen uns extra schick und überreichen an der Tür standesgemäß den Küstennebel. Der Gastgeber scheint begeistert: „Cool, davon hab ich mal gekotzt!“ Na dann ist ja alles klar. So eine Party haben wir schon lang nicht mehr erlebt und wahrscheinlich haben einige Matrosen zu viel am Pfeffi genippt und sind deswegen schnell im Nachbarzimmer verschwunden. Huch! Wir tanzen zu 90er Musik („Oh Gott, wenn nochmal „An der Nordseeküste kommt…“ geh ich.“), naschen von den sechs verschiedenen Torten („Auf der Party gibts mehr Kuchensorten als Bier“.) und beobachten wie alle um uns herum irgendwann ausflippen. Nach einer Bierdusche, hundert umgefallenen Bechern, Berliner Luft, weinenden Gästen, sexy talk und einem Geburtstagskind, das sich das so irgendwie nicht vorgestellt hat, wird es Zeit zu gehen. Ahoi!
3. Mein Lieblingsbild der Woche. Einfach mal umdrehen. Diese Momente, in denen man die Stadt noch viel lieber als sonst hat. Die Sonne schaut noch einmal durch die kleinen Gassen bevor sie ganz untergeht. Während alle weiterlaufen, bleibt man einfach mal stehen.
4. „Wie heißen diese kleinen Dinger?“ „Gelbe Pflaumen?“ „Nee, die heißen doch noch anders“. „Marillen?“ „Ach! Mirabellen!“ Wir wurden schon wieder zu einem Festessen in der Südvorstadt eingeladen. Diesmal servieren wir ein Kartoffel-Brokkoli-Gratin mit Kräutern. Hauptsache der Käse ist schön knusprig braun. Bis auf den letzten Löffel Sauce wird alles aufgegessen und vom Tellerrand geschlürft. Aber gut, dass da noch ein Kuchen mit Puderzuckerhaube am Fensterbrett auf uns wartet. „Ich hatte übrigens keinen Zucker mehr zum Backen“. „Oh“. Schmeckt trotzdem.
5. Halle ist von Leipzig auf der Landkarte nur fingerbreit entfernt. Oder eben mit der S-Bahn 35 Minuten. Übrigens, weil alle immer schimpfen wie unfreundlich die Menschen in Chemnitz schauen, in Halle hab ich auch kein Lächeln auf den Gesichtern gesehen. Sondern nur ein Kopfschütteln geerntet, weil ich auf meinem Handy getippt habe. Grumpy Halle! Aber immerhin sind hier einige Menschen so lieb wie früher und empfangen einen mit offenen Armen. „Ach, mit Ihnen könnte ich jetzt noch stundenlang schwatzen aber Sie müssen ja auch weiterarbeiten“. Tschüss Verlag und tschüss Halle. Schnell zurück.
6. Vier Personen sitzen an einem Tisch, im Reudnitzer Biergarten „Substanz“, warten auf ihre Burger, streichen Überschriften an und lesen alle die LVZ. Was ist da los? Die wurden doch dafür bezahlt! Das ist nicht der neue Reudnitzer Lesezirkel (auch wenn das Einstecktuch by Marc Jacobs das vermuten lassen würde) – nein, wir bereiten uns auf den Quizabend im 4rooms vor. „Diesmal holen wir aber auf“. „Liest du den Lokalteil?“ „Meinste die fragen wirklich, wie der neue Film von Dirk Nowitzki heißt?“ „Denen trau ich das zu. Streich es an!“. Erst als fast zu dunkel zum Lesen wird, schauen wir uns um und bemerken die vielen kleinen Lampen. Schön ist es hier und die Burger schmecken auch fantastisch. „Das war heute Abend schon ein kleines inoffizielles Blog’n’Burgers oder?“
7. Vorbereitung zahlt sich aus. Das haben schon die Lehrer vorm Abi zu uns gesagt. Nur gab es da leider in der Prüfung keinen Schnaps. „Die Böhmischen Buchteln“ (so heißen wir) gehen auf Erfolgskurs. Lieblingsrätsel an diesem Abend: Schnapsraten. Zur Belohnung für die richtigen Antworten beim „Kajüten-Quiz“ gibt es wieder: Schnaps. Am Ende gewinnen wir die Runde und sogar die ganze Quartalswertung. Wie das ging konnte sich zwar keiner erklären aber hauptsache wir müssen beim nächsten Mal kein Bier bezahlen. Denn dann bringen wir wieder unseren Heiligen Gral mit, der uns (Kais sei Dank.) jedes Mal wieder den Hintern rettet.
8. Schon wieder Nieselregen, rutschige Straßen aber endlich: Feierabend. „Huch, wo kommst du denn her?“ „Jaha, das fragste dich jetzt! Ich hab dich doch schon gesehen“. „Acapulco?“ „Acapulco“. Eigentlich ist es viel zu spät, um noch Abendbrot zu essen und eigentlich sind wir auch viel zu müde aber es gibt immer pikante Informationen, die ausgetauscht werden müssen. „Wir nehmen die Nachos mit Käsesauce, Käsesauce und Guacamole, bitte“. „Was war das Erste?“ „Käsesauce“. Satt, müde und mit Bier im Bauch können wir schon kaum noch aufstehen. „Mutti sagt, ich soll dir liebe Grüße ausrichten und fragen, wer bezahlt“. Hihi.
9. „Drunken Masters am Südplatz. Komm rum!“ Alles sofort stehen und liegen lassen. Weinflasche einpacken. Schuhe anziehen. Schnell den Abwasch einweichen und los. „Gut, dass ich so nah hier wohne“. „Geil, auf die steh ich ja. Die machen richtig gute Sachen“. Get low am Südplatz. Schmunzeln, Wein aus der Flasche und dank der Polizeidirektion müssen wir uns den Teil nach „I don’t believe that anybody, feels the way i do about you now…“ selbst denken. 22 Uhr ist eben auch in Leipzig Feierabend.
10. Gängaction! Der verrückteste Samstag seit Wochen? Dieser hier. „Wir überwinden heute alle deine Kindheitstrauma“. Fangen wir doch erstmal damit an, den Punkt: Achterbahn fahren auf der Liste „Dinge, die man im Leben gemacht haben muss“ zu streichen. Dinge, die man sich nur traut, weil die kleinen Mäuse, die ganze Zeit kichern und einem jemand die Hand hält: Huracan fahren. Die spektakulärste Achterbahn Deutschlands. „Warum die Achterbahn, Achterbahn heißt?“ „Na, weil man die erst ab 8 fahren darf“. Ich habe gelernt: Vor Vergnügsparks braucht man auch gar keine Angst zu haben. Vor allem nicht mit euch. Und, weil wir den Tag in Belantis so toll fanden, schauen sich auch die ersten von uns schon wieder Achterbahn-Videos mit dem Namen „Insane off-ride“ an. Ohje!
11. Was man sich gut überlegen muss: Wo geht man mit den Eltern, die zu Besuch sind, zum Sonntag essen? Dabei ist das Café Maître vielleicht nicht unbedingt die beste Wahl, wenn der Papa zwischen Quiche und Käsebrettchen nichts „ordentliches mit Fleisch“ findet und es der Mama zu laut ist. Womit man dann aber doch alle versöhnen kann: Tortenstücken und Espresso mit Zuckermilch. Und man selbst muss einmal nicht auf den ganz rechten Rand schauen, da wo der Preis immer steht.
12. Ein schöner Abschluss für den verregneten Sonntag: Über die Karli spazieren, die seit ein paar Stunden nicht mehr bebt, in die Schaufenster schauen und sich über die hängengebliebenen Girlanden vom Straßenfest freuen. Das kann gern so bleiben.
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