Yeeeah, Geburtstagswoche! „Noch Zeit für einen Kaffee?“, heißt es da zum Montag. Das Fahrrad hat sowieso einen Platten und wartet in der Werkstatt. „Ganz schönes Fahrraddrama bei dir oder?“. Schweig! Da bleibt zum Wochenanfang auch Zeit für einen Milchkaffee, ein süßes Frühstück und eine herzhafte Quiche in der Fleischerei auf der Jahnallee. Stilecht draußen. Sowieso haben wir beschlossen in dieser Woche nur schöne Dinge zu machen. Das ist die Grundlage der Geburtstagswoche. Dazu gehört vor allem auch eine kleine Geburtstagsparty am Abend, die außerdem die neue Wohnung endlich einweiht. Da darf auch gern ein bisschen Sekt in der Küche verschüttet werden. So schnell steht die „8“ hinter der 2. „Aber immer langsam. Wieder ist ein Jahr vorbei. Kurz vor dem Geburtstag fühlt sich immer alles wie zum Silvesterabend an, wenn die Gedanken um das letzte Jahr kreisen. Bevor die Partyhütchen dann auf dem Kopf sitzen, schaue ich an einem ziemlich regnerischen Montagabend aus dem Fenster. Es regnet. Verdammt nochmal, es ist Mitte Juli. Eigentlich hat es noch nie an meinem Geburtstag geregnet. ‚Dafür hattest du immer tolles Wetter. Der Regen wird eben aus den letzten Jahren nachgeholt‘. Morgen sind es dann 28 Jahre, an denen ich genau behaupten kann, dass es noch nie an jenen Tagen geregnet hat. Hallo Endzwanziger!“. Der Garten bleibt an diesem Abend leer aber dafür wird die Wohnung geschmückt und innerhalb kürzester Zeit sitzen alle in der Küche. Im kleinsten Raum. Wie immer auf Partys. Dass es an diesem Abend regnet ist gar nicht schlimm, denn wir drehen an der Bingo-Trommel („G34! G34!“), schlürfen Kiwi Brause mit Gin, blättern durch neue Bildbände und naschen Geburtstagsmuffins. Schön, dass ihr da alle wart. P.S.: Danke, für das Konfetti in meinem Bett. Ich habe es selbstverständlich aufgehoben.
Nach dem Geburtstagsabend kommt gleich der erste Besuch. „Aber nicht so früh, Oma!“. Die Großeltern melden sich an und wollen auch endlich die neue Wohnung bestaunen. Mit dem Besuch darf auch gleich eine neue Palme einziehen. Willkommen! Der beste Plan, den man für Großeltern haben kann: Ein Besuch im Panometer Leipzig mit einem anschließenden Apfelstrudel im Café Grundmann. Seit Januar hat sich das ehemalige Gasometer in die Unterwasserlandschaft der gesunkenen TITANIC verwandelt. Die Ausstellung auf 360° thematisiert das Unglück von 1912 und den Untergang der Passagierschiffes. Als Zuschauer befindet man sich auf dem Aussichtsturm etwa 3.800 Meter unter der Wasseroberfläche, während sich vor einem das komplette Ausmaß des dramatischen Schiffsuntergangs ausbreitet. Zuvor bin ich skeptisch und lasse mich auf den Rundgang auch nur ein, weil Oma sich darauf freut. Wir waren immerhin schon auf dem Mount Everest und im Amazonas. Leonardo Di Caprio werde ich hier sicher nicht am Schiffsbug treffen aber tatsächlich schafft es das Panometer wieder einmal mit der entsprechenden Kulisse und Musik für Gänsehaut zu sorgen. Das hätte wirklich keiner gedacht. Plötzlich wirkt 1912 gar nicht mehr so weit weg, staunen wir andächtig. Darauf erstmal einen Kaffee!
Die letzten gemütlichen Stunden vor dem Urlaub verbringen wir neben reichlich gedeckten Frühstückstischen bei Kerzenschein, Wein und Spaghetti Bolognese. Neue Gesichter im renkli. Wir schleppen alle mit. Große Augen und zufriedene Gesichter. „Schön hier!“. Nach einem kleinen, nächtlichen Spaziergang über die Karli verabschieden wir unseren Besuch aus Potsdam. Nur noch einmal Pancakes zum Frühstück dann heißt es für die nächste Woche: Bye bye, Leipzig. Schön, wenn man diesen letzten Samstagmorgen noch einmal mit den coolsten Berliner Jung-Eltern im Café Seeblick teilen kann. „Pancakes mit Ei und Bacon sind echt nicht mein Ding“. „Warum hast du sie dann bestellt?“ „Oh…“. Wenn dir das Leben Pancakes mit Bacon gibt, dann mach zwei Frühstückseinheiten daraus. Erst süß, dann herzhaft. Noch ein Küsschen und dann auf Richtung Strand… oh, nur nicht so übereilig. Irgendwie war der Start in den Urlaub nämlich anders geplant und nicht mit einem Besuch beim Unfallchirurgen verbunden. Ab jetzt heißt es wohl: Knie kühlen, Sporttape nicht vergessen und immer schön langsam machen. Buuh! I don’t like. Sind die sechs Wochen jetzt schon um? Kann ich jetzt wieder Fahrrad fahren? Nein? Dann hilft erstmal nur eine Waffel mit Erdbeeren.
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