Von der Vanilleschote, zur Haselnuss bis zum langen Sommer. Manuel Emmelmann verschreibt sich schon seit vielen Jahren dem kühlen Genuss. Er produzierte im Frühjahr 2020 in einer kleinen Plagwitzer Küchengemeinschaft erstmals sein eigenes Eis in größeren Mengen. Die hauseigene Abfüllung reicht schon längst nicht mehr – vor allem nicht bei den andauernden Temperaturen von über 30°C. „Ich esse auch selber total gerne Eis!“, lacht er und nimmt mich mit auf eine Exkursion durch die Eismanufaktur „Manusso„, die sich auf der Vorderseite der Egenberger Lebensmittel-Markthallen befindet. Ein ziemlich bekannter Ort für alle Leipziger Foodies – nicht nur der Samstagsmarkt mit Produkten von regionalen Erzeuger_innen findet hier regelmäßig statt, sondern auch bekannte Leipziger Manufakturen und Köch_innen wie Rasselbock Catering, leipspeis oder die heldenküche gehen hier ein und aus. Bereits an der Tür wirft man sich einen nickenden Gruß zu. Ein kurzer Gang durch die heiligen Hallen und wir befinden uns in der Gemeinschaftsküche. Alles steht vorbereitet auf dem großen Tisch bereit und wartet nur auf die fleißigen Hände von Manuel. Das Sortiment umfasst mittlerweile vier vegane Eissorten (Haselnuss, Matcha, Orangen-Sorbet, Sauerkirsch-Sorbet) und drei Milcheissorten (Kaffee, Schokolade, Vanille), welche in Pappbechern, in einer guten Snackgröße abgefüllt werden. Der Name „Manusso“ soll nicht nur an Manuels eigenen Vornamen erinnern, sondern versprüht auch einen sommerlichen Charme mit dem Gedanken an griechische Städtenamen.
In der Herstellung seiner Eissorten macht Manuel keine Kompromisse. Es werden ausschließlich frische, natürliche Inhaltsstoffe von feinster Bio-Qualität und, wenn möglich regionale Zutaten verwendet. Nach einem dauerhaften und regionalen Bio-Milch- und Sahnelieferanten hält er noch Ausschau. Rohstoffe, wie Kakao oder Kaffee, sind zudem unter fairen Bedingungen hergestellt und gehandelt. Das Manusso-Eis hat es somit zur Bio-Zertifizierung geschafft. Auf künstliche Zusatz-, Aroma- und Konservierungsstoffe wird daher selbstverständlich verzichtet. Ganz nach dem Motto: Was auf dem Deckel steht, ist auch drin. Während wir uns über die Anfänge seiner Eisherstellung unterhalten, wiegt Manuel die Zutaten ab, schaut dabei zur Sicherheit immer mal wieder auf sein Rezept und befüllt den Pasteurisierer. An dieser Stelle übernimmt der „Pastomaster“ die Arbeit, denn er vermengt, erhitzt und kühlt die Zutaten schließlich wieder ab.
Den gebürtigen Thüringer hat es schon 1998 das erste Mal nach Leipzig verschlagen – aus einem ziemlich amüsanten Grund wie er selbst erzählt: „Als altes Dorfkind hat man natürlich nichts Besseres zu tun als erstmal in den Second Hand-Shops der Stadt shoppen zu gehen!“ Zu diesem Zeitpunkt wirkte die Stadt weitaus anders als wir sie heute kennen, berichtet er. Er muss schmunzeln. Im Jahr 2000 zog es ihn dann in die große Stadt. Manuel studierte Geografie, bereiste über ein Jahr lang Australien und engagierte sich beim Leipziger Umweltbund „Ökolöwe„. Dazwischen fuhr er noch von Vancouver bis nach New York – ganze 6000 Kilometer mit dem Rad durch Amerika. Für die nachhaltige Mobiltät setzt er sich auch bis heute neben der Eisproduktion ein. Wenn Manuel nicht gerade vor dem „Pastomaster“ steht, dann leitet er das Leipziger Carsharing „teilAuto“-Stadtbüro. Doch die Tage im Büro werden weniger…
In der heimischen Küche startete Manuel hobbymäßig die Eisproduktion mit einer kleinen Eismaschine. „Der erste Versuch war sogar genießbar“, erinnert er sich. Von der Motivation gepackt, besuchte er in Berlin einen Workshop zur Eisherstellung. Die unzähligen Geschmacksvariationen reizten ihn schon immer. Es gibt fast keine Grenzen. Er berichtet vom hippen Zigarren-Eis, doch sein eiegner Wunsch lautet weitaus schmackhafter: „Ich würde sehr gern mal Lakritz-Eis herstellen! Entweder man mag es oder eben nicht. Einen Kompromiss dazwischen gibt es wohl nicht.“ Die Zugabe von einem blumigen Olivenöl reizt ihn ebenso. Warten wir es ab! Zu seinen ersten Experimenten gehörten die Sorten Grapefruit-Sorbet und Martini. Mittlerweile beschränkt er sich auf einen Mix aus klassischen, sowie erfrischend neuen Kombinationen. Kaffee wird demnächst aus dem Sortiment weichen. Dafür könnte eventuell Cheesecake nachrücken. Aber psssht!
Der Top-Favorit unter den Leipziger_innen bleibt aber Schokolade! Doch gegen ein richtig gutes Vanille-Eis ist ebenso nichts einzuwenden, finde ich. Damit das Manusso-Vanille-Eis auch wirklich so fein gewürzt schmeckt, kommen in die „Pastomaster“-Mischung auch echte Vanilleschoten. Sie werden über Schnüre in den Tank gehalten oder – ganz traditionell – in ein zylindrisches „Tee-Ei“ gesteckt und drehen so ihre Runden. Übrigens: Auch das vegane Eis steht in seiner Cremigkeit dem Milcheis in Nichts nach. Nach wenigen Stunden wird die runtergekühlte Süßigkeit in kleine Becher abgefüllt. Damit man das Eis unkompliziert überall genießen kann, befindet sich im Deckel ein kompostierbarer Eisspatel aus Holz. Wie von Zauberhand überreicht mir Manuel ein fertiges Vanille-Eis. Winzig kleine Salzkristalle knistern auf der Zunge und lassen den Klassiker aufleben. „Richtig gut!“, sage ich und bestaune das Endprodukt. Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, welche Lebensmittel ausschließlich verwendet wurden. Manuel zählt sie an zwei Händen ab… für Zuhause würden auch fünf Finger reichen, sagt er. Am Ende will er seinen Kund_innen in die Augen schauen können und sich über ihr zufriedenes Grinsen freuen, wenn sie mit dem Holzspatel ihr Eis löffeln. Mit meinem Vanille-Eis in der Hand spaziere ich gemütlich nach Hause. So gefällt mir der Sommer!
Was?
Manusso Eis
Wann?
Immer. Sobald es viel zu heiß ist.
Wo?
Weißenfelser Straße 14, 04229 Leipzig
Oder: Dankbar, Analog Café Bar, lieberlose, PEKAR, VARY, East Organic, Café Bubu, Ahoi Späti, Jimmy Orpheus, Nepomuk Bar, Zwischen.Fisch, Café OINK, Spaeti42, Ma’Hud usw.
Warum?
Wegen biologischer Eisherstellung direkt aus Leipzig. Das was drauf steht, ist auch drin. Manusso-Eis muss man probiert haben. Zusätzlich schön: Die Eisbecher werden dank Lastenradkollektiv zu den verschienden Spätis, Cafés und Läden gebracht.
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