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das leipziger lifestyle magazin. ein hoch auf die kreativen dieser stadt!

try but you couldn’t get any more sure and the ending still will never change.

2 Kommentare

Wir wollen groß träumen und ohne Grenzen weiter denken. Wir wollen Utopien aktiv erschaffen und den urbanen Raum prägen. Wir wollen Kunst mit Kultur und Architektur mit Design verbinden. Wir wollen bestehende Orte für künstlerische Ideen öffnen und ihnen ein neues Leben schenken. „Man muss sich zum einen mit dem Ort verbinden und der Architektur ihren Raum lassen. Zum anderen muss die Kunst sich ihren Platz erkämpfen, da in den Hallen keine weiße Wand darauf wartet, mit einer Leinwand behängt zu werden“, heißt es im Manifest des Kunstfestivals der MONUMENTA. Weit außerhalb der Stadt liegen seit Jahren die Hallen der Pittlerwerke brach. Über ein Jahrzehnt lang dienten sie als Produktionsstätte für riesige Maschinen und zählten zu den größten Werkzeugmaschinenherstellern in ganz Sachsen – nicht immer zum Wohle der Menschheit. Die Stahlkonstruktionen stehen noch bis zum heutigen Tage und, wenn sie keiner einreißt und zu überteuerten Loftwohnungen ausbaut, bleiben sie noch viel länger. Ein Eingreifen in solch historische Bauwerke von monumentaler Größe erfordert Sensibilität. Das Team von Wandelism bringt sie mit. Ab diesem September wird den Pittlerwerken mit der MONUMENTA „Intelligence-of-Many“ ein neues Leben eingehaucht.

MONUMENTA: Intelligence-of-Many
vom 1. September bis 13. Oktober 2018

Don’t be fooled by the rocks that I got.
I’m still, I’m still Jenny from the block.“

Denn zugegeben: Beeindruckend anzusehen sind die Pittlerwerke auch schon ohne Kunst. Das Wissen die Eigentümer und verbinden sich mit dem Gedanken an die Erschaffung einer Vision und setzen auf eine bunte Leipziger Szene, die weit über die Stadtgrenzen hinaus ragt. Die Kuratoren Jan Fiedler und Denis Leo Hegic und der Rest des fünfköpfigen Teams kennen jeden kleinen Winkel und verbrachten in den letzten Wochen jede Minute auf dem Gelände. Jetzt wird es krachen! Gleich am Eingang wird mir der – ebenfalls monumentale – Ausstellungskatalog in die Hände gedrückt und Jan vorgestellt. Jan ist Kunsthistoriker und immer auf der Suche nach Schönheit, wie er selbst sagt. Er kuratiert Ausstellungen in Wien, Berlin und Kiel. Jetzt ist er hier. Mit dem sheriffähnlichen Hut ist er nicht zu übersehen. Ebenso wenig wie die dreieinhalb Meter große Skulptur „angry boy“ von Viktor Frešo und die knallrote Treppe in der Kirche der MONUMENTA. Maßstäbe. Es geht überall um sie.

Das zweite Motto, unter dem das Kunstfestival steht, lautet „Iconic City“. In den Seitenschiffen der Kirche verbinden sich zahlreiche Kunstwerke zum „Monument-of-Many“. Pure Betonblöcke, die junge Künstler*innen mit ihrer Utopie für die Zukunft umsetzen und gestalten konnte. HGB Kunststudent*innen treffen auf internationale Größen. Offensichtlich überdimensionale Skulpturen treffen auf versteckte Kunstwerke, die nur durch einen Spion erkennbar sind. Eine kleine Basketball-Area „Playing with Art“, die zum Körbe werfen, einlädt, steht neben verdunkelten Räumen. Streetart trifft auf Talks auf der Bühne, Graffiti, Theater, Fotografie und zeitgenössische Kunst.

Während unserer kleinen Tour über die 6000m² Ausstellungsfläche macht mich Jan auf einen skurrilen Gedanken aufmerksam als er mir vom Besuch der ehemaligen Mitarbeiter der Pittlerwerke vor ein paar Wochen erzählt. Wie differenziert ihr Blick auf die Ausstellung wohl sein muss, wenn sie in Gedanken noch ihren Arbeitsplatz anstatt der Kunstwerke sehen? Für mich als Besucher sind die industriellen Fassaden nur der Raum, in dem ich mich bewege. Ein zweiter Rundgang allein muss sein, um alles auf mich wirken zu lassen. Die Kunst hier ist laut und donnert mit Basketbällen zu Boden. Mal ganz leise, während jedes Geräusch von den monumentalen Konstruktionen verschluckt wird. Mal versteckt hinter Holzwänden und mal offensichtlich. Die Kunst hier steht im Austausch mit denen, die sie erschaffen, konzipieren, hängen, betrachten und weitertragen. Kunst entsteht nie von einem allein. Ein schöner Gedanke!

Zum Abschluss zeigt mir Jan die Fotografien von Valentyn Odnoviun. „Was siehst du?“, fragt er. Beinah wäre ich schon vorbeigelaufen. Ich schaue auf den goldenen, leicht fleckigen Kreis. „Hmm. Mich erinnert es ehrlich gesagt an den Mond.“ „Es weckt Sehnsüchte oder?“ „Ja, auch durch den warmen Goldton.“ „Ich dachte auch zuerst an den Mond. Aber das Projekt ‚Surveillance‘ zeigt Türspione der Gefängniszelle in den ehemaligen KGB – Gefängnissen in den baltischen Staaten und der Ukraine.“ Fast erschrocken schaue ich zu Jan: „Oh.“ Ja, auch das ist Kunst – und das ist gut so.

[*Danke für die Einladung. Dieser Artikel ist ohne Kooperation entstanden, sondern einfach nur, weil ich auf die MONUMENTA stehe.]

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Kommentare

  1. AnneRosali AnneRosali sagt:

    Ja, absolut. An die IBUG musste ich auch gleich denken. Aber die Monumenta lohnt sich wirklich für eine kleine Reise in die Nachbarstadt. Grüße nach Hause!

  2. Klaus-Peter Schmutzler Klaus-Peter Schmutzler sagt:

    IBUG mit anderen Mitteln halt, aber eindrucksvoll.