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the last thing that she sees before they turn off all the lights.

Freitagmorgen mit einem Kribbeln im Bauch aufwachen und aufgeregt zum Fenster schauen: Mist, es regnet! Moment mal – warum bin ich eigentlich auch aufgeregt? Ich heirate ja nicht mal selbst. Aber Aufregung steckt an. Spätestens, wenn man zum ersten Mal die Braut sieht, fängt man augenblicklich an sich um alles mitzukümmern. Sitzt alles? Wird das Kleid dreckig? Wo ist die Tasche? Wer hat die Taschentücher? Wissen die Gäste Bescheid? Wir sind 9 Minuten laut Ablaufplan zu spät! Um Himmels Willen, versteckt die Braut vor dem Bräutigam! Sind alle bereit? Kamera positionieren. Dem Fotografen nicht im Weg stehen. Auf die Gäste achten und überhaupt nicht wissen, was jetzt passiert. Die erste Hochzeit, die man als Gast so richtig miterlebt, ist etwas Besonderes. So fühlt es sich an. Man sieht in tränenreiche aber unglaublich glückliche Gesichter. Und, obwohl es keine Überraschung ist, dass Marcel und Doro zusammen vor der Standesbeamtin sitzen, sind alle aufgeregt und nervös. Klaviermusik. Reden über „Liebe“, Unterschriften und lächelnde Blicke. Alles sieht wunderschön aus. Da die Braut auch viermal „Ja“ sagt, etwas Altes, Blaues, Neues und Geborgtes trägt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Nach nur 30 Minuten ist der standesamtliche Teil vorbei und man kann förmlich das Aufatmen in den Gesichtern fühlen. Alle umarmen und drücken sich fest aneinander. „Für euch nur das Beste“. Die letzten feuchten Taschentücher werden weggesteckt, denn es warten schon Sekt, Seifenblasen und Gartenspiele. Endlich Sekt! Wir sitzen in schönen Kleidern auf weißen Stühlen („Guido wäre stolz auf uns gewesen!“), trinken Cocktails, essen riesige Kuchenstücke, erzählen mit den Großeltern, freunden uns mit den Brautmädchen an, retten uns lachend vor dem Regen unter großen Schirmen, entführen die Braut für Fotos und vergessen wirklich die Zeit im Gohliser Schlösschen. Freunde singen, Geschenke werden überreicht und alle wollen gleichzeitig mit dem Brautpaar reden. Das Lieblingswort des Tages: „Mein Ehemann“. Aber das darf sie jetzt auch.

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Gegen Abend kommt dann auch endlich wieder die Sonne zum Vorschein und färbt den Garten in ein warmes Licht. Wir sehen uns um: Alle sind entspannt. Das hätte ich so gar nicht erwartet von einem Hochzeitstag. Die Jungs spielen Frisbee, die Mädchen kichern, fotografieren sich oder spielen mit dem Hula Hoop Reifen. Keine anstrengenden Spiele, keine Rituale, auf die niemand Lust hat, sondern einfach nur Spaß. „Ich habe eher das Gefühl, dass ich heute Geburtstag hab und dafür ein wunderschönes, weißes Kleid trage“. Die älteren Verwandten des Brautpaars trinken Kaffee, spazieren durch das Rosental, erzählen und diskutieren über das selbstausgedachte Rätsel aus dem Kennenlernjahr 2007. „Weiß einer wie spät es überhaupt ist?“ Wir zucken mit den Schultern. Keine Ahnung, irgendwas gegen Abendbrot-Zeit. Denn, was auf keiner Hochzeit fehlen darf: Gutes Essen, Schnaps und eine ausgelassene Party. Und natürlich Frank Schöbel, der sogar extra sein neues Video im Schlossgarten gedreht hat. „Frank!“ Autogrammkarten gibts später. Wir hatten alles! Lange gedeckte Tafeln, Vanille-Eis zum Dessert, Herz-Konfetti (das wie zufällig in meiner Tasche gelandet ist), Tischkärtchen, Kirsch an der Bar, eine Photobox, Cola Havanna, Burger um Mitternacht und einen DJ, der sogar extra Rihanna gespielt hat. Irgendwann mitten in der Nacht sitzen wir alle zusammen draußen, legen Decken um die Beine und schauen in den klaren Sternenhimmel. Das war wirklich ein schöner Tag. Von meinem heutigen Standpunkt aus, glaube ich trotzdem immer noch nicht, dass dies der schönste Tag im Leben sein soll – ich glaube viel mehr daran, dass es der Beginn für die schönste Zeit ist. An einem Tag, der so voller Liebe und Glück in allen Gesichtern ist, ertappe ich mich immer wieder bei dem Gedanken: Wie hätte ich den Tag heute gestaltet? Was würde ich gut finden? Mag ich eine dreistöckige Hochzeitstorte? Müsste jeder Gast einen Blumenkranz tragen? Schleier oder Blumen? Band oder DJ? Gut, dass ich das noch gar nicht wissen muss. Bis dahin trinken wir noch einen Schnaps auf das Wohl des Brautpaares. Schöne Flitterwochen! Heiratet bald wieder jemand? Denn das war ziemlich schön.

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