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so far from home where the ocean stood.

Der Störmthaler See in der Leipziger Umgebung ist ziemlich schön. Der letzte Besuch vor dieser Woche ist schon fast wieder zwei Jahre her. Damals galt der See als noch nicht eröffnet. Mittlerweile wurde er geflutet und gehört fest zur Leipziger Seenlandschaft. Wir haben die letzten vier Tage am Störmthaler Ufer verbracht. Vier Tage ohne all die kleinen alltäglichen Dinge wie Briefkasten leeren, auf Arbeit fahren, Wäsche aufhängen oder einkaufen gehen. Sogar der Brötchendienst wurde uns abgenommen. Das mag im ersten Moment nach Urlaub und Erholung klingen. Aber es ist ein komisches Gefühl, wenn man sich kaum ablenken kann, für die ganze Zeit immer die gleichen Dinge sieht, nicht mit dem Fahrrad fahren kann oder zwangsläufig immer in der Gemeinschaft ist. Diese Art von Zusammensein kennt man so nicht mehr. Zurückziehen kann man sich. Kleine Momente für sich schaffen. Das muss auch sein. Vor der Haustür stehen, telefonieren und kichern. „Erzähl mir irgendwas anderes“. Auf den Steinen am Ufer sitzen und Gedanken aufschreiben. Oder einfach auf den See schauen und Musik hören. Da ist es keine Seltenheit, dass man plötzlich anfängt noch mehr als sonst nachzudenken und den Tag verarbeitet. Nur so macht so ein besonderes Projekt Sinn. Natürlich flippen wir aus, weil direkt an unser Bad eine Sauna angrenzt, weil unsere bezogenen Häuser noch komplett neu und wunderschön sind, weil wir abends zusammensitzen und Bier trinken, weil wir tagsüber einfach baden gehen können oder in der Sonne Präsentationen ausarbeiten. Das ist der Bonus. Aber darum geht es nicht. Es geht darum bestehende Strukturen aufzubrechen, sich komplett von Vorgaben freizumachen, Ideen zu entwickeln, inspiriert zu sein, verrückte Theorien aufzustellen und zu verwerfen. Es geht darum konzentriert an einer großen Aufgabenstellung zu arbeiten und diese letztendlich so zu gestalten, dass sie umsetzbar wird und in die Stadt zurückgetragen werden kann. Teil eines Prozesses zu sein. Irgendwann sagen zu können: „Das waren wir“. Es war unglaublich schön jeden Tag auf den See zu blicken, gemeinsam in großer Runde zu frühstücken, Kaffeekannen nach nebenan zu tragen, an der Türklinke Brötchentüten zu finden, Eis zu löffeln auf dem Sofa, bei Kerzenschein Geschichten zu erzählen, sich unterstützt zu fühlen, zusammenzuarbeiten und jeden Abend neben dir, während du noch telefonierst, im Ehebett einzuschlafen. Wenn ich daran denke, habe ich die vielen Mückenstiche schon vergessen. Störmthal, du warst sehr schön. Wir freuen uns auf Zuhause. Aber wer bringt uns dann morgen Brötchen?

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