„Rügen ein Vergnügen“, steht auf der alten Holztreppe, die wieder Richtung Königsfelsen führt. Den Worten kann ich nur Recht geben. Dass es ziemlicher Luxus ist, sich eine spontane Auszeit zu nehmen, wenn auch nur für 48 Stunden, wissen wir. Umso mehr muss jede einzelne Stunde ausgekostet werden. Das ist aber allerdings auch kein Problem, wenn die Bademäntel schon auf dem Hotelzimmer bereit liegen und die Sektflasche im Koffer klirrt. Wie sehr man doch seinem routinierten Alltag verfällt, merkt man immer wieder, wenn man ihm entkommt. Abends keine Bilder bearbeiten, nicht am Laptop sitzen, sondern unter einem „Hollywood“-Poster (Danke, BRAVO!) liegen und noch frisch nach Saunaholz riechen – nicht schlecht! Rügen bei Sonne kann ja jeder, wir nehmen es dagegen mit 3°C, frischem Wind und eiskalten Händen auf. Unser kleines Ostseebad Binz hat einiges zu bieten, angefangen von der Strandbrücke, die natürlich auch nachts abgelaufen wird, dem Jagdschloss Granitz ganz in der Nähe, einem breiten Strand, Promenaden, Kurparks und Kirchen – nicht zu vergessen die Binzer Bäderbahn. Das ehemalige Fischer- und Bauerndorf hat sich in den letzten Jahren aber ganz schön schick für seine vielen Besucher gemacht und glänzt an der Strandpromenade mit prachtvollen Hotels und schicken Landhausvillen mit verschnörkelten Giebeldächern. Reet ist anscheinend out. „In ein paar Monaten wird hier jeder Balkon belegt sein mit Handtüchern, Badeschuhen und Menschen, die Kreuzworträtsel lösen“. „Das kann man sich momentan noch gar nicht vorstellen“. Wie auch – wenn man die Kapuze noch tiefer ins Gesicht ziehen muss. In 48 Stunden-Binz kann man aber einiges erleben, vor allem allein schon, wenn man mit dem Zug auf die Insel reist und als Stadtkind endlich mal wieder Tiere in freier Wildbahn sieht – „Krass, da sind ja ganz viele Rehe!“. Wenn dann noch die Sonne für einen kurzen Moment scheint und sich das Meer tiefblau verfärbt, glänzen die großen Stadtaugen. „Wie schön. Das habe ich heute bestimmt schon vierzigmal gesagt“. So viel Meer, Rauschen, Möwenkreischen, frische Luft und vor allem das Saunieren haben eine beruhigende Wirkung. 23 Uhr schon im Bett liegen und schlafen – wir passen genau hierher. „Wir drücken den Altersdurchschnitt ganz schön nach unten oder?“. Sagen wir es so – wir haben sonst niemanden in unserem Alter gesehen. Aber das ist auch egal. Dass die Zeit so schnell vergeht, war mir fast klar, dass sie sich aber doch länger als nur für 48 Stunden anfühlt, überrascht. Man muss sich eben nur Zeit lassen, die Dinge in Ruhe angehen und noch ein Fischbrötchen essen. Herrlich, diese Ostsee.
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