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Schleußiger Hinterhöfe, am Himmel die ersten Gewitterwolken, Barfußwetter, aufgereihte Schüsseln mit Gemüse und ein kleiner Seminarraum. Björn, ein bekanntes Reudnitzer Gesicht aus der Kaffee- und Waffelbranche wechselt für seine heimliche Leidenschaft den Stadtteil und fängt alle Neugierigen direkt am Hauseingang ab. Das ist auch gut so, denn so richtig wissen wir noch nicht, was uns erwartet. Die Schürze muss Björn auch an diesem Nachmittag gar nicht so weit weg legen. Am Rand stehen Wasserkaraffen, in denen Kristalle schwimmen, Sticker mit der Aufschrift „Das Internet zerstört Dein Leben“ kleben an der Wand und in der Küche werden fleißig Brote geschmiert. Typisch Schleußig! Bevor wir selbst richtig zum „Kraut & Kimchi Workshop“ loslegen dürfen, müssen erstmal die Grundlagen geklärt werden. „Willkommen zum Fermentier-Workshop. Wer von euch hat denn schon mal Lebensmittel fermentiert?“ – gut, dass keiner auf mein ratloses Gesicht achtet. „Ja, also ich hab davon noch nie was gehört aber bin ein guter Sauerkrautesser“. So viel zum Thema: Vorstellungsrunde. „Was ist eigentlich Kimchi?“ – noch eine gute Frage. Dabei kennt es jeder. Man gebe gegorenen Chinakohl einen neuen Namen und schon klingt es wieder halbwegs sexy auf dem Küchentisch. Genau das ist Kimchi – koreanisches Nationalgericht, Kohl mit hohem Vitamin C-Gehalt, quasi auch eine Art von Sauerkraut und ausgezeichnete Beilage. Zwischen vielen regionalen Gemüse- und Obstsorten beschäftigt sich das Leipziger Start-Up „ZfF: Zentrum für Fermentation“ unter anderem mit dem grünen Superfood und der Haltbarmachung von Lebensmitteln auf traditionellem Weg. Aber als begeisterte Hobbyköche können Lisa und Björn noch viel mehr außer schnöden Kohl zur Milchsäuregärung anregen. Frische Milch wird dank Fermentation zu Kefir, Hülsenfrüchte zu Tempeh und Obst zu Cider.  – kurzer Einwand: „Warum schneiden wir gerade Kohl und mischen keinen Alkohol?“. Nach einer kleinen Einführung „How to Kraut“ sind wir bereit, um uns im großen Innenhof an unsere Schüsseln zu wagen. Aufteilung in Gruppen. Vorüberlegung: Was will ich eigentlich später essen? Rote Beete und Knoblauch müssen leider draußen bleiben, stattdessen wandert jede Menge kleingeschnittener Kohl, Sellerie und Lauch in meinen Topf. Wichtig ist eigentlich nur: Eine Vielfalt sollte vorhanden sein. Kimchi schmeckt auch besonders gut mit Chili – die Jungs am Tisch glauben Björn und verlangen nach der scharfen Sauce. Nur nicht in die Augen fassen mit den Händen! Anschließend Salzen und gut einmassieren bis eine richtige Lake entsteht. So zärtlich sind wir alle sicherlich noch nie mit Gemüse umgegangen. „Wozu kann ich mein Kimchi dann eigentlich essen?“, frage ich mich, während sich meine Hände rosa färben. „Am besten zu allem, was ein bisschen Pepp oder Säure vertragen kann“. Butterbrot. Rührei. Burger. Meine Augen glänzen: „Oooh! Das klingt gut!“. Jetzt aber schnell ins Töpfchen mit dem guten Kraut. Für das Verpacken gilt die Regel: „If it stays under the brine, everything will be fine“. Auf die Weck-Gläser und los. So langsam rücken wir am Tisch näher und begutachten gegenseitig die unterschiedlichen Gläser. Klar, appetitlich sieht irgendwie anders aus aber in drei Wochen ist das Kraut bereit für den ersten Geschmackstest. Nach zwei Stunden klingt der Fermentier-Prozess gar nicht mehr so abwegig und merkwürdig, denn eigentlich handelt es sich um eine jahrtausendealte Kulturtechnik, die durch die Industrialisierung der Lebensmittelproduktion in den Hintergrund gedrängt wurde. Lebensmittel auf natürlichen Wege haltbar machen und sich mit der eigenen Ernährung auseinander zu setzen, kann nur eine Bereicherung sein. Fröhlich beschriften wir unsere ersten fermentierten Kohl-Gläser und transportierten sie vorsichtig im Fahrradkörbchen nach Hause. Wir sind gespannt…

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„How to Kraut“
1. Schneiden
2. Salzen
3. Verpacken
4. Warten

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