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ich will nicht mehr wissen wie es war. ich will nicht mehr wissen, warum es vorbei ist.

2022, it’s over. Das Jahr verabschiedet sich mit knallenden Champagnerkorken, knuspriger Lasagne auf dem Teller, einem verheißungsvollen VOGUE-Horoskop unter dem Motto „Das Sternzeichen Löwe setzt 2023 auf Risiko statt Langeweile“, Umarmungen, einem funkelnden Nachthimmel, der von unnötig lauten Böllern unterbrochen wird, einer Taxifahrt bis zum Connewitzer Kreuz und einer bis in die Morgenstunden durchtanzten Nacht, die nur so von Euphorie strotzt. Darauf eine Gisela! Nach zwei Jahren sind wir endlich wieder dort, wo wir auch am Ende der vergangenen zwei Pandemie-Jahre sein wollten. Wir versüßen uns die Nacht mit den besten Songs aus 2022 und Gin Tonic. Wie zu erwarten, beginnt der Neujahrstag sehr langsam und mit dem gefassten Entschluss, den kompletten Monat, auf Alkohol zu verzichten – „Dry January“ also. Keine Sorge, zwischen „Veganuary“, „Dry January“, „Sporty January“ und „Sugar Free January“ ist es auch völlig ok einfach nur „January“ zu machen. Aber der Entschluss fühlt sich für mich gut an. Voller Tatendrang starten M. und ich direkt eine Runde auf dem Fahrrad, um den Cospudener See zuumrunden. Die Tour endet mit einem liegengebliebenen Stück Kuchen auf dem Teller und zwei müden Augen. So richtig schmeckt der Januar eben doch noch nicht. Auch nach knapp zwei Wochen nicht. R. macht mir Mut und sagt: „Das Jahr ist doch auch erst 11 Tage alt.“ – und es klingt so als müssten wir beide noch Verständnis dafür haben, dass wir uns erst aneinander gewöhnen müssen. Doch eigentlich hat sich mit den ersten Tagen des neuen Jahres nichts zu vorher geändert. Es fühlt sich nur so an, als müssten wir eine grundlegende Veränderung und Motivation für den Neubeginn in uns spüren.

Dabei spüren wir nur tiefe Entspannung und Müdigkeit. Sobald wir nach Weihnachten wieder in Leipzig ankommen, gehört die freie Zeit nur uns. Heißt: Wir machen wirklich nur das, worauf wir Lust haben und verstecken uns wie kleine Einsiedlerkrebse in unserem Haus. Dafür sind die Tage „zwischen den Jahren“ doch da. Wir lieben es! Endlich ist Zeit für all die liegengebliebenen Netflix-Serien, Bücher wie zum Beispiel „Kummer aller Art“ von Mariana Leky, Podcast-Folgen, um Laura und Simon kichernd zu lauschen, jede Menge Sprachnachrichten auszutauschen, Spaziergänge, Sport, in den Himmel zu starren und sich eventuell für zwei Tage „Die Sims 4“ zu installieren – natürlich ist letzteres Szenario frei erfunden. Genauso soll doch bitte auch der Januar weitergehen, wenn wir uns erst einmal daran gewöhnt haben. Leider klopft bereits am 2. Januar die Realität wieder an unsere Türen und wünscht sich, dass wir sie mit Aufmerksamkeit füttern. Warum es uns also so schwer fällt nach all den Festtagen, Feierlichkeiten und Freizeitaktivitäten wieder auf Betriebstemperatur zu kommen, ist damit offensichtlich erklärt. „So richtig angekommen, bist du noch nicht oder?“, fragt mich R. rhetorisch. Aber irgendwie ist es auch in Ordnung langsam in das neue Jahr zu starten und die Welt da draußen mal außen vorzulassen, wenn man sich danach fühlt. M. fragt mich, ob ich mir etwas für das Jahr vorgenommen habe und ich weiß lediglich, dass ich 2022 vieles für mich richtig gemacht habe und als Mensch gewachsen bin. Das beste Learning: Sich nicht mehr jeden Stress und die Sorgen aller auf den Tisch zu ziehen und sich stattdessen öfter mal, in der Yoga-Pose „Taube“ verharrend, zu sagen „Das ist nicht mein Business!“. Kleiner Scherz am Rande – aber es hilft dennoch. Außerdem verabschieden wir uns 2022 von Menschen, die permanent „mixed signals“ aussenden. Diese dürfen sich jederzeit zu den Kartoffelschalen im Bio-Müll gesellen. Stattdessen wollen wir nur gute Menschen um uns herum wissen, die unseren Wert kennen. Wir kennen ihren schließlich auch. Lasst uns viele gute Tage in diesem Jahr kreieren und nicht darauf warten. Wir entscheiden. Ok, na gut, vielleicht ziehen wir den Schlafanzug doch langsam aus…

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