[Nach einer Woche unterwegs, stellt man seinen Koffer ächzend wieder ab, streckt sich und schaut zufrieden auf dreckige Schuhe, kleine Gewürztüten, Eisflecken auf dem T-Shirt, tausend kleine Busfahr-, Zug- und Wasserboot-Tickets, kaputte Regenschirme und abgegriffene Stadtpläne. Aufgepasst, ich bin wieder da! Ich bin kein Reiseexperte und bestimmt auch kein erfahrener Reisender. Aber ich glaube, ich habe in den letzten Tagen verstanden, worum es geht, wenn man fernab von Zuhause ist und reist. „Was erwartest du denn von deinem Urlaub? Was soll er mit dir machen?“ Diese Fragen habe ich mir nachts im Nachtzug nach Venedig immer wieder gestellt. Urlaub ist immer noch etwas Besonderes und so richtig Wegfahren ist selten geworden. Das ist alles gar nicht so einfach die richtige Zeit, Mitreise-Person, finanzielle Möglichkeiten und Orte zu finden. In diesem Fall sagen die Großeltern: „Mach dir eine schöne Zeit“. Das erwarte ich also: Eine schöne Zeit. Zum richtigen Zeitpunkt, denn es wird Zeit mal wieder rauszukommen und sich über viele Alltagssorgen einmal keine Gedanken mehr zu machen. „Das ist zu einfach“, sagst du. „Aber ich weiß nicht mal, ob ich das überhaupt noch kann“, sage ich. Aber am Ende fügt sich sowieso alles von allein. Neue Städte, neue Orte, neue Gerüche, neue Gerichte, neue Mentalitäten und viel Zeit. Die Reise soll etwas mit mir machen. Und wenn der Bus nicht kommt? Wenn man überteuerte Getränke bezahlenn muss? Wenn man nochmal umziehen muss? Wenn der Flug abgesagt wird? Dann ist trotzdem alles gut. Etwas, dass ich in den letzten Tagen wiedergefunden habe: Ruhe. Langsamkeit. Und Mut. Sich wieder viel mehr zutrauen, raus aus der bekannten Umgebung zu kommen, sich fallen zu lassen und auf unerwartete Momente zu stoßen. Merken, was man davon zurück in seinen Alltag nehmen muss. Was fehlt. Denn auf einmal stört einem überhaupt nicht mehr der Regen, irgendwie-sitzende Frisuren, zeitiges Aufstehen, Schlafplätze über zwei Sitze, völlig fremde Städte und Betten, enge Busfahrten, Warten auf das Abendbrot, Hochwasser und kein WLAN (Na gut, vielleicht ein bisschen.). Wir sind einfach darauf losgelaufen. Mit einem Stadtplan in der Hand. Abgebogen in die Straßen, die wir schön fanden. Stehengeblieben und aus dem Reiseführer vorgelesen und von ganz allein zu den schönsten Plätzen gekommen. Ausruhen. Pause machen. Cappuccino trinken. Die Einheimischen beobachten und dabei überlegen, was man noch machen möchte. Das hat alles gepasst. Keine Hetzjagd nach Souvenirs. Keine Sightseeing-Touren. Keine üblichen Städterouten. Dafür ein paar Karten zum Andenken schreiben, Restaurants und Cafés auf Empfehlungen besuchen, ganz viel nachfragen, sich den Weg erklären lassen, ganz wichtig: Umdrehen, sich in Italienisch üben und dabei alle Sprachen in einen Topf werfen, auf alle öffentlichen Verkehrsmittel zurückgreifen und trotzdem das Gefühl haben, dass man sich am Ende ein gutes Bild von den italienischen Städten und ihren Eigenheiten machen kann. Und irgendwann legt man auch die Kamera weg und genießt trotzdem. „So, wo reisen wir als nächstes hin?“ – Wir landen. Nach einem so stürmischen Flug nach dem man einfach nur einen Schnaps trinken will. Mit dem Fernbus geht es nach Hause. Leipzig begrüßt uns mit Regenwolken, kaltem Wind und den ersten Gedanken: Trotz aller Freude auf Zuhause, geht es jetzt dort weiter, wo man aufgehört hat. Nur hoffentlich ein bisschen anders als vorher. „Gegen Fernweh, hilft nur das Heimweh. Das rufe ich und renne los. Immer wenn der Regen gegen mein Fenster schlägt…“ – aber erstmal in Ruhe auspacken und wieder ankommen. Alles andere wird auch gut werden.]
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