In einer der vergangenen Kolumnen fragte sich Luise, woran man erkennt, dass man leider erwachsen wird. Ich antwortete, was mir zuerst einfiel. Da sind plötzlich Steuererklärungen, Besuche auf dem Arbeitsamt, Businesspläne, Briefe von Krankenkassen und vermehrt der Gedanke, dass alles plötzlich nicht mehr so unendlich scheint wie früher beim Räubern im Wald. Alles das, was insgesamt nicht so spaßig klingt. „Anne, so ist das eben, wenn man älter wird!“, ermahnen mich meine Freunde und ich denke mir: „Auf solche Gedanken habe ich eigentlich gar keine Lust“. Erwachsenwerden ist doch noch viel mehr. Als ich die Kolumne weiter lese, stoße ich genau wieder auf diesen Gedanken. Es geht doch darum: Zu wissen, wer man ist. Sich gern zu haben. Privilegien für sich aufstellen und ausleben. Nach Hause kommen zu dürfen, ohne Zeitvorgaben und Fragen. Völlig frei seinen Tag zu gestalten. Entscheidungen für sich selbst zu treffen und dazu zu stehen. Das klingt doch schon besser oder? Alles andere gehört eben dazu und verdient gar keine große Aufmerksamkeit. Aber so passiert es dann auch, dass eigene Projekte älter werden und „annabelle sagt“ schon auf sechs Jahre zurückblickt. Verrückt oder? Darauf einen Mexikaner… und naja das, was ich eigentlich immer gern mache: Kaffeetrinken und Kuchen naschen. Danke!
Aber auch ohne große Geburtstagsfeier vergeht die Woche wie im Flug, denn eine kleine Party an anderer Stelle gibt es trotzdem. „Warum feiert denn euer Fahrradmagazin in einem Friseursalon?“, wurde ich bestimmt fünfmal vor der Release Party gefragt. Nun, wer sich eine Party wünscht, kriegt auch eine. Die beste Antwort kommt dann leider zu spät: „Na, weil man Fahrräder auch frisieren kann!“ Frisiert wird an diesem Abend nicht mehr, dafür allerdings mit der Tattoo-Nadel verschönert. Live-Tattoo ist ja das neue heiße Ding auf Events, haben wir uns sagen lassen. Zu den Vorbereitungen habe ich beim Limonade abholen noch etwas Tolles entdeckt. Bei Egenberger in Plagwitz gibt es nicht nur Leipziger Limonaden, sondern jetzt auch Eis zum Quetschen. Mein Calippo-Herz schlägt höher! Das Quietzsch-Eis mit Zitronen-Sorbet hat es mir gleich angetan und wird noch direkt auf dem Parkplatz getestet. Köstlich!
Auf diesen einen Tag haben wir wirklich schon lang gewartet und fast schon nicht mehr daran gedacht. Aber in dieser Woche war es soweit. Die Ausstellung von Yoko Ono wird im Museum der bildenden Künste feierlich eröffnet. Unzählige Menschen versammeln sich an diesem Abend vor den Türen des Museums und nur durch einen lieben Zufall wird mir noch ein Bändchen zugeworfen, so dass ich mir die Eröffnungsperformance live ansehen kann. Yoko Ono kam selbst nicht. Bis zuletzt haben wir darauf gehofft aber ja, eigentlich war der Gedanke schon viel zu verrückt, dass diese zarte Person wirklich durch die Tür schreitet. Dafür zeigte die Performancekünstlerin Echo Morgan eine von ihr entwickelte, revolutionäre Performance „Cut Piece“ aus dem Jahr 1964. Ein Murmeln geht durch den Saal als das Publikum versteht: Ja, wir sollen ihr die Kleider in kleinen Stücken vom Leib schneiden und es als Geschenk behalten. Zweimal klingelt ein Handy. Gesten mit dem BH in der Hand. Stille. Nichts passiert. Ihre nackten Brüste werden bedeckt. Klatschen. Sie zieht die Tücher von ihrem Körper. In dieser Stunde schießen mir tausend Gedanken durch den Kopf, die ich dann alle wieder verwerfe oder davon abgelenkt werde, weil hinter mir geflucht wird: „So eine Scheiße! Das hab ich vor 40 Jahren schon mal besser gesehen!“ Nichtsdestotrotz wurde die bisher größte Werkschau mit 71 Stücke von Yoko Ono eröffnet und gemeinsam mit ihrem langjährigen Freund und Kurator Jon Hendricks sowie Alfred Weidinger ausgewählt. Bis zum 07. Juli bleibt noch Zeit die „Peace is Power“ Ausstellung zu besuchen.
Passend zum Wochenende kommt dann auch endlich der Frühling zurück. Oder sagen wir: Das erste sommerliche Wochenende für ganze 48 Stunden, das wir eigentlich komplett draußen am Elsterkanal verbringen. Ich habe schon fast das Gefühl, dass ich braun geworden bin. Die Frage „Bringt noch jemand Eis mit?“ funktioniert, denn der Lieferservice denkt an uns. Während wir zum Ausklang am Abend eigentlich nur eine Bolo essen und ein Glas Wein trinken wollen, verwandelt sich in kurzer Zeit die Lieblingsweinbar dank DJ in eine kleine Tanzfläche bis spät in die Nacht. Damit hat eigentlich niemand gerechnet… aber umso schöner! „Ich habe eigentlich keine Ahnung mehr wieviele ich von diesen Cocktails hatte!“ Was für eine schöne Woche!
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.