Hygge war gestern – denn eigentlich gibt es für einen gemütlichen Moment mit Kaffee auf der Couch bei schwummrigem, warmem Licht nur einen Begriff, der sich mit sächsischem Dialekt noch schöner sagt, nämlich „Muschebubu“. Der einzige Gefühlszustand, der einen grauen Novembertag so richtig erträglich macht. Mit genau diesem besonderen Gefühl von Wohlbefinden, gegenseitiger Wertschätzung und Empowerment startete die gebürtige Riesaerin Katharina Wittig im April 2022 mit ihrem feministischen und nachhaltigen Lingerie Concept Store „MuscheBubu“ auf der belebten Georg-Schwarz-Straße. Dabei soll vor allem eine sexpositive Haltung im Vordergrund stehen und jede*n Besucher*in ermutigen, unabhängig von Geschlecht, Beziehungskonzept und sexuellen Vorlieben eigene, authentische Wege zu gehen und dies auch über Mode, Literatur, Sextoys, Naturkosmetik und Accessoires auszuleben. Denn schließlich ist auch jeder Körper anders und verdient zu jeder Zeit einen wohlwollenden Blick sowie Aufmerksamkeit. Wer definiert schließlich Schönheit? Richtig, nur wir selbst! Dieses Gefühl von Empowerment und Selbstliebe wollen Meret, Kei und Katharina mit sorgfältig ausgesuchten Produkten vermitteln. Deswegen achten sie bei der Auswahl ihrer Kooperationspartner*innen auf Nachhaltigkeit, Transparenz und Selbstverständnis. Regional kooperieren „MuscheBubu“ zum Beispiel mit der Schlüpferschmiede, Undrowear und Slinga Illustration zusammen.
„In dem kleinen Store auf der Georg-Schwarz-Straße feiern wir Diversität, Akzeptanz und Selbstmitgefühl und versuchen allen unterschiedlichen Körperformen gerecht zu werden.“
Gründerin Katharina „Rina“ sagt selbst: „Mit MuscheBubu verbinde ich meinen Anspruch an Nachhaltigkeit mit dem Wunsch, einen Ort zu schaffen, an dem wir uns gegenseitigen wertschätzen und empowern. Damit Lingerie wirklich Freude bereitet gehört mehr dazu, als ein schickes Design: Es geht um die Menschen, die dahinter stehen und die, die es mit nach Hause nehmen!“ Dass sie irgendwann in ihrem eigenen Ladengeschäft steht, hätte Rina vor zehn Jahren auch nie geglaubt. Doch sie resümiert: „Mittlerweile weiß ich, dass ich hier genau richtig bin: Anstatt überholte Modelle zu verurteilen, trage ich lieber zur Weiterentwicklung bei.“ Vor dem eigenen Laden studierte Katharina studierte Lehramt in Kassel und war als Fachbereichsleiterin für Naturkosmetikprodukte in Drogerien unterwegs. Nach Leipzig hat es sie immer wieder zurückgezogen. Doch der Gedanke reifte, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Es brauchte eben lediglich seine Zeit bis dieser Gedanke auch ankam. Katharina wusste jedoch zu Beginn, dass sie ihre kreative Energie im Viertel einbringen und die Georg-Schwarz-Straße mitgestalten möchte.
„Es hat eine Weile gedauert bis ich mich getraut habe. Aber ich wusste, dass ich es auch alleine kann“, erzählt sie, während wir das Glas Prosecco erheben. 2019 trifft sie auf Meret, die „Digitale Medien“ studiert. Sie ist direkt Feuer und Flamme für das neue extravagantee, nachhaltige Lingerie-Konzept und bietet ihre Hilfe im Bereich Grafik, Fotografie und Design an – darüber hinaus hofft sie, dass sie mit ihrer Arbeit ein größeres Bewusstsein für feministische und nachhaltige Themen schaffen kann. Kei hingegen kennt sich als studierte Textildesignerin gut mit Materialien, Schnitten und Passformen aus und freut sich, dass sie zu einer Gesellschaft beitragen kann, die jeden Körper als schön anerkennt und Weiblichkeit unabhängig von Geschlecht und Normvorstellungen zelebriert. Bei einem Gläschen Wein im „Tante Manfred“ beschließen die früheren Arbeitskolleginnen Rina und Kei das zukünftige Ladenkonzept. Bis heute sagt Rina über Kei: „Du warst die erste Person, die an mich geglaubt hat. Das war sehr schön!“
Ende April 2022 eröffnete der kleine Store im Leipziger Westen und schafft seitdem mit einer Wohlfühl-Atmosphäre einen positiven Zugang zu Körper und Sexualität. Der Anfang war nicht leicht, erinnert sich Rina, denn ihr Traum sollte inmitten eines geopolitischen Angriffskriegs in Europa und einer wirtschaftlich schwierigen Situation direkt nach den Corona-Lockdowns fliegen. Zudem hatte sich der Innenausbau materialbedingt über mehrere Wochen verschoben. Ohne die Hilfe von Unterstützer*innen, Familie, Freundeskreisen und Mitwirkenden aus dem Viertel wäre dieses Projekt so niemals möglich gewesen. Doch die wunderschönen, unverputzten Wände, die mühelos hängenden Metallrohre, gut bestückte Vintage-Kommoden und ein sehr intimer Umkleideraum laden zum entspannten – und vor allem privaten – Ausprobieren der Couture ein. Auch, wenn „MuscheBubu“ mit ihrem Konzept in erster Linie FLINTA-Personen und Queers ansprechen möchten, wird niemand kategorisch ausgeschlossen. Von zarten, fliederfarbenen Dessous, klassisch schwarzer Spitzenunterwäsche, raffinierten Textilien bis zu bequemen Modellen ist alles vorhanden – für alle Körperformen abseits gesellschaftlicher Normen. Dieses Konzept müssen wir einfach feiern und laut sagen: Mehr davon!
Was?
MuscheBubu – Lingerie Concept Store
Wann?
Montag bis Samstag 11.00-19.00 Uhr
Dienstag Ruhetag
Wo?
Georg-Schwarz-Straße 114, 04179 Leipzig
Warum?
Wegen Diversität, Akzeptanz und Selbstmitgefühl und dem Versuch allen unterschiedlichen Körperformen gerecht zu werden. „MuscheBubu“ versucht sich als feministischer und nachhaltiger Lingerie Concept Store für einen positiven Zugang zum eigenen Körper, Sexualität und uns selbst einzusetzen. Neben extravaganter Couture warten auch Bademode, Sextoys, Naturkosmetik, Postkarten und feministische Literatur auf die Besucher*innen. Nimm dir Zeit für dich und entdecke hochwertige Lingerie in einem sicheren Umfeld – für alle, unabhängig von Körpertyp oder Geschlechtsidentität. Embrace yourself!
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