[Anzeige.] In der Luft liegt schon ein Hauch von kühler Luft, Tau auf den Wiesen, süßen Weinreben und Blättern, die so langsam ihre Farbe ändern wollen. Dass der Herbst unweigerlich vor der Tür steht, lässt sich kaum noch leugnen. Es ist diese Zeit im Jahr, in der die Winzer auf den Weinbergen vermutlich jeden Tag ihre Trauben begutachten und nur noch auf den richtigen Zeitpunkt warten bis sie zur Weinlese aufrufen. Direkt vor unserer eigenen Leipziger Haustür liegt mit der mitteldeutschen Weinregion Saale-Unstrut eins der schönsten Weinanbaugebiete Deutschlands. Den Wunsch, dass ich die südlichste Region des Bundeslandes Sachsen-
Obwohl die fast 1000-jährige Domstadt Naumburg nur eine knappe Stunde mit dem Zug entfernt ist, hat es mich noch nie dahin verschlagen. Merseburg und Zeitz hingegen haben wir vor vielen Jahren einen Besuch abgestattet. Naumburg selbst liegt inmitten des Burgen- und Weinlandes Saale-Unstrut, einer geschichtsträchtigen Kulturlandschaft mit über tausend Jahre alten Weinbergen, Streuobstwiesen, Flusstälern und Wäldern. In Naumburg treffen Bauwerke der Romanik und Gotik, farbenprächtige Bürgerhäuser der Renaissance und des Barock sowie malerische Gassen vom Reichtum der Stadt durch Handel und Messen im Mittelalter aufeinander. Schon bei meiner Ankunft erkenne ich, dass dieses Städtchen auf ein großstädtisches Flair verzichtet und all seine Aufmerksamkeit den alten Gassen, Kulturdenkmälern und einem gemütlichen Treiben schenkt.
Damit auch ich in Naumburg so richtig ankommen kann, empfängt mich, der überaus sympathische, Mario in seiner Ferienwohnung dem „Domizil Naumburg“ in der historischen Altstadt. Auf über zwei Etagen darf ich mich für die nächsten drei Tage ausbreiten und das fast schon luxoriöse Etablissement mein Zuhause nennen. Falls ich heute noch neue Freunde finde, dann haben die auch definitiv noch genügend Platz. Für meine Erkundungstour durch die preisgekrönte Welterbe-Stadt Naumburg kann beginnen, denn im Innenhof steht schon ein Diamant Fahrrad bereit. Fahrrad fahren habe ich mich ausdrücklichst gewünscht. Es kann ja schließlich niemand ahnen, dass man sich bei einer Fahrt über die legendäre Weinstraße auf dem Weg nach Bad Kösen verfahren kann. Von meinem Guide Kristin bekomme ich in kürzester Zeit den Weg geschildert und nicke aufmerksam. Hängengeblieben ist anscheinend nur das Wort: Weinberge. Die Sonne scheint, die Pedalen drehen sich, die Weinberge tauchen vor mir auf und so langsam begreife ich, warum hier jeder von der „Toskana des Nordens“ spricht. Ein paar Mal halte ich an und pflücke mir eine Traube. Natürlich nicht direkt vom Hang, sondern von den einzeln aufgeführten Reben am Straßenrand. Das Gebiet um Saale-Unstrut bietet mit über 60 Rebsorten eine unglaubliche Vielfalt. Als Spezialitäten der Region gelten elegante Weiße und Graue Burgunder, aber auch erdige Silvaner, spritzige Rieslinge und der feinwürzige Müller-Thurgau. Zu den Raritäten gehören Gutedel und der rote André, der nur an Saale-Unstrut wächst. Auch das werde ich alles kennenlernen und zum ersten Mal richtig schätzen lernen, wieviel Arbeit eigentlich in einem Glas Wein steckt.
Bevor es eigentlich nach Bad Kösen geht, hätte ich vorher am Zisterzienser-Kloster in Schulpforte abbiegen müssen. Die 2,9 km muss ich nun also wieder zurückradeln. Ein Running Gag für den ganzen Tag, der den eng gestrickten Zeitplan auch ganz schön auf die Probe stellt. Fast eine Stunde zu spät erreiche ich das ehemalige Kloster- und das heutige Schulgelände der Stiftung Schulpforta. Eine kleine Pause vom Fahrradsattel und ein schattiger Spaziergang durch die Gemäuer des 1137 gegründeten Klosters wirken wahre Wunder. Die neue Kraft wird auch benötigt, denn im Landesweingut Kloster Pforta wartet schon eine kleine Führung vom Kellermeister persönlich durch den ehrwürdigen Weinkeller mit all seinen Holzfässern und echten Schätzen. Von tiefsten Tiefen, in luftige Höhen. Die Burgruine der Rudelsburg empfängt uns als nächstes Ziel mit einem Anstieg in luftige Höhen und einem gemütlichen Mittagessen mit den ersten frischen Pfifferlingen.
Nur zehn Kilometer entfernt lassen die Betreiber der KanuTours in Camburg unser Kanu ins Wasser. Die Saale muss man schließlich auch mit einem Paddeln in der Hand erlebt haben. Schwimmweste anlegen, die Kamera in der wasserdichten Tonne verstauen und einmal kräftig vom Boden abstoßen. Kristin und ich geben ein ziemlich gutes Team im Kanu ab und umschiffen die kleinen Stromschnellen ganz galant. Mit dem Blick auf einen strahlend blauen Eisvogel werden wir sogar belohnt. In Kaatschen ist Endhaltestelle. Jetzt wartet nur noch ein Gläschen Wein in der Erlebnisgastronomie vom Weingut Zahn auf uns. Bis nach Leipzig haben wir von diesem Familienbetrieb und seinen fantastischen Weinen gehört. Kein Wunder, dass er gleich im Rucksack landet. Ganz unbemerkt sind wir jetzt schon in Thüringen angekommen. Doch dazu werde ich am zweiten Tag noch viel mehr erfahren. Bei einem Kartoffelgratin, Gesprächen direkt aus dem Weinberg und Hauswein der Villa Ilske lassen wir den Abend ausklingen. Wer hätte gedacht, dass man allein an einem Tag so viel erleben kann…
Der Regen am zweiten Tag hat mir auf keinen Fall die Laune verdorben, denn unser Tag ist mit vielen schönen Ausflügen vollgepackt. Nachdem wir die Saale erkundet haben, ist nun die Region der Unstrut an der Reihe. Aber erst nach einem Pancake-Frühstück im Café Wunderbar. An die herzliche Begrüßung und guten Kaffee von Besitzerin Ines könnte ich mich glatt gewöhnen. Wir weichen ein wenig von der Route ab und lassen das Rad diesmal stehen. Auch Kristin taucht gegen Kathi, die mich mit dem roten Bus zum Herzoglichen Weinberg nach Freyburg bringt. Frau Kühnel stellt schon den Hauswein bereit und gibt uns einen kleinen Überblick zur Geschichte der kleinteilig, terrassierten Rebanlagen. Die Hauptrebsorten sind Weißburgunder, Silvaner und in kleinerer Menge Blauer Spätburgunder. Wir lauschen einfach nur nickend ihren Geschichten und vergessen unter einem Wein behangenem Himmel den Regen. Die lebhaften Feste im Weinberghaus können wir uns nur zu gut vorstellen und können uns kaum von diesem sympathisch geführten, barocken Weingarten lösen. Aber Kathi hat die Zeit im Blick und führt mich direkt weiter zum neu eröffneten Weinhotel Freylich Zahn. An dieser Stelle erfahre ich auch zum ersten Mal von den acht befreundeten Winzern, die sich zum Weinverbund „Breitengrad 51“ zusammengetan haben. André Zahn darf an dieser Stelle natürlich nicht fehlen. Man sagt, dass es entlang des 50. Breitengrades ein spezielles Klima gibt, dass den Rebsorten zu idealen Bedingungen verhilft – doch nun präsentiert auch der 51. Breitengrad echte Qualitätsweine. Die darf man dann im Hotel am Weinkühlschrank auch selbst verkosten. Darf ich gleich nochmal?
Auf einen Programmpunkt habe ich mich besonders gefreut. Die Führung durch die historische Rotkäppchen Sektkellerei in Freyburg mit der Geschichte zum „roten Käppchen“ und einem Gläschen von der guten Flaschengärung. Über die Herstellung von Sekt und seinen Weg zur Flaschengärung lernen wir richtig viel und würden uns am liebsten gleich selbst am Rüttelbrett versuchen. Die Flasche mit dem „Goldkäppchen“ landet im übrigen auch gleich noch im Rucksack, denn diesen exklusiven Premiumsekt gibt es nur in Freyburg selbst zu kaufen. Man kann ja schließlich nie wissen… Weiter gehts! Einen bedeutenden Teil für die Region stellt die Arbeit der Stiftung der Kloster und Kaiserpfalz in Memleben dar. Die Ortschaften werden immer kleiner und zugleich wird der historische Fußabdruck immer größer. An der südlichen Route der „Straße der Romanik“ liegt Memleben, der Sterbeort sowohl König Heinrichs I. (†936) als auch seines Sohnes Kaiser Otto I. (†973). Somit stehen wir echten architektonischen Zeugnissen einer mittelalterlichen Klosteranlage, die noch bis zur Gegenwart von Benediktinermönchen genutzt wird, gegenüber. So langsam füllt sich mein Kopf mit geschichtlichen Fakten und der Feierabend ruft nach einem Gläschen Wein. Im Weinberghotel Edelacker ist das Grill Buffet schon aufgebaut. Wir genießen die Aussicht und blicken im Abendlicht auf das Unstruttal. So langsam neigt sich unsere kleine Reise dem Ende…
Der Rucksack ist gepackt, der Kaffee steht im Café Wunderbar auch schon bereit und die Sonne wagt sich wieder durch die Wolken. So langsam gewöhne ich mich an das Naumburger Leben und kann mich auch ohne Hilfe durch die Gassen navigieren. Die letzten Stunden vor meiner Abreise stehen ganz im Zeichen der Weltkultur in Naumburg. Der Naumburger Dom St. Peter und St. Paul zählt zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern aus der Zeit des europäischen Hochmittelalters, den ich mir nicht entgehen lassen will. Im Juli 2018 schafft es der, fast vollständig erhaltene, Naumburger Dom mit der Verbindung von Architektur, Bildhauerei und Glasmalerei in die UNESCO-Welterbeliste. Nach zwei ablehnten Versuchen. Besonders den Stifterfiguren im Westchor sollte man seine Aufmerksamkeit schenken, denn die schönste Frau des Mittelalters, die „Uta von Naumburg“, ist weltbekannt und hat es als Vorlage vielleicht sogar in die Filme von Walt Disney geschafft.
An dieser Stelle taucht Mario wieder auf und führt mich einmal quer durch seine Stadt und hoch hinaus auf den Glockenturm der Stadtkirche St.Wenzel. Auf knapp 50 Metern über der Stadt bekommen wir einen beeindruckenden Überblick über Naumburg. Aber Achtung, gut festhalten, die Glocke schlägt gleich! Ich lege Mario ans Herz, dass er die Führungen unbedingt öfter geben sollte und drücke ihn zum Abschied herzlichst. Wir sehen uns in Leipzig im Renkli! Schließlich liegt doch hier alles um die Ecke. Auf dem Weg zum Bahnhof laufen wir noch der historischen Straßenbahn, genannt „Wilde Zicke“ über die Schiene, die noch immer als kleinste Straßenbahn Europas ihre Runden durch die Stadt dreht. Ok, Ciao Saale-Unstrut! Ich komm auf jeden Fall wieder und fahr den Rest der Weinstraße ab… Danke für diese wunderschöne Erlebnisreise!
[Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Saale-Unstrut Tourismus e.V. erschienen.]
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