Nach der Messe ist vor der Messe – wie die Leute in grauen Anzügen immer sagen. Vergangene Woche fand wie immer im Oktober die Frankfurter Buchmesse statt und wir durften wieder dabei sein. Das hieß dann 6 Uhr morgens am Lindenauer Markt stehen und zu viert versuchen Gepäck für gefühlte zehn Tage in einem kleinen Kofferraum zu verstauen. Diese vier Mädchen wussten auch nicht, dass es komplett in Hessen keine Autobahnausfahrten, Raststätten auf der A5 oder empfangsstarke Radiosender gibt. Wir sehen: Wald. Viel Wald. Die Hälfte schläft. „Eh, Mädels. Wer zuerst das „M“ sieht, hat gewonnen!“ Gewonnen. Endlich. Das letzte Mal, als wir uns so über ein McDonalds Frühstück gefreut haben, war wahrscheinlich vor 10 Jahren.
Später als gedacht, erreichen wir Frankfurt am Main. „Wir hätten da eben abbiegen mü… WOH! So wie du fährst, hätten sie gleich GTA 6 rausbringen können“. Gängster am Steuer. Aber nur so haben wir es fast rechtzeitig zum Messestand geschafft. Ein Strahlen in den Gesichtern. Frankfurt überzeugt mit Größe. Laufbänder, Glasübergänge, Dachterrassen mit Blick auf die Skyline, Stände auf zwei Etagen, bekannte Gesichter, oh Boris Becker, überall Bücher und Menschen. Der diesjährige Ehrengast Brasilien gibt sich tagsüber zugeknöpft und stellt die heimische Kultur sowie musikalische, lyrische und erzählerische Kreativität mit 70 Autoren dar. Auf den Messepartys lassen die Verleger dann aber die Samba-Hüften kreisen. Und spätestens zu „Get Lucky“ wurde dann auch die Generation 60+ überzeugt (reines Wissen aus den Messezeitschriften). Wenn wir uns nicht gerade am Stand unterhielten und Abiturienten überzeugen wollten Buchwissenschaft zu studieren, stromerten wir über die Messe. Dabei verlaufen? Garantiert. Aber so macht die Branche Spaß. Happy Hour mit Wein und Sekt. Bierempfang von der Universität München. Autoren die Hand schütteln. Lässig an fremden Ständen Kaffee trinken. Bücher bekommen, die man schon immer mal lesen wollte. Jaja, richtig. Die bekommt man, wenn man lieb nachfragt. Aber irgendwann gegen 18Uhr ist dann auch Feierabend. Bitte alle runter von der Messe. Denn dann öffnen Cafés, Literaturhäuser und auch die Verleger selbst, ihre Türen für Empfänge, Lesungen oder berühmte Messepartys.
Aber auch abseits vom Messegeschehen kann Frankfurt bei Nacht sehr schön sein. Nach einigen Besuchen in den letzten Jahren sogar vertraut. Überall Lichter. Ein bisschen New York für die Westentasche. Apfelwein trinken in Sachsenhausen. Niedliche, italienische Restaurants mit selbstgemachten Nudeln und überfürsorglichen Kellnern. Nette Kioskbesitzer. „Guckst du, ich bin hier. Nicht weglaufen. Ich bin doch da“. Jugendherbergsatmosphäre im Hostel mit Bier im Bett trinken, zusammen duschen gehen und gemeinsam a Liedl singen.
Schwer bepackt fahren wir nach Hause. Tschüss, Frankfurt. Es war wundervoll. Bis vielleicht nächstes Jahr. Das schönste Mitbringsel von der Messe: „Magical Mystery“ von Sven Regener mit Autogramm. Hach.
Tolle Bilder, fantastische Impressionen…wusste gar nicht das die Frankfurter Buchmesse so schön sein kann, obwohl ich in Frankfurt seit ’89 wohne und auch schon dort zur Buchmesse war ^^