„Bist du dir sicher, dass es hier nach Ferropolis geht?“ „Ja, wir müssen einfach der Umleitung folgen“. So ganz sicher sind wir uns da aber mitten im Wald dann doch nicht mehr. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und dieser führt uns direkt bis zur Baggerlandschaft nach Gräfenhainichen. So langsam setzt ein vertrautes Gefühl von Ankommen ein. Man erkennt die kleinen Ziegelhäuser, den Döner-Imbiss, den Parkplatz und den Zeltplatzeingang der letzten Jahre. Zelt, Pavillon, Schlafsack – am besten alles auf einmal in die Hand, auf die Schultern und den Rücken nehmen. Ab jetzt heißt es drei Nächte lang zelten. Wer mich kennt, weiß, dass ich das eigentlich gar nicht so gern hab. „Wie jetzt ohne Steckdose, W-LAN, Glätteisen und schönem Bett?“ – aber genau darauf muss man sich einfach mal einlassen. Auf Gewitter, Hagelkörner, fast 40°C, Rührei aus dem Tetrapack, Ameisen im Zelt und lauwarme Getränke. Fürs nächste Jahr müssen wir uns nur merken: So ein Pool direkt neben dem Zelt wäre extrem gut. Besser als die umfunktionierte IKEA-Tüte. Oder ein riesiger Pavillon, der jeden Regen abfängt. Aber das sind sowieso nicht die Geschichten, die einem nach einem Festivalwochenende im Kopf bleiben. Sondern viel mehr die vielen verrückten Gespräche auf dem Zeltplatz, der Anblick von Morgen-Yoga, Glitzertattoos auf den Armen, schwitzige Busfahrten, die vielen schönen MELT!-Mädchen (und Jungs) mit Blumenhaarkränzen, bunt beleuchtete Tagebau-Bagger, tanzen im Sand, Glitzergesichter, kleine Tränen in den Augen im Intro-Zelt, Besuche beim Festival-Arzt, Bühnen voller Abendlicht, ganz viele liebe Umarmungen und vor allem die MUSIK. Ich hätte es ja vorher nicht gedacht – aber musikalisches Highlight: KYLIE! Wahnsinnige 2 1/2 Stunden Popsensation mit Glitzerkleidchen und quietschigen Ansagen. Man musste Kylie einfach gern haben, allein schon, weil man jedes Lied mitsingen konnte. Jetzt versucht mal „The Loco-Motion“ aus dem Ohr zu bekommen! Nach Kylie fanden wir aber auch: Bilderbuch, Mogwai, Shura, Nils Frahm, Bonobo, Jamie XX, Young Fathers, Odesza, Catfish And The Bottlemen, Jamie T und Howling ziemlich toll. Wir waren richtig heiß auf: Flume. Fürs Herz: AnnenMayKantereit und Element Of Crime. In Reihe 3 gewagt und die Faust erhoben zu: Tocotronic. Ziemlich glücklich und ausgelassen zu: Erlend Øye & The Rainbows. Endlich mal: London Grammar. Begeistert von: Jon Hopkins. Leider verpasst wegen parallelen Zeiten: Aaurora, Django Django, Clark, Autechre & Darwin Deez. Du warst schön, MELT! Festival.
Wie gut, dass einen analoge Fotos auch Wochen später nochmal an den Sommeranfang im Juli erinnern. Was bleibt? Getrocknete Blumenkränze, halbvolle Glitzerpackungen, Festivalbeutel- und Karten, Fotos und dieses Kribbeln im Bauch. Bis nächstes Jahr, Ferropolis! Dauert ja auch gar nicht mehr so lang…
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