Header_annabelle sagt
das leipziger lifestyle magazin. ein hoch auf die kreativen dieser stadt!

we are faster than you.

Rückblick #79.

rosali1

1. Manchmal muss man auch für nicht so schöne Dinge nach Hause fahren. Da erreichen einen vorher traurige Anrufe, mit denen man nicht gerechnet hat. Das sind aber diese Tage, an denen man in der Familie zusammenbleibt, sich Geschichten von früher erzählt, Abschied nimmt und mit einem kleinen Lächeln zurückfährt, weil man weiß, dass alles genau so war, wie es sein sollte. „Ich glaube, wir müssen nicht traurig sein. Das Schöne ist, dass wir das letzte Mal genau so vor ihm saßen wie er es sich gewünscht hat“. Durchatmen. Zug fahren und wieder ankommen. Es wird wieder besser.
2. Das wahrscheinlich größte Ereignis in diesem Jahr bisher: Ich habe ein Buch geschrieben. Mit dem Titel „Masterarbeit“. Fast ein ganzes Jahr Arbeit und viele Pausen dazwischen stecken darin. Sätze, die ich nicht mehr hören kann: „Solltest du nicht eigentlich in der Bibliothek sein?“ „Schreibst du noch an deiner Arbeit?“ „Wie soll das denn alles werden?“ „Hat die Druckerei da auch wirklich geöffnet?“ „Du musst eben Prioritäten setzen“. Das hieß dann in den letzten Wochen: Schreiben, schreiben und abends eben immer noch schreiben. Und manchmal auch „Nein“ sagen. Wie immer: Viel zu knapp. Wie immer: Am Ende völlig fertig mit den Nerven. Aber auch wie immer: Pünktlich abgegeben. Check. Eine letzte Umarmung im Prüfungsamt. Ein Blumenstrauß. Sekt vor der Albertina und ein erster, freier Nachmittag mit Kopfschmerzen und einem bezahlten Essen in der L’Osteria. Tschüss Uni! Hallo Leben. Ich bin wieder da.
3. Die neue Freiheit gebührend mit dem Bushido Konzert im Haus Auensee feiern. Fahrservice, an der langen Schlange am Eingang einfach vorbeilaufen und am Eingang Boss spielen. „Wie jetzt – wir stehen nicht drauf?“ „Ist das abgesprochen?“ „Na sichi“. „Ja, gut. Dann geht durch“. Im direkten Vergleich mit Kollegah schneidet Bushido musikalisch irgendwie besser ab und auch wir heben mal die Arme zum Bouncen. Hier fragt auch niemand, ob wir Abi haben. Bushidos Lieblinsgwörter: Pussy, Mutter, Berlin und Ficken. Danach entschuldigt er sich aber bei den anwesenden Müttern. Die will er nämlich gar nicht „in ihren Uterus ficken“. Ach, Rauchen ist auch schlecht, liebe Kinder. Guter Mann. Ehm.
4. Erst Döner, dann Ilse. Hinzugezogenen Neu-Leipzigern sollte man doch wirklich mal zeigen, wo man einen guten Döner nachts essen kann (Ja, wahrscheinlich überall entlang der Karli). Wir bevorzugen: OliveTree. „Gar nicht schlecht. Darf ich nochmal beißen?“ Scheiße. Jetzt schmeckt es so gut, dass man auch noch teilen muss. Nach ein paar Gläsern Rotwein sind wir bereit für „Friday on my mind“. Irgendwas ist nur anders. Die Leute sind jünger geworden, die Musik hat uns gar nicht gefallen (die Chance steht eh meistens 50:50), tanzen wollten wir auch nicht und eigentlich kann man auch 3Uhr schon wieder gehen. „Nächstes Mal wieder“. „Dann aber eh…“
5. Richtig reich wird eben nur in Chemnitz gefeiert. Wir trinken Wodka aus kleinen Colaflaschen, klettern über edelsteinbesetzte Treppen in den Klub und lassen uns auf dem Atomino-Teppich fotografieren. Hier wird unter Diamanten getanzt, Schnaps an der Bar nachbestellt und eng zusammengerückt. Am Ende wird man sogar noch nach Hause gefahren und muss nicht mal das Taxi bezahlen. Reichfürimmer-Abende sind eben immer schön und reich an Liebe. Ganz besonders, wenn man immer bekannte Gesichter von früher trifft oder Berlinmädchen umarmen kann.
6. ENDLICH! Als hätte Uri Geller seine Hände oder Gedankenkraft im Spiel gehabt: Genau dann, wenn die naTo ihre Küche wieder feierlich eröffnet, stehen wir davor und überlegen, wo wir essen wollen. Na, genau hier. Eine komplett neue Karte (leider auch neue Preise) erwartet uns. Herbstgerichte mit Kürbis, Pastinaken und Rüben. Wir bestellen: Ein Kürbisrisotto, Steckrübensuppe und Topinambursalat. Richtig gut. Auf der Karte steht „BesserEssen“. Das klappt hier auf jeden Fall.
7. Völlig überfordert damit: Nachmittags frei – und jetzt? Das macht keinen Sinn, wenn alle noch arbeiten müssen. Umso besser, wenn manchmal ein Hund Zuhause wartet, der gern mit raus möchte. Eine Hundeleine anlegen, kann ja nicht so schwer sein. Dachten wir. Gut, so richtig hinbekommen haben wir es nicht aber Manni konnte laufen und frei atmen. „Meinst du, das ist zu eng?“ „Oh Gott. Atmet Manni schwer?“ „Das macht er nur, weil er die ganze Zeit rennt…“ Aufgepasst Reudnitzer Straßentölen, jetzt kommt Manni. Die Warnung ist berechtigt: Sein Ego ist fünfmal so groß wie er.
8. Was man am besten macht, während man auf 107 Seiten aus dem Drucker wartet: Eiskaffee trinken, das neue BLONDE Magazin lesen, Laubblätter zählen und in die Luft starren und alles, was Spaß macht.
9. Großeltern kennen natürlich auch zum Feiertag keine Ruhe. „Die Äpfel müssen runter vom Baum“. Gut, dann pflücken wir eben Äpfel zum Tag der deutschen Einheit. Schichten ältere um, sortieren aus, schleppen heimlich die reifen weg und überlegen in der Zeit, was man alles damit herstellen kann. Mrjam!
10. Schmunzelbesuch und eine neue Leipzigbewohnerin für die nächsten drei Monate. Das ist ja fast wie früher. Ferien in Leipzig sind doch schön. Vor allem, wenn sie gleich am ersten Abend mit Bier, Gin Tonic, vielen Menschen und einer WG-Party in der Südvorstadt beginnen. Jeder kennt jeden. So ist das hier. Und, wenn nicht, lernt man sich kennen. Besonders lustig: Betrunkene Gastgeber, die irgendwann selbst nicht mehr wissen, was sie erzählt haben und am nächsten Tag fragen: „Wann seid ihr los? Und wo war ich da?“. Aber noch viel besser ist es, wenn man morgens feststellt, dass man nachts zehn Selfies vor dem Badspiegel nicht an eine Freundin, sondern an seine Kommilitonen in Würzburg geschickt hat. „Huch, falscher Chat. Sorry“. „Anne, ich schick dir nie mehr nachts Bilder“.
11. „Save the last dance“ hieß das angeblich letzte Open Air auf dem Fockeberg. Das glauben wir zwar noch nicht so ganz aber es lohnt sich für einen Sonntagsausflug mit der Feriengäng. Elektromusik, Cola trinken, müde Augen mit Sonnenbrillen bekämpfen und in die Runde schauen, wenn man noch so kennt. Allein für den wunderbaren Ausblick auf Leipzig lohnt sich der Anstieg.
12. Wir sitzen bei Kaffee und Kuchen im Café baubau und beobachten vorbeifahrende Reisebusse auf denen steht: Fühl dich wohl – mit Polster & Pohl. Das beschreibt den Sonntagnachmittag ziemlich gut. Wir sitzen mittlerweile wieder im Warmen, bestellen zum Chai noch eine Quarkschnitte, tippen auf unseren Handys und einfach so endet damit eine ziemlich schöne Woche.

abgelegt unter konzerte leipzig unterwegs