MELT MY HEART. Vier Tage in Ferropolis warten auf uns. Das Auto ist gepackt, die Festivalmuffins sind verstaut und die Tickets für die Pre-Party stecken in der Tasche. In nur 45 Minuten erreichen wir den Camping-Platz. Und wir dachten noch, dass wir clever mit dem Shuttlebus unsere ganze Ausrüstung transportieren können. Es konnte ja keiner ahnen, dass zum Donnerstagabend schon alle Plätze im Norden belegt sind. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als alles nochmal quer über das Feld zu schleppen. „Naja, hätten wir auch gleich aus dem Auto aussteigen können. Wat solls!“ „Aber einen sehr schönen Platz habt ihr gefunden“. Zeit zum Camp aufbauen. Vier Ecken, vier Mädchen. Der Pavillon, Verzeihung, das Partyzelt mit Girlande und unseren Zelten im Halbkreis steht. Die Rettungsfolie glitzert im Scheinwerferlicht. „Funktioniert das?“ „Klar, hier drinnen sind mindestens -20°C. Das kühlt total aus“. Zum Abendbrot reichen wir Leberwurst-Brötchen, Orangensaft und Blaubeer-Muffins. Den ersten Weg zum Ferropolis-Gelände laufen wir. Die Herzen schlagen höher, als wir die Tagebaubagger am Horizont erkennen. Kiesza, Little Dragon, Bonaparte und das King Kongs Kicks-DJ Team locken die ersten Festival-Besucher ins Intro-Zelt. Und die sind schon ganz schön gut drauf. „Was macht er da?“ „Ich glaube, er kaut auf dem Pfand-Chip und denkt, dass sei ein Kaugummi“. Ab ins Zelt. Vorsichtig ausleuchten. Ok, keine Insekten. „Gute Nacht“.
Die nächsten Tage wachen wir immer wieder pünktlich um 8 Uhr auf und schreiben Nachrichten zum Nachbarzelt: „Bist du wach? Es ist mega heiß“. Noch ohne Kontaktlinsen in den Gemeinschaftsduschen stehen, im „Mit Verachtung“-Shirt am Waschbecken Zähne putzen und sich danach wieder in den Campingstuhl fallen lassen. „War das anstrengend“. Die anderen von der Gruppe liegen mittlerweile vor dem Zelt und schlafen im Schatten weiter. Die Jungs von nebenan zischen das erste Bier. Wir bringen die Gaskartusche zum Explodieren und sitzen mit großen Augen in der Nebelwolke. Alles wie immer. „Naja, dann gibts eben nur Milchbrötchen mit Naschi“. Die besten Beschäftigungen für tagsüber: Eiskaffee vom Frühstücksstand trinken, mit dem Schatten mitwandern, das Partyzelt umstellen, sitzen, BRAVO-Fotolove-Storys in verteilten Rollen nachsprechen, aus der InTouch einen Fächer basteln und neue Akkulade-Geräte holen. Doch am allerbesten mitgedacht haben die Mädchen mit ihrem Spaß-Beutel. „Das ist unser FUN-Beutel. Da ist alles drin, ACHTUNG, was Spaß macht“. Tatsächlich. Rosa Haarfarbe, ein Würfel, der alles weiß und all unsere Fragen mit „Ja“, „Nein“ oder „Jein“ beantwortet, Konfetti, Seifenblasen-Pistolen und vor allem WASSER-TATTOOS. Allein damit bekommt man einen ganzen Vormittag rum. „Ok, also dir empfehle ich das Tribal. Mit den Totenköpfen. Und das würde ich mit einer Blumenranke abschließen. Was hältst du davon? Dann stech ich dir das jetzt“. Das ging echt unter die Haut. Die Tattoos sitzen perfekt. Wird keiner merken, dass die nicht echt sind. Keiner. Die Reisegruppe Klebetattoo und Bravo-Horoskop ist bereit für das Abenteuer Ferropolis.
Obwohl wir schon länger als 48 Stunden auf dem Festival sind, gewöhnen wir uns nur schwer an die 34°C. Der Nagellack schmilzt auf den Fingern, das iPhone stellt sich selbstständig in den Hitze-Schlummermodus und die erste Handyhülle überlebt nicht. Doch wir entwickeln gute Strategien, um uns abzukühlen. (Vor allem aber, um uns bis 17Uhr zu beschäftigen.) Ganz vorn: Kalte Getränke vom Frühstücksstand, Snapbacks, wahlweise Handtücher über dem Kopf, Bundeswehr-Planen als Sonnenschutz spannen, Wege über das Gelände gebündelt erledigen, mit dem Shuttle-Bus fahren, ganz viel Wasser trinken und erst ab 20Uhr tanzen. Die besten Ideen hat man immer zum Schluss. „Wir haben doch alle das Auto auf dem Parkplatz stehen. Lass uns doch einfach an den See fahren“. Wir lernen: Gräfenhainichen hat viele kleine Seen in der Umgebung und so erobern wir den Ort Gröbern und das lauwarme Seewasser. Bikini (oder eben auch halbdurchsichtiges Höschen) an. Rein ins Wasser. Sechs Mädchen im Wasser, die kichern, sich vor Libellen verstecken („Die können stechen, ja!“) und ihre Lieblingstattoos präsentieren. „Sind die anderen am Ufer so leise oder sind wir hier so laut?“ „Ich glaube, man hört uns bis zum Parkplatz“. So lässt es sich aushalten. Herrlich. Und als wunderbaren Abkühlungsbonus liefern abends noch zwei zuckersüße Fräuleins Zitroneneis mit Streuseln und Waffeln in Herzform vom Eisstand nach draußen. Hmm. Danke und Mrjam!
Melt! Festival, wir haben dich ganz schön lieb. Du empfängst uns jedes Jahr auf deinem wunderschönen Gelände. Wir genießen die Momente, wenn die Sonne untergeht, alle zu deiner Musik tanzen, Konfetti werfen, das Glitzer auf den Wangen schimmert und die Tagebaubagger leuchten. Genau darauf haben wir uns gefreut. Meine musikalischen Highlights. Ganz vorn: Metronomy (Sorry, William Fitzsimmons), Chet Faker (auch wenn der Bengel gar nicht live gesungen hat), SBTRKT, The Notwist (Hach!), Whomadewho, Dillon, Bilderbuch, SOHN, Future Islands (Sorry, FM Belfast, dass wir eher gehen mussten.) und zum Abschluss Moderat. Überraschend gut: Robyn & Röyksopp („Oar menno. Ich mag Robyn eigentlich gar nicht… „I’m in the corner, watching you kiss her, ohhh. I’m right over here, why can’t you see me, ohhh. I’m giving it my all, but I’m not the girl you’re taking home, uuuuhu. I keep dancing on my own“. „Ehm, Anne…“. Und wer hätte es gedacht: Die Jungs auf den Seitentribünen können alle Robyn-Texte mitsingen. Da muss ich wohl irgendwas verpasst haben.) Merkwürdig: Haim. Die wohl übertrieben rockigste Girlyband. Neu für uns entdeckt: LE1F und Tourist. Heißestes Konzert: Future Island im Intro Zelt (Im Zelt zu stehen, überlegt man sich wirklich zweimal.) Großartig: FM Belfast singen „Wonderwall“ von Oasis. Großzügig weggelassen: Milky Chance. Traurig: Fuck Art, Let’s Dance und Bombay Bicycle Club haben wir nicht gesehen. Aber ganz ehrlich: Nach so einem Tag fiel es uns wirklich schwer länger als bis nach 3Uhr wach zu bleiben. Aber auf die drei Tage Konzertlandschaft zurückblickend, war die Stimmung unglaublich schön, ausgelassen und däncy. Es ist sogar immer noch schön, auch, wenn man sich an den Rand setzt und all die Leute beobachtet. Für nächstes Jahr merken wir uns: MEHR GLITZER, High Waist-Jeans, Kleider mit Rückenausschnitt, Federn, Jumpsuits, Blumenkränze, tief ausgeschnittene Shirts und Flechtfrisuren. Das waren vier wunderschöne Tage mit der MELT!-Girlgang, den Eismädchen, den vielen lustigen Gesprächen („Drei Tage und wir haben schon solche Insider-Witze“), unserem FUN-Beutel und den Bands auf den Bühnen. Noch dazu hat uns die Wetterprognose auch nicht im Stich gelassen. „Entweder regnet es vier Tage durch oder wird superheiß“. „Sommerbrand“ lässt grüßen. Wir verabschieden uns mit Umarmungen „Bis nächstes Jahr“. THANK YOU, MELTFESTIVAL. Küss.
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