Es ist einer dieser kalten, ungemütlichen Sonntage, an denen wir kaum einen Fuß vor die Tür setzen wollen. Aber gegen ein wenig frische Luft und einen späteren Stopp im Warmen ist nichts einzuwenden. Obwohl wir schon vor vielen Monaten das neue Bistro mit dem großen Graffiti-Schriftzug an der Ecke entdeckten, wird es jetzt erst Zeit für einen kleinen Besuch. Take me to Funkytown! Das „Habibi Funk„-Café empfängt uns direkt an der Tür mit einem sympathischen Lächeln, betriebsamer Geschäftigkeit und macht uns mit einer vollen Speisekarte richtig Lust auf die marokkanische Küche. Die offene Küche lässt uns einen Blick zu den gegrillten Sandwichs und den frischen Zutaten in der Theke erhaschen. Das sieht richtig gut aus, denken wir jetzt schon. Warum waren wir eigentlich nicht schon eher hier?
Wie ich später von den Betreibern Hassan und Jamal erfahre, erstrahlt das frühere Café der Schauspielerin Cheryl Shepard, nach ein paar Umbauten, seit April 2019 wieder. Zur Erinnerung an die frühere Betreiberin durfte die Tafel auf der die Gerichte stehen, sogar bleiben. Fast zwei Jahre lang haben sie nach einer geeigneten Location für ihr marokkanisches Bistro und Café gesucht. Jedes Mal scheitert es kurz vor dem Abschluss. Es schien fast schon aussichtslos. Aber aufgeben kommt für die leidenschaftlichen Gastronomen nicht in Frage. Bis sie schließlich, nach einer weiteren schlechten Nachricht, das Café an der Ecke sehen. Für beide ein geschichtsträchtiger Ort, denn gleich um die Ecke haben sich die Jungunternehmer im gleichen Treppenhaus kennengelernt. Das neue Zuhause für vegetarische Spezialitäten, Sandwichs, Kuchen, frischen Minz-Tee, Kaffee und ihr selbstgemachtes Meloui-Brot ist gefunden und nun schon seit zehn Monaten ein beliebter Mittags- und Snackspot.
Wenn man Hassan und Jamal zuhört, kann man es selbst kaum glauben, dass die Idee nicht nur aus Leidenschaft zur heimatlichen Küche und den weitergegebenen Rezepten der Eltern und Großeltern stammt, sondern auch, weil sie oftmals in anderen Lokalitäten nicht erwünscht waren. Den eigenen Erfahrungen zum Trotz begrüßen sie all ihre Gäste freundschaftlich und überaus herzlich. Dies entspricht nicht nur ihrer eigenen Philosophie – denn die Cafébeitreiber sind pausenlos am Schmunzeln, sondern auch der Geschichte zum Namen des Cafés. Habibi Funk ist nicht nur eine Selektion des Berliner Labels „Jakarta“ und eine Einführung in einen eklektischen Mix von exotischer, beschwingter Musik aus der arabischen Welt der späten 1960er bis zu den frühen 1980er Jahren, sondern auch ein positives Lebensgefühl, das die Maghreb-Staaten miteinander verbindet. Politisches rückt in den Hintergrund, dafür steht die Herzlichkeit und Unvoreingenommenheit im Vordergrund, erzählt Hassan, während im Ofen die Sandwichs brutzeln.
Kulinarisch bekommt man im Habibi Funk einen ziemlich guten Einblick in die marokkanische Küche. Ja, der Hummus schmeckt anders als wir ihn aus syrischen Bistros gewohnt sind. Aber genauso haben ihn Hassan und Jamal schon zu Schulzeiten aus Papiertüten gegessen. „Da saß in jeder Schule ein alter Mann und hat die Kichererbsen in einem riesigen Topf gekocht und anschließend in Zeitungspapier gesteckt. Das konnten auch durchaus mal deine früheren Klausuren sein…“, lachen sie. Eine weitere Spezialität ist das hausgemachte, traditionelle Meloui Brot, eine Art Pfannenbrot. Zur Vollendung kannst du zwischen getrockneten Tomaten, Köfte, Auberginenpaste, Merguez und dem karamellisiertem Hähnchenbrustfilet wählen.
Alle Sandwiches sind hausgemacht und werden mit selbstgemachtem Hummus-, Harissa-, Knoblauch-Kräuter-Dip, einer Salatbeilage mit marokkanischen Gewürzen und frischem Koriander, sowie Petersilie zubereitet. Das saisonale Gemüse lassen sie sich immer vom Lindenauer Gemeinschaftsgarten der ANNALINDE liefern, während spezielle Zutaten von ihren Besuchen aus Marokko mitgebracht werden. Dazu gehören zum Beispiel das hochwertige Arganöl und die zähflüssige Mandelpaste „Amlou“, bei deren Einkauf immer die Produzentinnen vor Ort unterstützt werden. Mein Tipp: Entscheidet euch am besten für „Das Beste von allem“. Schön, dass es euch gibt!
Was?
Habibi Funk-Café
Wann?
Montag bis Sonntag 10-22 Uhr
oder bei Lieferando.
Wo?
Zschochersche Str. 2d, 04177 Leipzig
Warum?
Wegen frischer, authentischer und absolut leckerer Gerichte, die die marokkanische Küche nach Leipzig bringen. Sehr zu empfehlen ist das karamellisierte Hühnchen – das sich die Betreiber mittlerweile auch patentieren ließen. Kein Wunder, denn so köstlich ist es wirklich. Der Plattenspieler im Bistro ist übrigens nicht nur zur Dekoration da – such dir eine Platte aus und leg sie auf! Habibi Funk it is!
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