„Und dann geht immer alles so schnell“, hören wir uns sagen. Die frühlingshaften, milden Temperaturen werden schon leicht überschritten und die Jacke liegt längst nur noch im Fahrradkörbchen. Aber herrlich ist es! Mit dem Frühling kommt die Ruhe zurück. Noch ein Kaffee draußen? Ja, warum nicht. Aber Eiskaffee, bitte. Mitten im kleinen Garten der GfzK, der zur freien Nutzung offen steht, verstecken sich nicht nur Kunstwerke und Reliquien aus alten „Paris Syndrom“ Zeiten, sondern auch die Tagesbäckerei Backstein, die herzhafte und süße Backwaren aus dem großen Ofen serviert. Die Tür steht offen, denn sonst wäre die Wärme im Inneren kaum zu ertragen. Nur ab und zu weht ein frischer Frühlingswind durch das backsteinfarbene Haus und wirbelt ein wenig Mehl auf. Am Ende unseres kleinen Termins gehe ich nicht nur mit einer schönen Geschichte, sondern auch einem ganz besonderen Brot nach Häuse. Liebevoll „Brötchen am Stiel“ oder auch „Pain d’Epi“ genannt. Zum Abendbrot warten gleich Tomaten, Frischkäse und dieser knusprige Schatz auf mich! Köstlich!
Doch wir verabreden uns in dieser Woche nicht nur draußen auf ein gemütliches Dinner im PILOT mit spontanem Berlinbesuch (und fliehen dann vor dem Regen) oder Fotoshootings am Westwerk (bei denen die gewünschte Kulisse gleich vorher abgerissen wurde), sondern auch für Veranstaltungen drinnen, bei denen ordentlich geklatscht werden darf. In diesem Monat steht bei der Netzwerkveranstaltung „12min.me“ ein ganz besonderer Speaker auf der Bühne, der so noch nie vor Publikum gesprochen hat – und alle sind da, um ihn zu hören. Fatih vom renkli braucht auch keine PowerPoint-Präsentation. Ihm reicht ein Feuer im Rücken, ein Glas Wein und ein kleiner Hocker. Schließlich ist das hier keine Verkaufsveranstaltung. Es geht um Geschichten, Erfahrungen und Learnings aus den letzten Jahren. Vielleicht auch manchmal ein Stück weit um Emotionen, die man nicht immer steuern kann. Nicht immer verstehen das auch die Speaker. Doch die persönliche Note bringt Fatih auf jeden Fall mit. Jeder, der an diesem Abend im Kreativzentrum „THE HIVE“ stand, weiß auch wovon ich rede. Einen ähnlich tollen Vortrag haben wir nur ein paar Abende früher von unserem lieben Oliver Viehweg gehört. Im Rahmen der Sonderausstellung „Jasper Morrison. THINGNESS“ im GRASSI Museum bekamen sechs sächsische GestalterInnen die Möglichkeit einen Einblick in ihre Arbeitsweisen, Philosophien und Designansätze zu geben. Doch, aufgepasst! Es wurde nicht fröhlich geplaudert, sondern knallhart an die Pecha Kucha Vortragsform gehalten, sprich: 6-minütige Vorträge zu je 20 Bildern. Aber kein Problem für Herrn Viehweg. Denn geübt ist eben geübt. Locker, flockig führt er durch seinen kleinen Vortrag und verbindet seinen Designansatz hinter dem Label „Oliver Viehweg Collection“ mit seinen handwerklichen Fähigkeiten, die er täglich umsetzt. Darauf ein Radler!
Radler klingt auch zum Feierabend ziemlich vernünftig. Nicht nur die Release Party zum WE RIDE LEIPZIG Magazin steht in wenigen Tagen an, sondern auch die Verteilung der Magazine. Die Innenstadt zum Freitagnachmittag abzufahren, klingt plötzlich gar nicht mehr so easy wie es vorher auf dem Papier steht. Hefte abzählen und los! ZUGRIFF, rufen wir und stürmen die bekannten Läden in der Nikolaistraße. Nach drei Stunden ist der Zettel fast vollständig abgehakt und wir sitzen gemütlich auf der Kolonnadenstraße. Kurz durchatmen. „Eigentlich schon schön hier oder“?, sagen wir und blicken zu den Neubaublocks, die langsam in Grün zuwuchern. Zur Belohnung gibt es noch ein Stück Pizza im Bistro Petra. Wochenende, du kannst kommen! Wir haben schließlich große Pläne. In Leipzig haben wir sie verpasst. Aber dann gibt es keine Ausrede für Dresden. TOCOTRONIC, wir haben uns schon lang auf euch und „Die Unendlichkeit“-Tour gefreut. Dafür kann man schon mal nach Dresden fahren. Auch, wenn wir kurz die Nase rümpfen (Jaja). Bei einem Sekt und unendlichen Themen vergeht die Zugfahrt bis zur Neustadt auch ziemlich schnell. Nur ein wenig müssen wir uns beeilen, denn die Vorband hat schon längst gespielt und wir finden noch immer nicht den Eingang zum Alten Schlachthof. Auf das Bier zum Konzert müssen wir verzichten, denn wir kämpfen uns schnell rein in die Menge. Fast ein wenig muss ich schmunzeln. Auch das Publikum ist mitgewachsen und zu den ersten Gitarrenriffs packen auch einige (wahrscheinlich mittlerweile) Familienväter ihre Luftgitarren-Skillz aus. Dresden wirkt in den ersten zwei Liedern noch ziemlich verhalten und schüchtern. Bis zu „Let there be rock“. Dann fühlt es sich auch wirklich wie auf einem TOCOTRONIC Konzert von früher an. Wir springen. Wir tanzen. Wir lachen. Wir lauschen den Ansagen von Dirk und erinnern uns an dieses bestimmte Gefühl als man diese Musik zum ersten Mal gehört hat. Auch nach 25 Jahren Bandgeschichte liefern die Jungs ordentlich ab. Live immer noch eins der besten Lieder „Hey Freaks“ und „Freiburg“. Wie immer vergeht alles Schöne viel zu schnell… und nach knapp zwei Stunden (und drei Zugaben) verschwinden TOCOTRONIC hinter dem Vorhang in der Unendlichkeit. Aber uns bleibt noch genügend Zeit, um den Zug nach Leipzig zu erwischen. „Komisch oder? Dabei ist man doch in Dresden so nah und trotzdem fühlt sich alles so fremd an“. Vielleicht sollten wir einfach länger bleiben das nächste Mal, ok?
Nach dem kleinen Roadtrip beginnt der Sonntag dafür umso ruhiger. Sich einmal quer durch die Frühstückskarte im „Mein Lieben Frollein“ zu probieren, kommt schließlich auch nicht jeden Morgen vor. Das Resultat für die, die zum ersten Mal das Frühstück probierten: Ziemlich lecker! Satt sind dann auch alle nach meiner riesigen Bestellung geworden. Aber das ist auch gut so, denn zum Nachmittag treffen wir uns in der Alten Fleischerei um den Start für das neue WE RIDE LEIPZIG Magazin zu feiern. Stimmt schon, die richtige Party ist erst am 22. April aber vorher kann auch mit ein paar lieben Freunden angestoßen werden. Vor allem dann, wenn die gekühlte Limonade schon bereit steht. Aus anfänglichen vier Personen und dem DJ für die love vibes wird schnell eine ganze kleine Traube auf dem Fußweg. Magazin hoch und lächeln, bitte! Jetzt ist die zweite Ausgabe gedruckt und liegt in über 100 Spots zum Mitnehmen ab nächster Woche für jeden bereit. Vom Online-Blog zur zweiten Printausgabe. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Genauso wenig wie mit dir, Frühling.
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