Rückblick #33.
1. Wir beginnen die neue Leipziger Novemberwoche mit viel Sonne, blauem Himmel, nach oben gucken und Sommerbilder instagrammen. Bildunterschrift: „Ich weiß ja nicht, wo ihr gerade seid: Aber wir in Leipzig haben hier 36°C“.
2. Lange darauf gefreut. Die Tourkarawane hält endlich in Leipzig. Wir wussten nicht, was uns erwartet. Schick machen für die Band GLORIA. Kann man das Musikprojekt von „Wir sind Helden”-Gitarrist Mark Tavassol und Supertalent Klaas Heufer-Umlauf wirklich richtig ernst nehmen? Zugegeben es fiel uns am Anfang ein bisschen schwer nicht jedes Mal mitzugrinsen und die „Oh-mein-Gott-den-kenn-ich-aus-dem-Fernsehen“-Hysterie auszublenden. Die Band zieht ein gut gemischtes Publikum an. Die Jungs klatschen begeistert, weil sie denken: „Eh, der Klaas ist voll der Kumpel. Der macht voll die lustigen Witze im Fernsehen mit Joko und so“. Und die Mädchen lächeln mit roten Wangen schmunzelnd zur Bühne: „Hihi, dem Klaas steht der Vollbart total gut und ernste Indie-Texte über Liebe kann er auch noch schreiben“. Aber ehrlich: Wir haben auch kleine Sterne in den Augen und sind verliebt in die schönen Texte und elf Lieder vom ersten Album. (Ja, ok, den Ansagen hätten wir auch stundenlang zuhören können.) Klaas kann singen und Mark Gitarre spielen. Eine Mischung aus Kettcar, Clueso und irgendwie allen deutschen Pop-Bands. Das erste Lied für das zweite Album steht: Also bitte mehr davon. Es werfen demnächst sicher noch mehr Girlies ihre BHs auf die Bühne. Also falls das mit GLORIA unerwartet nichts wird, könntet ihr immer noch als Take That-Comeback durchgehen.
Lieblingslied: Wie sehr wir leuchten.
3. Stille Nacht in der Osthalle vom Hauptbahnhof. Ankunft: 23 Uhr. Niemand ist mehr da.
Nur die ersten Tannenbäumchen für die pompööse Weihnachtsdekoration.
4. Hallo passiver Raucherhusten. Wir grüßen aus dem Platzhirsch. (Hier sind Profis am Werk: Heimliche Selfies im Barspiegel machen, wenn niemand hinsieht.) „Neee, wir haben echt nichts gegen Raucherkneipen. Voll schön.“ Aber ja, wir könnten ja auch nach Hause gehen, anstatt zu meckern. Aber dann tauschen wir uns doch lieber noch über gruselige Zahnarztgeschichten und Adventskalender aus. Wir haben unsere Raucher ja trotzdem lieb.
5. Sächsische Blümchenkaffeestunde mit Streuselkuchen, Schmandarine und Besuch aus Chemnitz.
„Willst du wirklich schon zurückfahren? Ich koch nochmal Kaffee“.
6. Zum ersten Mal in der Pfannkuchenstadt und Karnevalshochburg Köln. Ein paar Tage zu spät für einen kostümierten Umzug, dafür aber genau richtig für einen 24stündigen Städtetrip. Aber was macht man an so einem Abend, wenn man alles in der Nähe schon gesehen und sogar Waffeln in Dom-Form gegessen hat? Facebook kann an dieser Stelle sehr gut weiterhelfen. „Du bist in Köln? Hast du zufällig Zeit?“ „Total! Und ich dachte schon, dass ich niemanden in Köln kenne und im Hotelzimmer sitzen muss…“ So wird man ins Belgische Viertel entführt, lernt die Aachener Straße mit den vielen niedlichen Restaurants kennen und landet dann bei Kölsch und Burger in einer geselligen Runde. Danke für den schönen Abend, Janina. Beim nächsten Mal melde ich mich sofort.
7. „Wir können doch noch schön essen gehen“. Stimmt. Der Beweis: Romantisches Dinner zu zweit im Dönerladen bei bunten Lichterketten, Neonlicht und schicken Papierservietten. Ich fands super.
8. Das halbe Jahr verging schnell und am Samstag Abend hieß es wieder: Willkommen in New York, Rio, Leipzig. Die Reaktionen tagsüber hielten sich sehr zurück: „Ich habe heute Abend Karten für die Sportfreunde Stiller“. „Aha… ok“. Na gut, scheinbar sind die Sportfreunde Stiller im Freundeskreis nicht mehr ganz so cool. Totaler Quatsch. Das Konzert im Haus Auensee war innerhalb von ein paar Wochen ausverkauft und der Weg bis zur Garderobe war gefühlt genauso lang. Young Rebel Set überzeugen absolut als Vorband und die neue Tribüne füllt sich mit Publikum. Die drei Jungs stehen auf der Bühne und plötzlich wird der Rest um uns herum egal. (Damit gemeint sind die aggressiven Konzertsteher, die sich keinen Meter bewegen wollen.) Wir singen seit Jahren alle Texte mit, springen und fühlen uns Zuhause. Die Sportfreunde Stiller sind wohl die freundlichste, höflichste, lustigste und, auch nach 17 Jahren immer noch, eine der besten deutschen LIVE-Bands. Am meisten freue ich mich noch immer über: „In all den wunderbaren Jahren“ und „Wellenreiten“. Die Sportfreunde spielen gern in Leipzig und verraten uns, dass wir für sie der Tour-Höhepunkt sind. Nee, ’ne Pause gibts heut nicht – Fußballstadion-Fangesänge holen die Band zurück. Eine Zugabe reicht nicht. Wilde Muttis außer Rand und Band. Rüde zum ersten Mal (laut Angaben) oberkörperfrei. Das Publikum macht es ihm nach („Und jetzt noch die Ladies! Höhö.“). Es fliegen T-Shirts. Geschwitzt wird bis zur zwanzigsten Reihe. Peter steht auf dem Publikum und lässt sich tragen. Und Achtung: Konfettikanone! Die Gesichter strahlen. Wir sind glücklich und laufen durch den Gruselwald nach Hause. Danke für diesen unvergesslichen Abend. Ihr schreibt: „Leipzig: We are in love“. Ich schreibe: Sportfreunde Stiller: I am in love.
(Geklaut: Danke Lydia für das Bild.)
9. Guten Morgen, Sonne. Der Weg zur Arbeit: Kalt, viel zu früh, aber wunderschön.
10. Leipziger Feierabendsport: Fremde WG-Partys crashen. „Da ist noch ’ne Party. Kommt ihr mit?“ Dann landet man genau in den Häusern, wo man eigentlich nie rein wollte. Wir sehen: Weihnachtsmänner, Rotkäppchen, Flavor Flav und dann auch wieder gar nichts. Ein überfüllter Flur, Bier umsonst, Lichterketten, merkwürdige Gespräche und immer wieder die Frage: „Wen kennst du denn hier?“. „Also falls jemand fragt: Ich bin Paris Hilton“.
11. Es ist Sonntag und wir haben keine Lust zu kochen. Treffpunkt: Südplatz. In den letzten fünf Minuten hat leider spontan kein neues Restaurant auf der Karli eröffnet („Also jetzt so ein Burger bei Burger King…“) und es wird kurz diskutiert. Die Wahl: NaTo. Drei Nudelteller, einen gebackenen Käse und ein Baguette später. Köstlich. Da kann die Bezahlung schon mal großzügig ausfallen: „Hier, fünf Euro. Machste neun, ja?“ „Ähm…“
12. Crêpes gibt es leider bei El Amir nicht mehr – dafür zum Sonntag PROMI SHOPPING QUEEN in der Public Viewing-Version. Wir trinken Fanta Exotic, starren auf den Bildschirm, machen uns unbeliebt bei all den anderen Gästen, lästern über die Outfits und denken uns: WHY NOT? Leider wurde uns von der Theke aus der Bildschirm abgestellt, sonst würden wir immer noch dort sitzen. Spielverderber!
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