Einfach so passieren unerwartet Dinge, auf die man sich nicht vorbereiten oder einstellen kann. Man merkt förmlich wie das Herz schneller zu schlagen beginnt, wie man in seinem Kopf nur noch ein Rauschen hört und sich zwingen muss einen klaren Kopf zu behalten. Selbstverständlich gibt es immer schlimmere Dinge, die einem passieren können oder so wie Eltern eben sagen: „Gut, dass euch nichts passiert ist“. Aber Zuhause ist eben Zuhause. Da fühlt man sich wohl, da kommt man zur Ruhe und im besten Falle lässt man nur liebe Menschen zur Tür herein. Ein komisches Gefühl, wenn sich jemand dieses Recht erzwingt. Wenn jemand, den du überhaupt nicht kennst, in deinen absolut privaten Rückzugsort eindringt. Vielleicht hat er die Fotos an der Wand gesehen. Vielleicht hat er sich ein Bild von dem Menschen gemacht, den er gleich beklauen wird. Oder es war ihm auch einfach nur egal, weil er schnell wieder aus der Wohnung mit seiner Beute fliehen wollte. Wie kann man sich sicher sein, dass nicht doch jemand eher wieder nach Hause kommt? Woher kommt so eine kriminelle Energie? Türen aufbrechen. Ausfindig machen, ob jemand in der Wohnung ist. Sich als LVZ-Post ausgeben. Hektisch laufen wir durch alle Zimmer. Fehlt noch was? Die Liste wird immer länger. Bevor man akzeptieren kann, dass das eben passiert ist, wird man wütend. Richtig wütend. Sachen, auf die man lang gespart hat, die einem etwas bedeuten – weg. Die WG in der oberen Etage erkennt die Sachlage: „Sollen wir dir einen Baldrian Tee kochen?“. Ich nehm lieber einen Schnaps. Aber pass auf, dass dir niemand das Glas klaut. Das ist der einzige Humor, den wir an diesem Abend noch austeilen können. Einmal drüber schlafen, dann ist alles wieder gut – hat Oma früher immer gesagt. Pusten hat auch immer geholfen, wenn man hingefallen ist. So leicht klappt das diesmal aber gar nicht. „Ich bin immer noch traurig“. „Ja, ich auch“. Das nützt aber alles nichts. Auch, wenn das alles ziemlich Scheiße ist, darf man sich davon nicht den wunderbaren freien Tag zerstören lassen. Dann lieber über Bollerwagen, karierte kurze Hosen, Menschen, die mit einem einschlagen wollen und torkelnde Mitte-20-Jährige aufregen. („Seit wann eskaliert der Vatertag so?“) Wenn einen etwas bedrückt, muss man rausgehen. Himmelfahrtskommando! Ab aufs Fahrrad. Eis essen mit der Gäng. Durch den grünen Auenwald fahren. „Wie grün alles ist… das sieht fast schon fertig aus“. Immer weiter raus. Vorbei am Nordstrand. Vorbei am Hafen. Nach der ersten großen Kurve atmen wir erstmal durch und lassen den Schwung vom Rückenwind auslaufen… „Das ist ja fast wie Urlaub“. Am Oststrand vom Cospudener See, da wo fast schon Belantis liegt, erinnert alles an Ostsee, Lüneburger Heide – hauptsache Urlaub. „Wollen wir jetzt schon Kaffee trinken?“ „Erstmal müssen wir ein bisschen fahren, dann haben wir uns die Pause auch verdient“. „So weit draußen war ich noch nie am See“. Aber genau hier draußen, da wo der MDR Turm ganz klein wird, ist es an einem freien Tag am Schönsten. Blauer Himmel. Die Haut spannt leicht von der Sonne. Glitzern im See. Wie schön alles aussieht. Mädchenkichern. So vertreibt man dunkle Gedanken… Dafür mag ich dich, Mai. Für Feiertage. Sekt zum Frühstück. Fahrradtouren – und dem Kribbeln im Bauch, wenn man zum ersten Mal wieder den ganzen Tag lang auf den Wiesen liegen kann.
[Modelcredits by Kiki von zoelestin]
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