Wir sitzen gegen 4 Uhr nachts auf einen letzten Absacker zusammen und kommen mit einem Fremden, den wir auf einer Party kennengelernt haben ins Gespräch. Er berichtet von einem gemütlichen Café, das er tagsüber besuchte, von fantastischem Cheesecake und einem hübschen Magazin, das er dort in die Hand bekam. „Irgendwas mit Freitag“, lautete der Titel. Meine Begleitung und ich sahen uns grinsend an und lauschten den Erzählungen. Bis wir irgendwann die Fachsimpelei unterbrachen mit einem: „Ja, das ist mein Magazin.“ „Und das ist mein Café, in dem du warst!“ Er sprang fast auf und rief laut: „Nicht wahr jetzt!“ Mit großer Wahrscheinlichkeit war Alkohol im Spiel und alle lachten. Dass ich diesen Satz sagen konnte, machte mich im Nachhinein richtig stolz. Dabei ist das Magazin, von dem er sprach, bereits Mitte Mai erschienen. Er lächelte mich an und sagte bedeutungsvoll: „Du hast geschrieben, dass du dir einen Lebenstraum erfüllt hast. Wie krass ist das denn?“ Ja, wie krass ist das eigentlich…
An diesem einen Samstagabend nach vier heiteren Kniffelrunden fragte man mich bei Rotwein und einem Teller Spaghetti Bolognese, warum dieses Projekt mit dem wundervollen Namen FREITAG AB EINS erst in diesem Jahr entstanden ist – denn wie immer war ich auch mit diesem Projekt schon fünf Jahre zu spät dran. Ebenso wie mit der Erkenntnis, dass mich mein 2013 gestarteter Blog annabelle sagt.de, schon viel früher auf eigene Beine hätte stellen können. Doch mir hat nicht nur der Mut, sondern auch das entscheidende Selbstvertrauen gefehlt, um damit in dieser Form an die Öffentlichkeit zu treten. Alles zu seiner Zeit, sagte ich mir. Selbst als alle anderen Stimmen um mich herum schon längst Feuer und Flamme waren, legte ich noch immer die Stirn in Falten. Es muss sich schließlich auch gut anfühlen, sagte ich mir wieder. 2021 wurde es jedoch Zeit für mich, den Schalter auf „Power-Hutschi“ umzulegen und nicht nur mich aus dem Sumpf der vergangenen Monate zu holen, sondern uns alle mitzuziehen und das an die Stadt zurückzugeben, was sie verdient. Schlussendlich: Es war an der Zeit, den Leipziger Medienkosmos aufzumischen und diese wunderschöne erste Ausgabe von FREITAG AB EINS auf eure gedeckten Tische mitten in eure Wohnzimmer zu legen.
Nach mehr als 13 Jahren in dieser Stadt mit unzähligen Geschichten, die erlebt und erzählt wurden, so vielen begabten, kreativen Menschen, die ich an jeder Straßenecke getroffen habe, und mit all den Geheimtipps, die ich in sämtlichen Stadtteilen entdecken durfte, ist es für mich nur die logische Konsequenz, diese Liebe für die Stadt in ein Print-Magazin zu verpacken und das mir widerfahrene Hochgefühl in Form von FREITAG AB EINS weiterzugeben. Zu jeder Uhrzeit, zu jedem Wochentag und zu jeder Jahreszeit kann es für alle von uns heißen: „Freitag ab Eins, macht jeder seins“. Für mich selbst bedeutet das, im gemütlichen Café in meiner Nachbarschaft einen Eiskaffee zu schlürfen, alles um mich herum durch die Sonnenbrille zu beobachten und die Zeit zu vergessen, bis mich ein bekanntes Gesicht, das zufällig vorbeikommt, aus meinen Gedanken reißt. Es ist ein wunderbares Gefühl, sich Zeit für sich zu nehmen, zu genießen, zu träumen, ganz bei sich zu sein, sich für eine kleine Pause im Alltag zu entscheiden oder auch bewusst Zeit mit lieben Menschen zu teilen. Ich wünsche mir, dass wir uns auf den mehr als 100 Seiten Zeit für das „schöne Leben“ nehmen und tief in diese Stadt und ihre kreativen Gedanken eintauchen.
Alle FREITAG AB EINS-Charaktere haben etwas gemeinsam: Wir wollen mit unserer Arbeit etwas Bleibendes erschaffen. Etwas, das auch noch Jahre später eine Bedeutung haben wird und zu uns zurückverfolgt werden kann. Sei es eine ästhetische Fotografie-Serie, die sich gegen Konventionen ausspricht, ein fließendes Gewand, das für Inklusion und Gleichberechtigung steht, eine Foto-Collage, die eine neue Projektion erschaffen will, ein Text zur Selbstreflexion, eine Studie zum Umgang mit der Pandemie, selbstausgedachte Rezepte, die zu einem wirksamen und gesunden Leben beitragen können, oder auch unsere eigene Arbeit, weiterhin tolle Persönlichkeiten und versteckte Orte auf unsere Bühne zu stellen. Wir wollen in Erinnerung bleiben und das Gute überall da verbreiten, wo wir nur können. Das Scheinwerferlicht ist auf euch gerichtet. I’m livin‘ my life like it’s golden, singt die Musikerin Jill Scott – diese magische Formel würde ich gern allen mitgeben, die dieses „Magazin für die Leipziger Lebensart“ aufschlagen. Viel Vergnügen!
Ein liebes Dankeschön an all meine wunderbaren Freund:innen, die mich in dieser ersten Ausgabe bedingungslos unterstützt haben, an mein WE RIDE LEIPZIG-Team, das mir bei der Umsetzung im Bereich Grafik/Layout, Vertrieb und Distribution zur Seite gestanden hat, an all die ideenreichen Partner:innen, die zum ersten Mal mit mir gearbeitet haben, und an einen ganz besonderen Leipziger Fotografen, der meine ästhetischen Vorstellungen blind versteht und zu diesem Magazin gehört wie Streuseln zum Kuchen.
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FREITAG AB EINS ist das neue Magazin für die Leipziger Lebensart von und mit Annabelle sagt. Eine schöne Inspiration, um noch tiefer in die Stadt einzutauchen. Entdeckt Leipzig auf einem kulinarischen, kulturellen und ästhetisch ansprechendem Spaziergang und lernt viele spannende, kreative Köpfe kennen, die mit ihrem Wirken die Stadt verändern. Gönnt euch eine gemütliche Auszeit, denn ihr wisst: Freitag ab Eins…
// mehr als 100 Seiten
// Cover mit Gold-Prägung
// interaktive Karte zum Erkunden
// Leipziger Gesichter im Portrait
// Musik, Fotografie, Fashion
// zeitgenössische Kolumnen
// das geschriebene Wort von annabelle-sagt.de
// vegane und vegetarische Rezepte zum Nachkochen
12,00 Euro, Shop: www.werideleipzig.com/shop/freitagabeins
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