Es ist Sonntag in Leipzig. Also runter vom Sofa, rein in die Jogginghose, Kapuze tief ins Gesicht ziehen und in die Innenstadt laufen. Das Handy glüht. „Weißt du schon Bescheid? 13Uhr vor der Moritzbastei. Ich hoffe wir sind nicht zu spät“. „Ich bin noch nicht mal richtig geschminkt“. „Ich bin gerade erst aufgestanden“. „Wir haben noch schön gefrühstückt“. Dinge, die man eben zum Sonntag gegen Mittag macht. Vor allem dann, wenn es regnet und der Himmel grau bleibt. Aber Moment! Heute zeigt sich der Himmel eher #inschwarz. Mitten in der Innenstadt parken große schwarze Jeeps mit weißer Aufschrift und man erkennt die Stimme schon von weitem. Die Konvoi Tour in Schwarz von Kraftklub hat uns gestern erreicht und beinah so überrumpelt, dass wir fast mit der Teetasse in der Hand vom Bett gefallen sind. Schon so zeitig? Nach sechs spontanen Konzerten in Deutschland und Österreich weiß man ja langsam wie alles funktioniert. Wissen, wo man hin muss. Am besten vorn in der Schlange stehen. Bändchen holen. Einen Schluck Red Bull trinken. (Ieks.) Die länger werdende Schlange beobachten. Bekannte Gesichter treffen. Nach Hause fahren. Der Sonntagmittag-Beschäftigung wieder nachgehen. In Leipzig wirkte der Ansturm auf die schwarzen Bändchen gar nicht so extrem wie in den Videos der anderen Städte. Wir verabschieden uns. „Bis heute Abend im Täubchenthal“.
Pünktlich wenn wir auf dem Fahrrad Richtung Westen sitzen, strömt der zu erwartende Regen vom Himmel. Unterstellen im Clara-Park. Regencape rausholen. „Ausgerechnet jetzt. Die Flyer dürfen nicht nass werden“. Wir haben zwei Möglichkeiten. Zu spät kommen oder einfach weiterfahren. Nass sind wir eh. „Ich mag deine Regenjacke mit den kleinen Schirmen drauf“. „Ja, man könnte denken, dass sie für Regenwetter gemacht ist. Ist sie aber nicht“. Pünktlich zum Einlass erreichen wir das Täubchenthal. Zwar weiter draußen aber dennoch eine sehr gute Location für Konzerte. Wir haben ein bisschen darauf gehofft im Trockenen zu stehen aber drinnen wird für die Show von „All The Luck In The World“ alles vorbereitet. Im Innenhof wehen schon die schwarzen Fahnen und auch der Merchtrailer steht bereit. Wir sind komplett durchnässt. Aber das ist eigentlich egal. Denn es macht unglaublichen Spaß zu sehen wie die Absperrungen weggetragen werden und die ersten Mädchen die Festung stürmen. Wir tauschen Jogginghose gegen Schlammschuhe. Serien gucken gegen das neue Kraftklub Album und Zuhause sitzen gegen Gängaction. Weil es mittlerweile allen furchtbar kalt wird, schenkt Big Papa Beat auch kostenlosen Früchtetee aus. „Wollt ihr Tee?“ „Nee, wir holen uns ein Bier“. Das ist die harte Jugend heutzutage. Wir klammern uns an die Teebecher und versuchen das Geräusch der nassen Schuhe zu ignorieren. Das neue Album „In Schwarz“ ist wieder perfekt für Live-Auftritte. Schon jetzt können alle die Texte mitsingen und wissen genau, wann sie Felix die fehlenden Textstellen zu rufen müssen. Sehr gefreut hab ich mich über „Für immer“ und „Alles wegen Dir“. Natürlich wären es nicht Kraftklub, wenn die charmanten und witzigen Zwischenkommentare fehlen würden. „Leipzig, die Stadt mit Herz. Ihr hebt eure Arme nicht einfach so, wenn ich sage: „Arm hoch, wer Geld geil findet“!“ „Könnt ihr nicht „Anziehen?“ rufen? Ich bin doch schon erkältet. Dann bekomm ich wieder Ärger mit meiner Mutter“. Und es wären auch nicht Kraftklub, wenn sie die Mädchen und Jungen der Stadt ohne Zugabe nach Hause schicken würden. Mal wieder richtig Randale in der Stadt machen. Das Konzert wegen Regen absagen? Kommt nicht in Frage. Nach Hause gehen, weil es regnet? Auf keinen Fall. Shirts ausziehen und damit in der Luft wedeln? Auf jeden Fall! Gemeinsam erkältet für Kraftklub. Ein schöner Abend! „Von mir aus könnten Konzerte immer 18Uhr beginnen“. Wir radeln durch den dunklen Park nach Hause und singen immer noch „Iiiiich komm aus Karl-Marx-Stadt…“. Bis bald, Kraftklub. Das Einzige, was wir jetzt nur noch wollen: Heiß baden.
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