[Manchmal muss man Dinge einfach abschließen und auch große Abschnitte im Leben beenden. So soll es sein. Nach vielen Monaten, verzweifelten Blicken zum Laptop, trostlosen Tagen in der Bibliothek, vielen gelesenen Seiten, Zugfahrten nach Halle, noch mehr Aufmunterungen und Worten, wie „Jetzt mach das Ding endlich fertig“ – liegen zum 30. September endlich 4 Exemplare vor mir. Abgabe. Sekt. Blumen. Umarmungen. „Und wie fühlt sich das an?“ Irgendwie nicht anders als vorher. Irgendwie komisch. 5 Jahre Studium enden damit. „Gott sei Dank“, sind immer wieder die ersten Worte, die mir einfallen. Aber die große Erleichterung bleibt trotzdem aus. „Fällt dir nicht eine Last von den Schultern?“ Alle freuen sich. Sind stolz. Glückwünsche. Liebe Nachrichten und Telefonate. Ein kleines Nicken. „Hm. Ich freu mich schon. Aber so richtig ändert sich dadurch nichts“. Und manchmal braucht es Zeit, um alles einzuordnen. „Überleg mal. Man macht im Leben nicht viele solcher Schritte. Einschulung. Schulabschluss. Abi. Studium. Hochzeit… und dann geht man 40 Jahre lang arbeiten“. Erst nach ein paar Tagen kommt der so langsam der Gedanke, dass man jetzt nie wieder in Seminarräumen sitzen, sich nie wieder für Seminare einschreiben, nie wieder Hausarbeiten schreiben muss und jetzt endlich viel mehr das machen kann, was man gern hat und möchte. Ab jetzt kann man in einer gewissen Weise nochmal von vorn anfangen. Mit einem klaren Vorteil, den man mit 18 nach dem Abi nicht hatte: Jetzt kennt man sich und weiß, was man will. „Ich bin stolz auf dich, dass du das durchgezogen hast“. Ich bin es auch. Unser Professor auch. „Das ist ja schrecklich. Endzeitstimmung und so“. Schnüff. Der Alltag verändert sich dadurch nicht rasant. Zwischen dem Ende des Studiums und der neuen Arbeit liegen 8 Stunden. Früher wäre man vielleicht nach Lloret de Mar gefahren und hätte eine Woche lang auf den Schaumpartys der Stadt getanzt aber so geht einfach alles weiter. Man steht auf Beerdigungen, auf Arbeit, Konzerten und sitzt im Garten der Großeltern. Vielleicht hat man sich alles auch viel aufregender vorgestellt. Aber zwischendurch muss man immer wieder schmunzeln und denkt sich: „Wie geil! Endlich ist das vorbei“. Und jetzt: Betrinken! (Und, weil man sich im Endeffekt natürlich wahnsinnig über ein selbstgeschriebenes Buch freut, legt man es nicht auf die Straße, sondern drappiert es auf einer Betonmauer mit Herbstlaub für ein Foto. HABT IHR WIRKLICH GEGLAUBT, ICH LEG DAS AUF DIE STRASSE?)]
Kommentare
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Hallo Anne. Leider muss ich dir ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen. Man kann leider nicht mehr nur das machen was einem passt. Du verlierst einen unendlich tollen und wertvollen Status: Student! Wie oft hast du dich betrunken und dir gewünscht „Hoffentlich ist es bald vorbei!“ In deinem neuen Lebensabschnitt wirst du dich of den Satz sagen hören „Ich habe keinen Bock auf Arbeit!“ Ich wünsche dir aber, dass du eine Aufgabe findest, die dir Geld bringt und dich glücklich macht. Das wird dich in diesem Lebensabschnitt permanent begleiten. Die Suche danach. Wenn jemand diese Harmonie zwischen Glück und Sachlichkeit finden kann, dann du. Mit dem Vorteil für uns, dass du uns mitnimmst. Hoffentlich!
LG