„Es ist so einfach wie Räuberleiter. Noch einen Sprung von der Mauer und wir sind weiter. Alles was sein kann, ist so einfach wenn du leicht bist. Nicht wenn du es dir leicht machst. Seit ich dich kenne, hab ich keine RuheSag allen, am besten noch heute, unsere Liebe wird aufgehen wie eine Blume. Seit ich dich kenne. Ich lass dich nie wieder los.“
Die Zeit, in der man die Tage zählt bis ein neues Musikalbum erscheint, kennt man eigentlich eher noch von früher… dass man mit Bauchkribbeln darauf wartet bis man endlich zum ersten Mal reinhören kann. Man überhaupt keine Ahnung hat, was einen erwartet. Es ist nicht Britney, nicht Beyoncé und es sind nicht die Beginner und nicht die Red Hot Chili Peppers, sondern viel kleiner und leiser: Die Höchste Eisenbahn. Die Stadt ist fast wie ausgestorben. Nur der Asphalt flimmert fröhlich. 33°C im Schatten. Die einzige Rettung: Im glitzernden Wasser zu baden. Während man den Gedanken nachhängt, streift ein flüchtiger Blick den Handybildschirm. Oh! Endlich!
Irgendwann im letzten Jahr haben sich Francesco Wilking und Moritz Krämer zusammengesetzt und beschlossen wieder Musik zu machen. 2013 und „Schau in den Lauf, Hase“ ist schließlich schon eine Weile her. Aber sich für eine gute Sache Zeit lassen ist nicht verkehrt. Im heimischen Studio wurden die fleißigen Betriebsamkeiten nur durch Frühlingskonzerte und Tatort-Musikstücke unterbrochen. Im Mai kam dann die Meldung: „Die Platte ist fast fertig, ja wirklich“. Vorfreude! Ab dem 26. August durfte die Eisenbahn dann endlich den neuen Albumtitel verraten – „Wer bringt mich jetzt zu den Anderen“, fragen Felix Weigt, Max Schröder, Moritz Krämer und Francesco Wilking. Wir haben die gewohnten popigen Klänge von „Jan ist unzufrieden“, „Was machst du dann“ und „Egal wohin“ noch immer im Ohr und grölen bei „Isi“ an den entscheidenen Stellen laut mit. Wirklich keine deutsche Pop-Band schafft diese wildromantische und leichte Stimmung mit ihren Alben. Dieses Gefühl von Sommer, von Kribbeln im Bauch, von langen Fahrradfahrten durch den kühlen Abend, von einem Schmunzeln im Gesicht, von Glück, von kleinen Momenten, die einem in Erinnerung bleiben. Genauso vergnügt und fröhlich beginnt das neue Album mit „Wir haben so lange nachgedacht bis wir wütend waren“. Kleine Kurzgeschichten führen durch die 13 Lieder und sagen immer wieder schlaue Sätze, die man sich an Wände schreiben könnte. „War dein Tag gestern gut? Meiner warst du“. Francesco gibt den Takt vor und sofort singen alle nach dem zweiten Refrain mit. Gleich danach schließt das für mich absolut schönste Lied des Albums an. Liebe Lisbeth, das ist eine Liebeserklärung an dich. „Ich lieb dich. Jetzt werd’ nicht rot. Seit ich zwölf bin. Jetzt tu nicht so, ja, so lange schon“. Während Lisbeth über die warmen Worte errötet, findet Louie nicht die Richtigen und schätzt die Beständigkeit. „Jemand ruft an“ und Moritz nimmt den Zuhörer mit. „Muss denn alles so wehtun, was ich lese von dir?“. Überhaupt fühlt sich alles wie ein langer Spaziergang an, bei dem man die unterschiedlichsten Menschen mit ihren Geschichten trifft. „Wie ein großer bunter Blumenstrauß„. Die Höchste Eisenbahn ist tiefgreifender als Pop-Musik. Hier werden Gefühle, Entscheidungen, Gedanken, Konsequenzen, Ängste, Stille und Traurigkeit vertont. Von großen Orchester-Szenen bis zur Kneipenmusik. Von lautem Indierock zum Mitgrölen bis ganz leisen Tönen, die sich wieder aufschaukeln. Aber immer herzallerliebst, verspielt und nach dem Motto: Alles wird gut. „Beschweren“ ist völlig überflüssig, denn viel wichtiger ist, daran zu denken: „Hör nicht auf die Anderen. Die Anderen reden schlecht, weil sie sich fürchten, sagt man doch so. Weil sie sich nicht ändern wollen. Aber echte Freunde sagen: Geh, wann du willst. Es ist egal, wo du bist. Ich warte auf dich“. Wir warten darauf, dass die Höchste Eisenbahn endlich auch in unserer Stadt einfährt und wir uns völlig der Harmonie hingeben können. „Ich bin der auf den du wartest“. Am Ende wird alles aufgehen „… wie eine Blume“. Es ist so einfach wie Räuberleiter. Dank der Eisenbahn. Mit „Wer bringt mich jetzt zu den Anderen“ kann der Spätsommer aber kommen…
Wer bringt mich jetzt zu den Anderen from Kumpels & Friends | Animation by Vimeo.
Gastspielreisen präsentiert: Die Höchste Eisenbahn // 06.11.2016 Leipzig, Täubchenthal
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