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das leipziger lifestyle magazin. ein hoch auf die kreativen dieser stadt!

we used to share the summer nights riding on our stolen bikes.

Der November zeigt sich in diesen Tagen von seiner schönsten Seite. So wie wir ihn lang schon nicht mehr gesehen haben. Das goldene Laub vermischt sich im Hintergrund mit den Schriftzeichen der im November neu eröffneten Elstermühle Kaffeerösterei auf der Käthe-Kollwitz-Straße und lockt neugierige Besucher nach drinnen. Die Kaffeerösterei hat mit seinen Leipziger Namensvettern im übrigens nichts zutun, sondern setzt nur auf die Lage am Elstermühlgraben. Am großen, weiß glänzenden Tresen stehen Annette und Mario Rose mit ihren strahlenden Gesichtern und drücken mir sofort ihren Lieblingskaffee in die Hand. Ein besonders fruchtiges Exemplar aus Äthiopien. So fruchtig, dass man fast schon an Glühwein denken muss. Die beiden Genussmenschen lieben die grüne Bohne und haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Wie ein Kaffee aber wirklich schmecken sollte, wie man ihn am besten zubereitet, auch probiert und, worauf man achten muss, haben Annette und Mario selbst erst lernen müssen. Mit der Zeit kommt das Gefühl für die richtige Mischung. Ihr Wissen geben sie gern weiter. Besonders Mario setzt sich für ein unverfälschtes Kaffee-Aroma ein: „Probier deinen Kaffee erstmal so wie er ist. Mit Milch und Zucker hat jeder Kaffee aufgegeben. Natürlich muss das trotzdem jeder selbst entscheiden“, erzählt er. Ich bekomme gleich noch einen guten Tipp: Den Kaffee niemals mit kochendem Wasser übergießen. Maximal 96°C darf das Wasser haben.

Nicht nur die Kaffeebohne musste einen langen Weg bis nach Leipzig hinter sich bringen, sondern auch die Gründer der neuen Kaffeerösterei. Die gebürtigen Leipziger hat es aus der Heimat nach Berlin und, sowie kurz nach der Wende nach Bielefeld verschlagen. 2004 haben sich die kreativen Köpfe dort auch kennengelernt und sind gemeinsam weiter nach Rosenheim bei München gezogen. Der Wunsch nach Leipzig zurückzukehren war immer präsent. Nur gab es eigentlich nie den richtigen Anlass, um diesen Wunsch auch in die Tat umzusetzen. Bis zu dem Moment als sich Annette sagte: „Plötzlich wurde uns klar, dass das Leben zu kurz für irgendwann ist – wir machen das jetzt! Da wir ja nicht mehr die Jüngsten sind, war uns klar, man wartet hier nicht auf uns. Also müssen wir selbst etwas auf die Beine stellen und da liegt es nah, das Hobby und die Leidenschaft zum Beruf zu machen“. Auf die Frage, wie sie vor der Entdeckung der Kaffeebohne ihr Leben verbracht haben, werfen sich Annette und Mario lachende Blicke zu. „Warum ich meinen vorherigen Job nicht mehr ausführen wollte, war, dass ich nach einer Erklärung dessen, mich nicht mehr dafür entschuldigen wollte. Ich will was machen, was Menschen glücklich macht und, womit man etwas anfangen kann.“ So blieben immer nur Fragezeichen in den Köpfen zurück, wenn sie von ihrer Arbeit als Business Analyst für IT-Projekte erzählte. „Völlig trocken!“, lacht sie. Marios hingegen arbeitete für die Pharmazie im Technikbereich. Ich nicke still und begreife: „Ihr habt auf jeden Fall viel schlechten Kaffee auf euren Dienstreisen und in Hotels getrunken!“ Die Jobs haben sie gekündigt, ihren Koffe gepackt und sind nach Leipzig zurück gezogen. „Was so schnell erzählt klingt, war wirklich harte Arbeit“, erzählt Annette. Das glaub ich ihnen aufs Wort. Aber, wer so strahlt, hat alles richtig gemacht.

„Ich kann nichts verkaufen, was mir selber nicht schmeckt!“

Mittlerweile sind die Beiden so richtig wieder in ihrer Heimatstadt angekommen und staunen, was sich in den letzten Jahren verändert hat. Trotzdem hat sich das Heimatgefühl sofort wieder eingestellt. Nach einem halben Jahr Umbauarbeiten und der Auswahl von passenden Bohnen aus Nicaragua, Kolumbien, Indien, Papua-Neuguinea, Brasilien, Guatemala und Äthiopien (bezogen aus Hamburg) erstrahlt die Elstermühle Kaffeerösterei mit zwei stylischen Röstmaschinen von Giesen, wobei sich eine auch hervorragend für Live-Röstungen auf Events eignet, in einem fast ungewohnten Design. Ja, auf den typischen rustikalen Paletten- und dunklen Industrie-Look setzen die Röster nicht. Stattdessen ziehen weiße Maschinen in glänzenden Goldtönen und ein heller Holzboden ein. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Kunden an der Produktion unseres Röstkaffees teilhaben zu lassen. Deshalb steht das Herzstück der Rösterei, die Röstmaschine auch mitten im Laden. Auch wenn sie toll aussieht, das ist nicht nur Show, hier wird der Kaffe geröstet. Der Rohkaffee steht auch im Laden und kann gern mal angeschaut werden“. Den größten Anteil in der Kaffeerösterei bestreitet die Arabica-Bohne, lediglich zwei Sorten Robusta im Sortiment sorgen für einen cremigen Espresso-Schaum. Hand aufs Herz, wie trinkt ihr denn euren Kaffee am liebsten? „Wir trinken unseren Kaffee ganz unterschiedlich. Annette mag ihren Filterkaffee schwarz, am liebsten den fruchtigen Hochlandkaffee aus Äthiopien und Mario trinkt seinen Espresso schwarz, am liebsten unsere kräftige Mischung ‚August der Starke‘.“ Was kleines Süßes darf zum Kaffee übrigens auch nicht fehlen.

Was?
Elstermühle Kaffeerösterei
Wann?
Montag Ruhetag
Dienstag bis Freitag 08-12 Uhr, 14-18 Uhr
Samstag 10-16 Uhr
Wo?
Käthe-Kollwitz-Straße 67 a
04109 Leipzig
Warum?
Wegen zwei außerordentlich sympathischer Köpfe, die das fast unmögliche für sich möglich gemacht haben. Aus dem alten Leben ausbrechen und der großen Leidenschaft nachgehen. Für Mario und Annette ist es die grüne Bohne. Nur bloß nicht den Kaffee mit kochendem Wasser aufgießen oder mit Zucker und Milch verfälschen. Diese und viele andere Tipps geben die beiden Genussmenschen bei einem genussvollen Besuch in der eigenen Kaffeerösterei gern weiter. Sie setzen auf den AHA-Effekt! Außerdem gibt es immer zwei Kaffeesorten zu probieren. Schmeckt garantiert ganz anders als gewohnt und macht sich hervorragend als kleines Geschenk aus Leipzig! P.S.: Mitnehmen könnt ihr den Kaffee natürlich auch.

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