Die Überlegung zum Montag ist eigentlich ganz einfach: Am Schreibtisch sitzen bleiben oder den Nachmittag spontan frei machen? Der Blick zum grauen Himmel sagt mir: Klapp den Laptop mal zu. Vor fast einem Jahr bekam ich einen Geheimtipp für einen entlegenen, wunderschönen Ort bei Leipzig. Eine echte Perle in Thekla: Die Gärtnerei und Baumschule Felgenträger. Unter den Leipzigern natürlich längst kein Insider mehr aber mir verschlägt es an diesem kalten, tristen Montag inmitten des grünen Dschungels und den tropischen Temperaturen die Sprache. Ganz versteckt liegt die Gärtnerei an Straßen mit dem Namen Tesla- und Amazonstraße. Dass es so etwas überhaupt gibt! Bepackt mit drei schönen Zimmerpflanzen geht es wieder zurück in die Stadt. Oh, das war ein richtig schöner Ausflug. Jetzt heißt es aber wieder fleißig sein, denn von allein kommt die Suppe nicht auf den Tisch. Die lieben Girls vom Cafe lauritz fragten am Wochenende nach einer spontanen Mittagssession. Schon beginnt das Köpfchen nachzudenken: Welches Gericht könnte ich nur kochen? Am besten eine Suppe, die kann man immerhin gut vorbereiten. Vegetarisch oder vegan? Lieber vegan, wir wollen schließlich niemanden ausschließen. Tomate oder Lauch? Gut, Tomaten können wir um diese Jahreszeit eigentlich auch vergessen. Mit ein paar Klicks steht das vegane Käse-Lauch-Suppe mit Sojahack-Rezept von Zucker&Jagdwurst auf der Tageskarte. Gott sei Dank hilft Valeska tatkräftig beim Kochen mit. 20 Stangen Lauch, 5 Zwiebeln und nochmal so viele Knoblauchzehen liegen vor uns. Ärmel hochkrempeln, Ladies!
Noch schöner als die Mittagssuppe zu kochen, ist es jedoch sie auszuteilen und in die zufriedenen Gesichter zu schauen. „Am liebsten würde ich mich bei allen auf den Schoß setzen und fragen, ob ihnen die Suppe schmeckt!“, lache ich. Tatsächlich nimmt niemand den Salz- und Pfefferstreuer in die Hand. Sehr gut. Mit einem Brot von Backstein wird der Mittagstisch komplett. Jeden Mittwoch können sich die Gäste im lauritz übrigens auf ein selbstgekochtes Gericht von Freunden und Wegbegleitern freuen. Das Experiment Lauchitz ist auf jeden Fall geglückt und mehr als 13 Liter glückliche Suppe wurden über die Ladentheke gereicht. Nach so viel Aufregung gönnen wir uns ein entspanntes Bier in der naTo und den Film „Rafiki„, der zum letzten Mal in der Cinémathèque läuft. Auf Suaheli bedeutet das soviel wie „Freunde“ – genau davon handelt der Film auch: Kena und Ziki werden gute Freundinnen, obwohl ihre Eltern komplett unterschiedliche politische Auffassungen vertreten und zeigen ein buntes, selbstbewusstes Bild von Kenia. Sie geniessen den Alltag, kleiden sich gern kunterbunt, die eine knüpft sich auch die Haare in allen Farben. Sie träumen, sie leben und verlieben sich ineinander. Dass diese Liebe in Kenia nur schwer bestehen kann, spüren sie allerdings schnell. Ein schöner Film, der uns noch lang diskutieren lässt.
Diskussionsbedarf gab es auch zum diesjährigen HGB-Rundgang, der in diesem Februar ungewohnt ruhig und verhalten ablief. Die Räume blieben aus Protest für bessere Studienbedingungen und eine ausreichende Finanzierung leer. Für diesen radikalen Schritt haben sich die Student*innen schon vor längerer Zeit entschieden. Hätte einschlägige Leipziger Medien nicht am Vorabend des Rundgangs darüber berichtet, hätten die leeren Räume die Besucher vermutlich noch viel unvorbereiteter getroffen. Das war der Plan, der so nicht ganz aufging. Die teilweise leeren Gänge ließen darauf schließen, dass gleich von vorn herein viele Neugierige wie sonst wegblieben. Wir kamen trotzdem. Aus Solidarität. Aus Neugier. Aus Sektdurst. Oder auch für den kleinen 80er-Rave im Obergeschoss. Was wirklich fehlt an diesem Abend: Die Kunstwerke. Gemälde. Fotografien. Installationen. Die fehlen wirklich. Wir hoffen, ihr kommt bald wieder zurück. Zurück nach Leipzig gekommen ist an diesem Wochenende die Girlgäng, die wir standesgemäß mit Fußball, Bier und riesigen Bánh mìs im Café Cantona empfangen.“Wer spielt eigentlich?“ Keine Ahnung. Wir sind sowieso mit der Wochenendplanung und einem Gläschen Wein im renkli beschäftigt. Was bei unserem girly weekender auf keinen Fall fehlen darf: Ein Foto vom Photoautomaten, die CLOSER Party im Conne Island, Apfelkuchen von Marshalls Mum, ein Nachmittag auf der Sachsenbrücke und der Sonntagsburger im deli. Leipzig anno 2011. We like! Was jetzt zum Sonntag nur noch fehlt ist ein Radler in der Sonne. Einfach mal die Beine auf den Brückenpfeilern baumeln lassen und die Spaziergänger beobachten. Machs gut, schöne Woche!
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