„Du streichst mir über mein Gesicht
Gegen die Welt. Gegen den Strich.“
[Wenn die ersten Abende so richtig warm werden, dass man keine Jacke mehr braucht und auf dem Weg durch die Dämmerung nach Hause ist, passt es an der Stelle immer wieder T o c o t r o n i c aus der Musikkiste zu holen. Zwischen dem Geräusch von Fahrradreifen auf Kieswegen, Froschquaken, Grillluft und gezupften Gitarren singen die Hamburger noch immer eins der schönsten Lieder vom (für mich) besten Album „Pure Vernunft darf niemals siegen“. Aber das ist ja so eine Sache. Da muss jeder selbst entscheiden, wie weit die Liebe reicht oder, ob man lieber das Radio ausstellt. Und selbst als jahrelanges Tocotronic-Fangirl (Mittlerweile ist auch die Band etwas älter geworden und kann auf stolze 20 Jahre echte Musikgeschichte zurückblicken.) muss ich mich immer wieder überwinden neue Alben anzuhören. Man weiß nie, was einen erwartet. „Hast du schon reingehört?“ „Noch nicht. Da brauch ich mehr Zeit dafür…“. Düstere Melodien, popige Hymen, verkopfte, pathetische und sprachlich ausgefeilte Texte oder auch einfach nur Lieder zum Mitgrölen für eine ganze Jugendbewegung. Es gibt schon genügend Menschen, die mit Texten zu Tocotronic ganze Abschlussarbeiten und Bücher füllen. Es soll aber so viel gesagt werden: Am 1. Mai erschien das elfte und neueste Album. „Das Rote Album“ mit 13 Liedern oder wie sie selbst sagen „die Pop-Platte von Tocotronic“. Rot für die Liebe, Rot für die Revolution. Man muss dieses Album einfach gern haben. Nicht einmal das kühle Frühlingswetter war auf diese popigen, fröhlichen und leichten Lieder vorbereitet. Ein Album, das nach langer Zeit überraschend homogen vergnügt erscheint und sofort ins Ohr geht. Lieblingslieder: Chaos & Solidarität. Aber viel besser als Tocotronic nur zum Fahrradfahren zu hören, ist es immer noch sie live zu sehen. Ja, tatsächlich überzeugen sie da einfach immer wieder. Egal, ob im strömenden Regen unter Regencapes oder in der Abendsonne. Sie wissen, was wir hören wollen. Zu sehen sind sie: 18. Juli / MELT! Festival & 8. Oktober im Leipziger Haus Auensee.]
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