Manchmal muss man nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. So wie Paul Altmann und Antje Schaper vom FANG Studio, die schon eine gefühlte Ewigkeit auf der Suche nach einem neuen Laden für ihr Grafikbüro und ihre Design-Werkstatt waren bis sie zufällig in Reudnitz, am Ostplatz, einen kleinen Raum entdecken, der sie in diesem Sommer ganz verzauberte. Die ehemalige Fleischerei ist nur eine von vielen architektonischen Schmuckstücken in Leipzig – nicht zu verwechseln mit dem Atelier der „Alten Fleischerei“ in der Südvorstadt aber doch ähnlich hübsch anzuschauen. Streckt den Kopf zur Decke, denn dort verbergen sich die wahren Schätze. Viel zu lang waren die Rolläden des Verkaufsraums der alten Fleischerei heruntergelassen. Seit diesem Dezember strahlt der Laden für Grafik, Kunst und Raritäten in einem ganz neuen Licht. Das Schaufenster lädt für einen Blick nach drinnen ein.
Die Reudnitzer bleiben vor dem großen, schön dekorierten Fenster stehen und suchen wahrscheinlich noch die abgehangenen Würste und aufgeschnittenen Schinken. Die Würste mussten aber längst den neuen Ladenkonzepten weichen. Jetzt wird es wieder bunt und lebhaft. In die neu angebrachten Regale ziehen stilvolle Designklassiker, Geschenkideen, Grafiken, angewandte und zeitgenössische Kunst. Wichtig ist es Paul und Antje besonders, dass der ursprüngliche Raum nicht zu stark verändert wird, sondern nur denkmalschutzgetreue Anpassungen vorgenommen werden. Im hinteren Teil und oberen Stockwerk befindet sich noch genügend Platz für die Büroräume und Werkstatt. Das ebenerdige Atelier wird somit zum Showroom und Ausstellungsbereich. Den brauchen die Ästheten auch, denn nicht nur ihre eigenen Arbeiten werden ausgestellt, sondern auch Designprodukte, die sie selbst verändert haben oder Antiquitäten, denen sie über den Weg gelaufen sind wie zum Beispiel einer Colditzer Porzellankanne, einem Servierwagen aus den 60er Jahren, Glasfiguren aus Lauscha oder Nachttischleuchten aus Kranichfeld, die gleich noch ein neues Kabel bekommen haben. Denn bevor die Interieur-Kleinigkeiten das Studio verlassen, werden sie auf Herz und Nieren geprüft.
Bei einem gemütlichen Montagsfrühstück lerne ich den Rostocker und die gebürtige Sächsin kennen und beschließe schon jetzt, dass ich das Studio ab jetzt FUN nennen werde. Bei Kaffee, frischen Brötchen vom Reudnitzer Bäcker und flackerndem Kerzenlicht (Ja, die beiden wissen wie man es sich gemütlich macht) philosophieren wir über den Studionamen, denn eine richtige Geschichte gibt es nicht. Kurz und prägnant. Irgendwie asiatisch angehaucht. Aber vielleicht geht es auch nur darum im Studio den großen Fang zu machen und etwas Schönes mit nach Hause zu nehmen. Immer wieder fällt die, sich drehende, Mikrowelle mit Satellitenschüssel in mein Blickfeld. „Was hat es mit dieser Installation auf sich“, frage ich Antje. Eine gewisse Faszination zu den Themen Weltraum, Zeit und Mechanik kann man der gelernten Pharmazeutikerin nicht abschlagen. Neben Grafiken, Webdesign, Illustrationen, Fotografien und Informationsdesign setzt sich Antje gern mit Installationen auseinander. Der „Silent Guardian“ tastet den Raum auf 360° ab und steht als stiller Wächter für den Schutz der Personen im Raum und der nächsten Umgebung. In intensiven Blautönen heben sich allerdings auch die Malereien von Sebastian Gahntz ab, die verteilt über den gesamten Raum präsentiert werden.
Paul stellt, als mittlerweile ausgebildeter HGB Meisterschüler in der Klasse „Bildende Kunst“, ebenfalls seine Arbeiten im FANG Studio aus. Aktuell zu sehen ist „The Landlord’s Game“, bei der 28 Spielkarten der griechischen Variante des Brettspiels Monopoly aufgereiht werden. Mit den unterschiedlichsten Kunstwerken kann sich das Atelier des Studios immer wieder flexibel verändern und durch das freie Raumkonzept an die Künstler angepasst werden. Im kommenden Jahr erhält der Fotograf Frank Machalowski (01.02.-14.02.) seinen Raum für eine eigene Fotoausstellung, den er komplett frei gestalten kann. Ich stöbere noch durch die Regale und lasse mir zu einigen Produkten die Entstehungsgeschichten erzählen, wie zum Beispiel über das Buchkonzept „Awesome – The Netherlands“ – einem Bildband, der mit Texten beliebig gelesen werden kann. Zu jeder Fotografie passt ein Text. Aber welcher?
Paul und Antje spielen im FANG mit Texten, Typografien und Kunst. Für ihre Auftragsarbeiten spielen genau diese Komponenten eine wichtige Rolle. Als Fotografin und Grafikerin mit Hingabe für das (foto- und typo-)grafische Detail entwirft Antje mit ihrem Grafikbüro Plakate für dein Zuhause, gestaltet Bücher und Magazine, entwickelt Firmenlogos und steht jungen Unternehmen bei Fragen zum Corporate Design beratend zur Seite. Mit einem selbstaufgebauten Leipziger Team unterstützen sie fachkundige Fotografen, Designer, Künstler, Texter und Lektoren, so dass die Ergebnisse garantiert „aus einer Hand“ stammen. Oder wie Antje sagt: „Lasst uns gemeinsam die Welt ein bisschen schöner machen“. FANG Studio is waiting for you!
Was?
FANG Studio
Wann?
Montag geschlossen
Dienstag und Donnerstag 9.00 – 18.00 Uhr
Mittwoch und Freitag 9.00 – 16.00 Uhr
Samstag und Sonntag geschlossen
Wo?
Oststraße 6, 04317 Leipzig
Warum?
Wegen stilvollen Designklassikern, Antiquitäten, Geschenkideen, Grafiken zum Aufhängen, angewandter und zeitgenössischer Kunst. Schon mal daran gedacht aus alten Retro-Föhnhauben Lampen zu zaubern? Wirf deine alten Sachen nicht weg, sondern schenk ihnen ein neues Leben. Das FANG Studio zeigt dir, dass Design langlebig und funktional zu gleich ist. Wieder ein Grund mehr, warum sich der Weg nach Reudnitz lohnt.
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