Baustellenparty zum Samstag – und alle gehen hin. Trotz Baggerlöcher, roten Absperrzäunen, holprigen Straßen und ruhenden Baumaschinen zieht es die Menschen an diesem Wochenende raus auf die Karli. Wir staunen nicht schlecht als die Karli schon zur Mittagszeit bunt und völlig in Bewegung ist. Es ist doch eigentlich verrückt, dass die bekannteste Kneipenstraße der Stadt nicht mehr so gern betreten wird, sobald sie umgebaut wird und, dass die ansässigen Cafés, Bars, Läden und Restaurants das auch spüren. Gibt man dem ganzen Treiben aber einen netten Namen sind alle wieder da, verbringen die Sonnenstunden hier oder trinken bis spät in die Nacht und tanzen an der Feinkost. Während wir durch die Südvorstadt laufen, einmal die Karli nach oben und wieder runter, diskutieren wir: „Warum ist das denn nicht jeden Abend oder zumindest ab und zu so schön voll? Abends könnte man doch immer Baustellenpartys feiern und hier draußen mit seinen Stühlen sitzen… ist doch egal, ob da tagsüber gebaut wird“. Wir wären dafür. Aber wir einigen uns am Ende darauf, dass es schön ist, dass sich zum „KarliBeben“ tagsüber wie abends alle schick machen, raus gehen, gute Laune haben, tanzen, auf den Treppen und Fensterbrettern sitzen, überall Bier trinken, Gewinnspiele spielen, sich verzaubern lassen und an den Flohmarktständen stöbern. Da muss man manchmal auch die vorbeilaufenden spitzen Bemerkungen wie „Bebt ja ganz schön“ oder „Ich kann das Beben schon richtig sehen“ einfach ignorieren. Wir freuen uns über die vielen Essensstände, Waffeln, Freisitze, unsere neuen 30er-Jahre-Flohmarkt-Handtaschen, die vielen bekannten Gesichter („Das hat schon fast was von Dorffest, weil man aller zwei Meter jemanden kennt“.), Kuchen to go, Mädchen, die am Klavier sitzen, volle Straßen durch die kein Auto mehr passt, Girlanden, eine Limonade am Südplatz und das Gefühl „Kennste das, dass man jetzt einfach gern weitertrinken würde, weils so schön ist?“. „Sechzisch Vierzisch“ ist eine gute Mischung, genau wie samstags frei zu haben und Straßenfeste zu feiern. Prost, Karli. Auf dich. Das nächste Mal dann wieder am 12. September 2015.