Hej Leipzig, das kann nur eine schöne Woche werden, denn die Buchmesse steht ganz groß vor der Tür. Im letzten Jahr ist diese Woche im März doch ziemlich zu kurz gekommen. Dass sich das in diesem Jahr ändert, habe ich dir schließlich versprochen. Das „leipzig liest“-Programm platzt aus allen Nähten. Wer denkt, dass die Buchmesse nur für Bücherwürmer und Nerds gedacht ist, irrt sich gewaltig. Man muss nur genau hinsehen. Aber erstmal müssen die Sturmschäden der vergangenen Woche repariert werden. Wie gut, dass die RadFreund-Leihräder so gut fahren, dass man sie eigentlich nicht mehr hergeben will. Bis dann doch der Anruf kommt: „Dein Rad ist fertig. Du kannst es abholen!“ Na gut. Den kleinen, spontanen Regenschauer im Park nehmen wir auch noch mit. Immerhin bleibt es zum Abend trocken, denn im Café Kapital wartet schon die Tropenparty vom Tropen Verlag auf uns. „Legendär“, höre ich mich nach diversen Zeitungsartikeln noch sagen. Platzangsttraining, heißt es außerdem. Das trifft auch durchaus zu, denn, wer einen Platz an der Bar ergattert hat, gibt ihn auch nicht wieder her. Wir krallen uns am Tresen fest, erheben fröhlich die Weinschorle und beobachten das literarische Publikum. Eine geht schon noch. Es ist doch schließlich Donnerstag. Etwas ruhiger und auf das Buch konzentrierter, geht es zu den MDR Kulturnächten in der Alten Börse zu. Die Plätze sind restlos belegt. „Bitte nicht ins Fenster setzen“, wird uns noch zugerufen. Denn typisch für die rebellierende Herde: „Wenn es einer macht, machen es alle nach!“ – wir verstehen und suchen uns einzeln einen Platz neben einer älteren Dame. Vor uns sitzen Gunther Geltinger und unser liebster Journalist Kais, die über das neueste Werk „Benzin“ sprechen. Ziemlich stolz auf diesen kleinen Moment, wenn Freunde so sympathisch und wortgewandt durch den Abend leiten, lauschen wir mit großen Ohren. Nach einer knappen Stunde ist die Romanbesprechung vorbei. „Und jetzt?“ Nun, das renkli lag eben auf dem Heimweg…
Aber es geht noch weiter. Seit Weihnachten hängen die Karten für diese Lesung schon an der Pinnwand. Am 21. März dürft ihr euch nichts vornehmen, hieß es damals. Wir haben gerätselt. Mit der Lachmesse in Leipzig lagen wir falsch und mit der Buchmesse an sich, waren wir mit unserem Tipp auch nicht genau genug. Jetzt ist es klar! Dirk von Lowtzow ist nicht nur Sänger von Tocotronic, sondern hat auch noch das fantastische Buch „Aus dem Dachsbau“ geschrieben. „Von »Abba« bis »Mohammed«, von »Dachs« bis »Operettenbär«, von »Hysterie« bis »Riten«, von »Ekstase« bis »Idiotentest«. Dirk von Lowtzow erzählt von Kindheit und Jugend in der Schwarzwaldhölle, von Aufruhr und Angst, vom Tod des engsten Kindheitsfreundes, vom sehnsüchtigen Umherschweifen und der Sozialisation durch Popmusik, Comics, Filme“, schreibt der Verlag Kiepenheuer & Witsch. Auf diese Reise durch die Jahre nimmt uns Dirk an diesem Abend im Conne Island mit. Es ist seine erste Lesung überhaupt. Geburtstag hat er auch. Wir alle haben ein Date mit Dirk. Nach ausgewählten Kapiteln greift er immer wieder zur Gitarre und singt die passenden Songs zum Buch. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals „Sailor Man“ live gehört habe. Bis zu diesem Abend. Ja, wir sind ein bisschen verliebt und gerührt. Dieses Buch landet definitiv noch auf meinem Nachttisch. Bevor es am Sonntag dann wirklich richtig auf die Messe geht (im übrigen der beste Tag für einen Besuch), meldet sich noch spontan noch weit gereister Besuch für eine Leipzignacht an. Das Bettchen ist frei für dich! Aber an Schlaf ist noch nicht zu denken. Schnapp dir ein nextbike und auf in die Nacht! Vietnamesisches Dinner, ein Drink im Café Kapital und plötzlich finden wir uns im Deutschen Literaturinstitut inmitten einer kleinen Disko wieder. Am Sonntagabend liegt eine kleine Messeausbeute auf dem Tisch und die Füße sagen, dass sie keine Lust mehr auf diese Woche haben. Das ist in Ordnung. Tschüss, du wunderbare Märzwoche!
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