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oh wie schön ist panama, da werden alle träume wahr. panama ist wunderbar, weil ich dort noch niemals war.

1 Kommentar

Als ich diesen Text schreibe, sind es drinnen und draußen 34°C. Neben den Sommerferien läuft auch Corona noch, obwohl man meinen mag, die meisten würden „es“ für überstanden halten. Die Tüte mit dem Klimawandel, dem „Weiter, Besser, Schneller“ und damit, dass wir uns das am Ende alles selbst eingebrockt haben, will ich hier nicht weiter aufmachen und erzähle stattdessen lieber von meinem Urlaub. Den hätte ich unter anderen Umständen nämlich eher nicht in Deutschland verbracht und wahrscheinlich auch nicht auf einem Bauernhof. Schade eigentlich. Die naheliegenden Dinge sind oft die besten – warum sollte, was für Lebensmittel gilt, nicht auch fürs Reisen gelten? Ich dachte ja lange Zeit, ich würde zeitlebens, wenn ich groß sei, in einer hippen Großstadtwohnung mit Stuck und dem ganzen Pipapo leben, mit all meinen Freunden um die Ecke, sowie ausreichend Ablenkung die zum Geldausgeben anregt. Ich will hier keineswegs das Landleben idealisieren, aber mein Besuch auf dem Ährenhof im beschaulichen, baden-württembergischen Giesenweiler, hat mich zumindest diese Version von Leben in Frage stellen lassen. Und mich in meinen Konsumentscheidungen bestärkt. Nördlich vom Bodensee, im Allgäu, liegt der Ährenhof, auf dem man als Gast seit zwei Monaten ein „Tiny House“ bewohnen kann. Morgens grüßt einen, wie es sich gehört, das Federvieh: reichlich 50 Hennen und sechs Hähne. Nebenan grasen die Kühe, die zweimal täglich – einmal morgens und einmal am Nachmittag – zwischen Stall und Hang glockenläutend am Tiny House vorbeiparadieren.

Drei Familien betreiben den Hof mit viel Erfahrung, Disziplin und Liebe, in Generationenarbeit, solidarisch und biologisch-dynamisch nach Demeter Standard. Solidarisch ist dabei nicht nur ein Schlagwort, sondern gelebtes Konzept: In sogenannten SoLawis, Genossenschaften des Solidarischen Landwirtschaftens, finanzieren Verbraucher_innen und landwirtschaftliche Betriebe gemeinsam eine Saison, im Gegenzug teilen sie sich die Ernte. Einmal jährlich stellt der Betrieb bei einer Bieterrunde sein Jahresbudget vor, die Kosten werden anteilig auf alle Mitglieder der SoLawi verteilt – je nach Bedarf und Budget. So ergibt sich ein monatlicher Betrag, dessen Zusammensetzung sich den Verbraucher_innen erschließt, kurze Wege und hohe Standards der Lebensmittel sowie deren Produktion garantiert und Einkommen sichert. Mir gefällt dieses Prinzip der „grünen Kiste“. Ich werde demnächst eine SoLawi in meiner Nähe auschecken, um noch mehr darüber zu erfahren. Wie geht eine SoLawi zum Beispiel mit Ernteausfällen um? Gehört das zum Risiko eines solidarischen Konzepts oder wird dem mit alternativen Aufzuchtmöglichkeiten wie Folientunneln entgegengewirkt? I have to learn.

Zum Anteil eines Mitglieds an der SoLawi des Ährenhof gehören neben saisonalem Gemüse (ab 1. Mai) bis zu 230 Eier samt Suppenhuhn und Bruderhahn, Milch zum Selbstabfüllen direkt auf dem Hof und Rindfleisch über regelmäßige Bestellaktionen. Im hofeigenen Späti, wie wir ihn nennen, da er 24/7 über eine Kasse des Vertrauens geöffnet ist, decken wir uns ein: Mit Eiern der Hühner vor unserer Tür; mit Würstchen für den Grillabend bei Nachbars; mit Käse, Joghurt, Butter und Schmand der Bauernkäserei Leupolz, einer Genossenschaft, bei der die Milch der Bauern aus der Gegend weiterverarbeitet wird. In der Milchkammer zapfen wir Rohmilch direkt aus dem Tank, freitags bekommen wir unsere Gemüsekiste. Und was soll ich sagen: Alle Produkte sind von so guter Qualität, das Gemüse ist mega! Paprika landen bei mir sonst so gut wie nur im Shakshuka, roh kann man mich damit jetzt nicht so locken, aber wären es immer die vom Ährenhof, ihr versteht schon…Von den Tomaten ganz zu schweigen. Jeder und jede, der oder die schon einmal auf dem Balkon oder im Garten Tomaten gezogen hat weiß, wie Tomaten schmecken können. Wenn das dann noch Leute machen, die Ahnung von den unterschiedlichen Sorten haben, dann haben rohe, ungewürzte Tomaten eine Rauchnote, oder schmecken nach Pfirsich. Zukünftige Tomaten werden es schwer haben bei mir!

Als Mitglieder von Demeter, dem ältesten Bioverband in Deutschland, arbeitet auch der Ährenhof nach deutlich strengeren Richtlinien als denen des EU-Bio-Siegels, die man oft im Supermarkt findet. Seit 1985 wird der Hof biologisch-dynamisch bewirtschaftet – zunächst mit Schwerpunkt in der Milchviehhaltung. Dabei leider nicht selbstverständlich: Die Kühe tragen Hörner und werden mit Gras und Heu gefüttert. Von April bis November grasen sie auf umliegenden Weiden. Wenn Milch und Fleisch, dann so, wenn ihr mich fragt. Wer mehr über die Haltung von Milchvieh lesen möchte und darüber, warum in der konventionellen Haltung den Tieren die Hörner entfernt werden – hier entlang!

Die Menschen des Ährenhof sind ständig in Bewegung. Bald soll es eine hofeigene Käserei geben. Aber nicht nur wegen des Käses muss ich unbedingt zurück. Auch die Gemeinschaft auf dem Hof und dem umliegenden Dorf ist eine, die sich in städtischer Nachbarschaft nur selten findet. „It takes a village to raise a child“ sagt ein Sprichwort und in Giesenweiler scheint das gelebt zu werden. Hier muss man nicht gemeinsam leben, aber man will. Am Anreisetag holt uns Juli, die Schwester einer guten Freundin, die aus Giesenweiler kommt, mit dem Auto vom Bahnhof ab. Mit einem ihrer beiden Söhne auf dem Rücksitz zähle ich Traktoren und bin sofort verliebt. Milena, die im gleichen Haus wie Juli wohnt, und deren Schwester, die nebenan den Ährenhof betreibt, zeigt sie uns alle Orte, Ecken und Verstecke. Wir essen vor dem Tiny House gemeinsam mit Juli unser erstes Eis dieses Urlaubs. Seitdem sehen wir uns jeden Tag und fast jeden Abend in diesen zwei Wochen.

Gemeinsam mit allen Kids der Hausgemeinschaft fahren wir zum See, essen „Pommes Schranke“, pflücken Heidelbeeren, kochen und feiern Kindergeburtstag. Abends sitzen wir ohne Kinder im Garten mit Blick auf den Naturpool, wo immer noch Schwimmflügel, Handtücher und Poolnudeln liegen, schauen in die Sterne und trinken Wein. So muss der Sommer doch sein. Von Juli stammt auch das Rezept zu dem herzhaften Allgäuer Zucchinikuchen, den wir, zusammen mit einem Rote Beete-Carpaccio und einem grünen Sommersalat an einem verregneten Sommerabend gemeinsam gebacken haben. Alle Zutaten kommen aus der unmittelbaren Umgebung: Vom Ährenhof, der Käserei Leupolz und der Herrenmühle in Aulendorf.

Rezept Herzhafter Allgäuer Zucchinikuchen | Rezept für 4-6 Personen

wichtige Tools: Springform Ø 26cm, Klarsichtfolie

Für den Teig:

250g Mehl (+ extra zum Bemehlen)
100g kalte Butter
4-5 EL kaltes Wasser
½ TL Salz

Für die Füllung:

3 Eier
750g Zucchini, geraspelt
200g Bergkäse (oder anderer würziger Käse), geraspelt
200g Frischkäse (mit hohem Fettgehalt)
Salz, Pfeffer und Muskat nach Geschmack
3 Bund gemischte frische Küchen- oder Wildkräuter (mehr ist mehr):
z.B. glatte Petersilie, Dill, Basilikum, Schnittlauch
2-3 große, reife Tomaten, in Scheiben geschnitten

Zubereitung des Teigs:

  1. Mehl als Hügel auf eine glatte Arbeitsfläche oder in eine Rührschüssel geben, kalte Butter in Flocken oder kleinen Würfeln und Salz dazugeben und alles mit schnellen und kräftigen Bewegungen der Finger durchkneten.
  2. Währenddessen nach und nach das kalte Wasser dazugeben, bis der Mürbeteig eine feste, aber bröckelige Konsistenz hat. Er sollte sich festdrücken und ausrollen lassen, aber nicht zäh sein. Dass der Teig nicht uniform wird ist nicht schlimm.
  3. Den, zu einer Kugel geformten, Teig in Klarsichtfolie einschlagen und 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.

Tipp vor dem Kühlen: Die Teigkugel zwischen Klarsichtfolie geben und mit dem Teigroller flach in Form der Kuchenform schlagen, in welcher der Teig später landet, dann lässt er sich nach dem Herausnehmen besser ausrollen.  Je nachdem wie fest der Teig ist, kannst du ihn vor dem Ruhen auch schon komplett ausrollen (Achtung: genügend Mehlen) und ausgerollt Kühlen (je nachdem wieviel Platz im Kühlschrank ist). Wichtig ist bei Mürbeteig, dass man ihn nicht zu lange und nicht mit warmen Händen und/oder unter warmen Temperaturen bearbeitet, da der Teig sonst entweder zäh wird oder die Butter schmilzt. So lässt er sich dann auch schlecht in die Kuchenform heben. Tipps zum Teig-in-die-Form-heben findest du auf good old YouTube (Spoiler: Entweder den Teig vorher zum Reinheben falten oder aufs Nudelholz rollen und über der Form abrollen)

  1. Nach dem Kühlen: Auf bemehlter Oberfläche ausrollen (größer als der Durchmesser der Kuchenform, denn die überstehenden Teigränder sollen an den Seitenwänden der Backform angedrückt werden), in die mit Backpapier ausgelegt Springform heben, Seitenränder andrücken, sodass der Teig eine Gussform für die Füllung bietet. Keine Panik, wenn der Teig an einigen Stellen reißt, Mürbeteig kann man auch gut mit losen Stücken Teig flicken, da, wo es nötig ist.

Zubereitung Füllung:

  1. Kräuter fein hacken, Frischkäse, Eier, geriebenen Käse und Gewürze vermengen.
  2. Geraspelte Zucchini in einem Küchen- oder Käsetuch gründlich ausdrücken, sodass sie einen Großteil ihrer Flüssigkeit verliert. Ansonsten wird die Füllung matschig!
  3. Zucchini zu der Füllmasse geben, Füllung auf den Teig geben.
  4. Tomatenscheiben auf dem Kuchen als Topping verteilen.
  5. Bei 180°C für 1 Stunde im Ofen backen.

Als Begleitung zum Zucchinikuchen haben wir einen grünen Sommersalat mit essbaren Blüten gemacht. Die Kartoffeln sollen – abgekühlt – eigentlich in den Salat. Unsere kamen gemeinsam mit der Quiche direkt aus dem Ofen und so haben wir uns dazu entschieden die Kartoffeln als Side zu servieren, da sie so schön kross bleiben und den Salat nicht welk und lauwarm werden lassen. Man kann die Kartoffeln natürlich auch ganz weglassen, ich finde, sie geben dem Salat aber noch eine schöne Tiefe und Biss.

Rezept Grüner Sommersalat mit essbaren Blüten | Rezept für 4-6 Personen

Zutaten:

½ Salatgurke
½ Kopf Blattsalat nach Wahl
½ Bund Radieschen mit Grün
250g Junge Erbsen (TK)
6 Kartoffeln, festkochend, in dünnen Scheiben
Frische Kräuter nach Geschmack: Basilikum, Dill etc.
Essbare Blüten: z.B. Kapuzinerkresse und Borretsch

Dressing:

Süßungsmittel: Sirup, Honig, Kombuchasirup, Agavendicksaft
Säure: Zitrone, Weißweinessig
Würze: Senf, Salz und Pfeffer
Fette: Olivenöl und Mayo

Zubereitung:

  1. Kartoffeln waschen, in dünne Scheiben schneiden, mit Salz, Pfeffer und Öl marinieren, bei 180°C im Ofen kross backen.
  2. Blattsalat zupfen und als Basis auf einen großen Servierteller legen.
  3. Gefrorene Erbsen nach Anleitung garen und in Eiswasser legen, sodass sie nicht nachgaren und ihre Farbe nicht verlieren.
  4. Gemüse waschen und in dünne Scheiben schneiden und gemeinsam mit den Erbsen sowie dem Radieschengrün auf dem Blattsalat verteilen.
  5. Dressing mischen und über den Salat geben.
  6. Basilikumblätter und essbare Blüten auf dem Salat verteilen.

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abgelegt unter gutkirschenessen

Kommentare

  1. juli juli sagt:

    jetzt hab ich hunger.
    und nora-vermissung!
    wo bleibt ihr? der basilikum flippt aus und wir müssen doch pesto machen.

    danke für euch!