Komm lieber Mai und mache den Balkon endlich wieder grün. „Bock auf eine Runde durch den Baumarkt?“. Es regnet doch schließlich eh draußen. Die „Black Diamond“-Hortensie passt daher genau zum Gemüt. Kaffee, Lavendeltöpfe, anschließend eine Runde durch den Wald und die Woche beginnt doch gar nicht mal so schlimm. Klappt ganz gut mit dem Frühling in diesem Jahr oder? Irgendwie haben wir uns das anders vorgestellt. Aber dann können wir eben auch locker mal fünf Stunden im Zug sitzen, aus dem Fenster schauen, den Laptop zwischendrin aufklappen und mit dem Bord-Magazin auf den Abend einstimmen. Spontan nach Bonn fahren? Ja, für dieses Thema lohnt sich das wirklich. Die Deutsche Post DHL Group lädt mal wieder zu einem spannenden Trip ein. Diesmal geht es nicht zum DHL HUB an den Flughafen, sondern zum Panel „Why Europe Matters?“ mit hochkarätigen Speakern. Frank Appel (CEO Deutsche Post DHL), Sophie Passmann (Journalistin), Ashok Sridharan (Oberbürgermeister in Bonn), Wilhelm Josten (CEO Butlers GmbH & Co. KG), Fiona Bauhofer, Nikolaus Kandolf & Petar Mrdovic (Volunteers der europäischen Kampagne „Diesmal wähle ich“) sitzen auf dem Podium und diskutieren für die nächsten zwei Stunden lang, warum es wichtig ist noch in diesem Monat zur Wahl des 9. Europäischen Parlaments am 26. Mai 2019 zu gehen.
Sophie Passmann fasst es mit den Worten „Sind wir nur pro forma pro Europa oder wissen wir wirklich, worum es geht? Das Privileg des Status Quo muss gewahrt werden.“ zu Beginn ziemlich gut zusammen. Nach zwei Stunden schwirren uns nur so die Gedanken durch den Kopf. „Europa ist ein Eliteprojekt.“ „We have to believe in Europe.“ „Europa ist eine emotionale Entscheidung.“ „Europa ist ein Buffet aus 28 Töpfen, an dem wir uns bedienen dürfen und satt werden.“ Wir stopfen uns Kaiserschmarrn in den Mund und stehen beieinander. Alle im gleichen Europa-Hoodie. Irgendwie witzig. Uns muss hier niemand mehr begeistern. Für eine Idee von Frieden, Stabilität, Freizügigkeit, Umweltschutz und Sicherheit. Eigentlich zielte diese Diskussion darauf ab wie wir junge Wähler zur Wahl ermutigen können. Doch wir stellen schnell fest (vielleicht liegt es auch nur an unserer Blase, in der wir leben): Die gehen doch eh wählen. Aber, was ist mit denen, die nicht mit dem Gedanken von Europa und Interrail Reisen aufgewachsen und müde geworden sind? Nicht nur wir, sondern auch unsere Lieblingsbäckerin, unser Fitnesstrainer, der Physiotherapeut und unsere Familien müssen in knapp einer Woche ein Kreuzchen setzen. Für diese genannten Werte, wie ich finde. Ja Bonn, das war wirklich ein gutes Gefühl. So einen guten Abend kann man dann eigentlich nur noch mit Pasta Bolognese auf dem Zimmer und einem Filmabend in der Badewanne ausklingen lassen. Danke für die Einladung!
Nach einer scheinbar ewigen Fahrt durch das sonnige Hessen hat mich das graue Leipzig dann doch wieder. Der Muttertagsstrauß wird bei Saltoflorale abgeholt und für den Sonntag zum Kuchen bereitgestellt. Auf dem Land erwartet mich noch vorher ein 90. Geburtstag. Auf der Fahrt Richtung Kleinpösna bemerke ich wie schnell sich bereits nach 15 Minuten Fahrt das gesamte Stadtbild verändert und in eine kleine dörfliche Gegend wandelt. Die Wahlplakate übrigens auch und lassen mich ein wenig ratlos aus dem verregneten Fenster schauen. Ja, ich sags ja: Blase. Aber hier blühen die Pfingstrosen so schön, der Gin Tonic steht zum Freitagabend auf dem Tisch und wir diskutieren bis spät nachts am Südplatz über Dating-Apps, warum sich niemand mehr auf Etwas einlässt und, warum Unverbindlichkeit großgeschrieben wird. So stehen wir auch am Sonntagabend wieder an Ort und Stelle. Aus zwei Nachteulen werden drei und am Ende noch mehr. Man muss ja nur an einem Ort stehen bleiben. Der Rest ergibt sich von allein. Ja, und natürlich räumen wir den Müll am Südplatz auch wieder weg. Dafür sorgt der Platzwart schon. Nur die Pfandflaschen bleiben stehen. Bis nächsten Sonntag, Jungs!
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