Header_annabelle sagt
das leipziger lifestyle magazin. ein hoch auf die kreativen dieser stadt!

let me take you down ‚cause i’m going to strawberry fields.

Hach, Sommer. Abgesehen von Badeseen, „Pommes Schranke“, Gartenfreuden und Aperol Spritz, hat der Sommer auch einiges an lokalem Obst und Gemüse zu bieten. Die Kräuter schießen im Garten, die Kirschbäume biegen sich prall gefüllt am Straßenrand, die Marktstände der regionalen Gärtnereien sind bunt bestückt. Jedes Jahr nehme ich mir aufs Neue vor Erdbeeren pflücken zu gehen – ungefähr so wie ich mir jedes Frühjahr fest hinter die Ohren schreibe, die bald nahende Bärlauch- und später Holunderblütenzeit nicht zu verpassen. Nur blüht das Zeug leider nicht so lang, wie ich langsam bin (Holunder blüht etwa 4-5 Wochen im Jahr). Und das, obwohl man Bärlauch in Leipzig quasi nicht ausweichen kann. Dieses Jahr aber hat es geklappt! Ich glaube, das wird ein Run! Vielleicht liegt es an der coronabedingten Freizeit: Bärlauch kann ich gerade nicht mehr sehen und Holunderblüten habe ich schon zu Sirup, Essig und Gelee verarbeitet und anschließend für Tee getrocknet. Letzten Winter bin ich von Leipzig nach Dresden gezogen (says no one ever). Hier, im Weinanbaugebiet, drängen sich einem die Obsthöfe förmlich auf. Leute geben ihre selbstgepflückten Äpfel in Mostereien oder fahren zu den Höfen, auf deren Felder man alles pflücken kann, was die Gattung Beerenobst so herzugeben scheint.

Etwas mehr als 10 km von der Dresdner Neustadt entfernt, eine Fährfahrt über die Elbe und einige Ausweichmanöver auf dem Elberadweg weiter, liegt der Obstbaubetrieb Robert Rüdiger. Schon von der Straße aus, riecht man den süßlichen Duft der Erdbeeren und will nur noch losfuttern. Den mitgebrachten Korb abgewogen oder einen vor Ort gekauft, geht es schon ab in die Felder, über denen die Mittagssonne brutzelt. Das Areal ist ziemlich groß. Um uns zu verorten teilen wir die Felder wie folgt ein: Hinten sind die Reihen mit den reifen Erdbeeren, unterschiedliche Sorten und im vorderen Teil die noch jungen Pflänzchen. In den Reihen ist schon ziemlich viel los, denken wir und sehen uns von einer scheinbar routinierten Erdbeerpflückfamilie von hinten überholt. Erstmal rein ins Grüne und ab in die Hocke. Bis man herausgefunden hat, welche Erdbeere einer Staude nun die perfekte Größe, Konsistenz und Süße bereithält, um mitgenommen zu werden, ist der Bauch schon voll. Der Korb füllt sich dann auch ziemlich schnell und für 3,95 € pro Kilo sind wir mehr als happy mit unserer Ausbeute. Wir sind jetzt also keine Newbies mehr und können den Blicken der routinierten Pflückfamilien mit ganzem Erdbeerstolz entgegengrinsen.

Unser Ausflug zu Robert Rüdiger endet nicht etwa am Feld, denn man kann dort nicht nur Erdbeeren, Kirschen, Blumen und im Spätsommer auch Himbeeren, Brombeeren und Physalis pflücken, sondern auch gemütlich im Freien Kaffee trinken, Apfelsaft-Radler schlürfen oder sich in dem dazugehörigen Hofladen mit weiteren regionalen Produkten eindecken. Das haben wir natürlich alles gemacht, ist ja klar! Kai Kochan, so einen Namen als Gastronom kann man sich wirklich nicht ausdenken, die Dresdner_innen werden ihn vielleicht kennen, betreibt dort neben seinem Catering ein kleines Wagencafé. Mit einem vollgepacktem Fahrradkorb geht es zurück nach Hause, während ich in Gedanken schon mein Rezept zubereite. In meinen Rezepten versuche ich stets eine möglichst ausbalancierte Kombination der folgenden Komponenten zu erreichen: Süße, Säure, Salz, Schärfe und unterschiedliche Texturen.  Bei Früchten in herzhaften Gerichten, denken viele vielleicht an Toast oder Pizza Hawaii, Geflügelsalat mit schlabbriger Mandarine oder Datteln im Speckmantel. Dabei können Früchte in herzhaften Gerichten so viel mehr. Erdbeeren sind ein gutes Beispiel dafür. Einen Gegenspieler zu finden, der sich mit ihr geschmacklich gut ergänzt, ist denkbar einfach: Was zur gleichen Zeit reift, passt auch gut zusammen, alle anderen Komponenten kann man darauf aufbauen.

Eine Zusammenstellung von Zutaten, die sich mit Erdbeeren als sattmachenden Salat kombinieren lassen:

Blattgrün und Kräuter: Junger Spinat, Feldsalat, Wildkräuter, Rucola, Basilikum
Milchprodukte: Feta, Ziegenkäse, Burrata, Mozzarella, Parmesan
Gemüse: Zucchini, Spargel, grüne Erbsen, Avocado (ist ne Frucht, I know)
Samen und Nüsse: Sesamsamen, Pinienkerne, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne
Säure: eingelegte rote Zwiebel, Salzzitronen, Holunderblütenessig, Balsamico

Sommerlicher Erdbeersalat mit Blattspinat und Feta-Käse | Rezept für 2 Personen

100 g Blattgrün und Kräuter
(Junger Blattspinat, Rucola, rotes Basilikum, Blutampfer, Portulak)
150 g Erdbeeren
1 Avocado, reif
100g Feta

Topping:

½ mittelgroße rote Zwiebel, eingelegt, in Ringen*
2 TL Sesamsamen, geröstet
1 TL Schwarzkümmel, geröstet
½  TL Chiliflocken

Dressing:

3 EL Natives Olivenöl
1 ½  EL Holunderblütensirup
1 EL Zitronensaft
1 EL Weißweinessig
1 TL Zitronenschale, gerieben
1 TL Salz

Zubereitung:

  1. Salat und Kräuter waschen, trockentupfen.
  2. Dressing mischen, die Hälfte über den Salat geben.
  3. Avocado halbieren, Kern entfernen, Fruchtfleisch mit einem Löffel aus der Schale heraustrennen, in einen Fächer schneiden, auf das Blattgrün geben.
  4. Erdbeeren längs halbieren oder vierteln, das Grün kann dranbleiben (Stiel entfernen), zum Salat geben.
  5. Feta zerbröseln und ebenfalls hinzufügen.
  6. Das restliche Hälfte des Dressings über den Salat geben.
  7. Marinierte Zwiebeln hinzufügen.
  8. Sesam und Schwarzkümmel in einer Pfanne ohne Öl rösten, bis sie duften, hinzufügen.
  9. Mit Salz und Chili würzen und abschmecken.

*Rezept für schnelle, eingelegte rote Zwiebel | schmeckt super zu Pizzen, Salaten, Käse & aufs Brot

2 TL Zucker
3 TL Salz
2 Cup warmes Wasser
2 rote Zwiebel, in dünne Ringe geschnitten
1 Cup Apfelessig, Weißweinessig oder ein Gemisch aus beidem (je nach Geschmack)
Optional: (getrocknete) Chilischote, Lorbeerblatt, Pfefferkörner, Senfsaat, Fenchelsaat, Koriandersaat

Zubereitung:

  1. Rote Zwiebel in feine Ringe schneiden, in ein Sieb legen und 10 Sekunden lang über dem Spülbecken mit kochendem Wasser übergießen
    (Struktur wird aufgebrochen, Zwiebel verliert den rohen, beißenden Geschmack).
  2. Flüssigkeiten, Salz und Zucker in ein Schraub- oder Bügelglas und vermischen
    (Wichtig ist, dass sich Salz und Zucker auflösen, deshalb auch warmes Wasser verwenden)
  3. Optional: Gewürze hinzufügen.
  4. Zwiebel hinzufügen (Müssen komplett von der Flüssigkeit bedeckt sein), Glas verschließen, abkühlen lassen.
  5. Im Kühlschrank lagern. Kann bereits nach 2 Stunden verwendet werden. Hält sich ewig, schmeckt am besten nach 1-2 Wochen im Kühlschrank.
    Flüssigkeit kann für Dressings verwendet werden.

abgelegt unter gutkirschenessen