Eigentlich rufen wir innerlich noch leise „Buuh!“, wenn wir durch die Schleußiger Straßen fahren, weil wir es überhaupt nicht gut finden, dass schöne Kneipen aus dem Stadtbild verschwinden. Egal, ob sie nun von der Hausverwaltung aus müssen oder sich nicht mehr halten können, weil niemand mehr gern Bier trinkt und im schwummrigen Licht sitzt. Gründe kann es dafür wohl viele geben. Schade ist es aber sowieso. Was aber an der einen Stelle schließt, öffnet sich an anderer Ecke wieder. Auf dem letzten Heimweg entdeckten wir auf der Industriestraße, place to be (das wussten einige schon früher), ein kleines neues Café. Oder irgendwie sogar zwei. Die Entscheidung wird uns aber leicht gemacht: „Sorry, wir haben heute gar nicht auf“. Eine Ecke weiter heißt es: „Wir haben eigentlich schon geschlossen. Wir machen sonntags schon 17Uhr zu“. „Kriegen wir noch einen Kaffe und Tee?“ „Ja, klar. Kommt rein“. Das wollen wir hören. Ein Caféname so klangvoll wie ein alter 60er-Jahre Schwarzweiß-Film: Jimmy Orpheus. Kreuzberger Café-Charme. Minimalistische Einrichtung. Rustikale Holzstühle. Eine liebevoll illustrierte Karte und kleine Köstlichkeiten. Mit Schokoladenkuchen, Aprikosen-Tarte und Chai-Tee gefällt uns der Sonntagnachmittag. Was wir übrigens auch sehr schön finden: Anstatt aufs Handy zu starren, kann man hier auch lässig aus den riesigen Schaufenstern gaffen oder sich durch die ausgelegten Magazine blättern. Oder sich mit seiner Begleitung unterhalten. Aus „nur einem Kaffee“ wird dann doch schnell ein kleiner Lesezirkel und Kaffeeklatsch. „Es ist kurz vor 18Uhr. Wir sollten langsam gehen…“ Bis bald, Jimmy Orpheus!
Nochmal in Kurzfassung:
Was? Jimmy Orpheus.
Wo? Industriestr.18 / Schleußig
Wann? Di – Sa 10 bis 22 Uhr / So 10 – 17 Uhr
Hingehen? Unbedingt.
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