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Kaiser Karl konnte keine Kümmelkörner kauen.

2 Kommentare

„Schon Monate vorher träume ich nachts immer wieder von der Abfahrt, wenn die Kinder in aller Frühe von ihren Eltern im Bahnhofsgebäude abgegeben werden…“ [S.7]

Mit diesen Worten beginnt Jochen Schmidts Roman „Schneckenmühle“ und die erzählten Abenteuer des 14-jährigen Jens. Im sächsichen Ferienlager kann man Skat spielen, über Mädchen reden, Karten an die Eltern schreiben oder Ausflüge nach Dresden erleben. Oder man denkt darüber nach, wann das angefangen hat, dass sich alles verändert, wie man ein besserer Mensch wird oder, dass es manchmal gut sein kann, auszubrechen. Sätze, die in Erinnerung bleiben. „Man muss sich entscheiden: Kinder oder Wildschweine“. „Vier Jahre an der neuen Schule, und danach kommt die Armee. Und wenn die überlebt hat, ohne von den anderen mit Zigarettenqualm im Spind erstickt worden zu sein, muss man studieren.“ „Liebe Eltern, mir geht es gut. Schickt bitte Geld, Euer Jens“. „Eine Blutvergiftung erkennt man man an einem roten Strich, der von der Wunde aufs Herz zuwächst. Er darf das Herz nicht erreichen, sonst ist man tot“. „Jeder hat eine Waschtasche, die hier „Kulturbeutel“ genannt wird, eines der Objekte, die für Kinder fröhlicher gestaltet werden, wie Brillen-Etuis und Hosenträger“. „In irgendeinem Alter haben sich die Mädchen verändert. Sie verehren jetzt ältere Jungs mit Schnurrbart, allerdings weiß ich nicht, worum es ihnen dabei geht, nur, dass sich meistens mehrere denselben ausgesucht haben“. „Immer, wenn man sich umdreht, haben sich die Monster schnell hinter den Stämmen versteckt, und nichts bewegt sich“. „In Ungarn gibt es Berge von Wassermelonen und Danone-Joghurt, ganz normal in der Kaufhalle“. Das Buch endet mit den Gedanken, die sich jeder in dem Alter gestellt hat: „Meine Mutter reicht mir ein Nimm2. Ich verstehe nicht, wie das gehen soll, dass man immer zwei nimmt, dann muss man ja nach jedem Mal noch einmal doppelt so viele Bonbons nehmen und immer so weiter“. [S.220]

Lektüre zum Schmunzeln und für das Gefühl vom Sommer 1989.

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abgelegt unter literatur

Kommentare

  1. Hab den Roman vor 5 Jahren gelesen, und gerade Heute ist er mir eingefallen, sehr gute Literatur.

  2. Hendrik Hendrik sagt:

    Schade dass ich deinen Eintrag „could it be we got lost in the summer“ nicht kommentieren kann,da wollt ichs eigentlich hinschreiben.Oder ich versteh das mit kommentieren einfach nicht. Ich wollte eigentlich nur diese songtextzeile googlen,und schwups bin ich auf deinem blog gelandet. Schön hier.