Frühling ist, wenn alle Banken im Park wieder besetzt sind, der Kaffeewagen im Park steht und die ersten wieder auf der Sachsenbrücke sitzen. „Dieses Ding mit der Brücke versteh ich sowieso nicht. Wieso setzt man sich auf eine unbequeme Asphaltstraße anstatt in den grünen Park nebenan?“. Schwierig zu erklären aber so war das eben schon immer. Sehen und gesehen werden. Lesen oder Leute beobachten. Die Sonne genießen. Musik hören oder ein Bier trinken. Das passt an dieser Stelle ziemlich gut zusammen. Die fast schon sommerlichen Temperaturen laden zum Lunch in der Sonne ein – freie Tage sind wunderbar, wenn man sie so genießen kann. Ein kleines Schmunzeln im Gesicht. Die Sonnenbrille auf der Nase und mein neu entdecktes Magazin „Das Wetter“ in der Hand. „Was liest du denn da? Die NEON?“ – kurz aufblicken. Noch so ein Phänomen auf der Sachsenbrücke: Dass man hier von völlig fremden Menschen einfach so angesprochen wird. „Nee, da bin ich irgendwie rausgewachsen. „Das Wetter“. Popkultur. Texte über Musiker, Schriftsteller, Designer…“. Am Ende gipfeln sich die Gespräche in einer Debatte über Polster & Pohl und die Theaterlandschaft in Chemnitz. Verrückt! „Hab noch einen schönen freien Tag“. Ähm, ja, du auch. Was zu meinem Glück noch fehlt, sind frisch gebackene Waffeln. Das einzige Café, dass tatsächlich Waffeln in Leipzig anbietet (Und ich frage mich ganz ehrlich: Why?), ist das GUSTAV H. gleich um die Ecke in der Hood. Straight outta Reudnitz. Warum ich dem Kaffeeexperten Björn noch nie einen richtigen Besuch im Café abgestattet habe? Und das, obwohl wir zusammen schon einen großartigen Kaffee für die Hood zusammengestellt haben. Den „Reudnitz Royal“ (nur echt von der Plagwitzer Brühbar) wollte ich eigentlich schon immer mal zu einer Waffel testen aber irgendwie hatte ich immer kein Glück, wenn ich mir vor Gustav H. die Nase an der Fensterscheibe plattgedrückt habe. Umso größer ist die Neugier auf das Mysterium Gustav H. – da wo die Reudnitzer ihren Kaffee kräftig und dunkel mögen und sich gern auf dem Weg zum Lene-Voigt-Park eine Kugel Eis gönnen. Alles selbstgemacht. Alles selbstgetestet. Sogar die „Bin gleich da“-Botschaften werden hier noch selbst vom Chef geschrieben. „Eine Waffel mit Eis, bitte“. Kardamom-Schokolade schafft es auf den Teller. Genau wie eine Prise Puderzucker. Björn weiß eben, wie es schön aussehen muss. Während wir vor dem Laden sitzen, Waffeln essen und über Waffelteige philosophieren, freuen sich Schulkinder auf dem Weg nach Hause, dass der Gustav H. endlich wieder Eis verkauft, Familienväter rufen: „Endlich wieder offen und mit Preisen, mit denen Kinder viel leichter rechnen können“, kleine Zwerge knabbern an Eistüten und tatsächlich kommen auch noch bekannte Gesichter zur Tür herein. Dieses Reudnitz! Gut, dass die Eissaison am Wochenende wieder eröffnet wurde. Wer die Waffel nicht auf der Hand essen möchte, sollte sich allerdings früh einen Tisch reservieren…
Was?
Eiscafé Gustav H.
Wann?
Dienstag bis Sonntag, 13.00 bis 18.00 Uhr.
Wo?
Baedecker Str. 8, 04317 Leipzig. Einfach dem Aufsteller im Lene-Voigt-Park folgen.
Warum?
Wegen Waffeln! & gutem Kaffee. Reudnitz Royal! Lasst euch doch mal die Geschichte zu dieser Kaffeemischung erzählen…
Cool!