Eine leichte Unsicherheit legt sich nun doch über die Stadt. Wir spüren es. Das große Wort mit dem Anfangsbuchstaben „C“ hält uns in Atem. Eigentlich wollte ich es nicht thematisieren und den dunklen Gedanken keine Chance geben. Aber Abend für Abend halten mich die Live-Ticker zu den neusten Entwicklungen wach und lassen mich kaum konzentriert arbeiten. Passiert das gerade wirklich? Wird das alles noch viel schlimmer? Ich kann es mir kaum vorstellen. Aber die Schreckensnachrichten reißen einfach nicht ab. Noch scheint alles in weiter Ferne und wir versuchen an diesem Abend einfach nur alles auszublenden und schauen von weit oben in die Nacht. In der Motel One-Bar kommen wir zusammen und lassen uns alle von einem „Teilchen“ überreden. Gemeint ist eine gute Runde Aperol Sour. Selbst die Skeptiker kommen voll auf ihre Kosten. Es ist schön so völlig zwanglos und gemütlich zusammenzusitzen und sich über die Woche auszutauschen. Schon am nächsten Tag wartet das nächste Highlight auf mich, denn nach dem langen Schmuddelwetter wird es Zeit für ein kleines Fresh-Up (der Salo hat es ebenfalls bekommen) und viele neue Folien auf dem Kopf. Dass das in der Wartezeit auch kunstvoll aussehen kann, beweist Gerd mit seinem Team mal wieder. Das Ergebnis lässt mich wie immer bis über beide Ohren strahlen. Danke liebes GSF-Team! Hoffen wir mal, dass unser Wiedersehen nicht so lang auf sich warten lässt…
Wir begrüßen im Café mit einem Fußkick, drehen uns weg, sobald jemand hustet, greifen in den Supermarkt-Regalen zum Desinfektionsmittel, treffen uns fast nur noch draußen mit unseren Models für die geplante FrühlingsausgabeGr und telefonieren uns immer wieder zusammen. Das Unbekannte rückt näher. Große Menschenansammlungen? Ja, die umgeht man irgendwie auch schon. Es ist nur so ein Gefühl. Das Wochenende steht bevor und wir überlegen immer wieder, ob wir wie geplant in die bayerischen Voralpen nach Bad Tölz fahren und unser Geburtstagskind hochleben lassen. Verdient hat sie den schönsten 30. Geburtstag aber ein wenig Unsicherheit schwingt trotzdem mit. Ist das gut? Machen wir das richtig so? Was ist, wenn? Nach einer letzten Beratung in der großen Runde entscheiden wir uns aber dennoch für die Bergtour. Im Nachhinein gesehen, war es die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Allein zu unserer Ankunft auf der Hütte werden mit frühlingshaften Temperaturen und strahlendem Sonnenschein begrüßt. Das kennen wir ja fast schon nicht mehr. Grund genug, um die Flasche Wein gleich draußen auszupacken und den Blick Richtung Bergpanorama schweifen zu lassen. Alle Freunde aus den vergangenen Jahren kommen an diesem Wochenende für das Geburtstagskind zusammen. Wir essen gut, wir kniffeln stundenlang, wir kochen gemeinsam, wir entdecken das wohlig warme Hüttenleben für uns und bezwingen am nächsten Tag sogar die große Bergtour und den 1248 m hohen Blomberg. Wer hätte das gedacht? Ich komme kurz an meine Grenzen und schimpfe über den steilen Anstieg aber meine Wandergruppe zieht mich immer weiter. Bis zum Kaiserschmarrn. Den Muskelkater in den Beinen kann ich mir jetzt schon ausmalen. Aber nach einer warmen Dusche, einem Nachmittagsschläfchen, einer Portion Nudeln und einem guten Kniffelabend ist alles wieder gut. Wir verabschieden uns mit einer langen Umarmung. Wahrscheinlich wissen wir jetzt schon, was auf uns zukommen wird und, dass wir uns die nächsten Wochen nicht sehen. Zurück in Leipzig wird nun auch die Buchpräsentation für unseren Bildband abgesagt. Eine Nachricht mit der wir uns in den nächsten Wochen noch weiter beschäftigen werden – und nun?
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