„Ich würde sagen: Die 26 steht dir!“. Hallo neue Woche! Von wegen die wilden Zwanziger sind bald vorbei. 26 ist das neue 24. Da kann man die Woche auch ruhig mit einem selbstgebackenem DDR-Rezept von Mutti beginnen. Mit einer Marzipan-Schokoladen-Gries-Torte und Johannisbeeren kann man auch locker weitere Mahlzeiten ausfallen lassen. So fällt man von einem Geburtstag zum nächsten. Nur hängt hier eine silberne 30 über dem Geburtstagstisch. Macht ja nichts. 30 ist das neue 20! Wir stehen grinsend im Türrahmen mit selbstgebackenen Apfel-Zimt-Nektarine-Erdnuss-Muffins („Ich hab einfach alles zusammengeworfen, was ich noch da hatte. Extra für dich!“). „Wir haben gehört hier ist ’ne Party?“. Selbst einladen funktioniert immer noch am besten. Aber eben nur mit Geschenken.
Bevor die Arbeitswoche weiter geht: Erstmal Bonbon-Pause. Das ist wichtig und wurde mir als angehende Businessfrau von Berliner Büromietzen empfohlen. Oh, ist ja schon wieder Feierabend. „Wollen wir spazieren gehen?“ Eigentlich wollten wir nur einmal eine Runde um den Block und ein Eis kaufen. Aber dann sind wir irgendwie in Gohlis gelandet. Vorbei an der Blechbüchse, über den Ring, einmal beim Zoo versucht über den Zaun zu sehen und immer weiter bis wir die Gosenschenke „Ohne Bedenken“ finden. An diesen einen Abend haben wir wirklich gute Erinnerungen – immerhin endete der 5Uhr morgens bei McDonalds. „Komm, ich lad dich ein“. Leipziger Allerei und Lerchen muss man wirklich nicht überall anpreisen, Gose allerdings schon. Das schmeckt wirklich. „Besonders mit Waldmeister!“ „Du meinst wohl mit Himbeere“. Sofort kommt die Nachricht: „Wird Gohlis jetzt hip?“. Nee, irgendwie gar nicht. Uns gefällt nur der Biergarten und spazieren macht durstig. „Du weißt schon, dass wir den ganzen Weg wieder zurück müssen…“. Puh, ja.
Gefühlt nicht ganz so weit weg ist unser neues liebstes Café in der Südvorstadt. Wie immer können wir uns bei „MEIN LIEBES FROLLEIN“ wieder nicht vor dem Kuchenregal entscheiden. Einfachste Lösung: Jeder nimmt ein anderes Stück und in der Mitte wird getauscht. Diesmal sogar mit Sofa-Platz! Wofür so ein Business-Mädchennachmittag noch gut sein kann: Ich entdecke zum ersten Mal „24 colours“ (Guten Morgen!) und hole mir gleich einen Termin bei „hairstories„. High Five!
Donnerstags ist wieder 2006. Aus allen Richtungen trifft sich die Gäng auf Fixies, Hollandrädern und großen Türsteher-Sohlen. „Friday on my mind“, so wie früher, nur mit mehr Schnaps. Das wird richtig gut. „Oh, warum steht da niemand?“. In der Ilse reichen wir allen die Hände. „Wir können uns ja schon mal richtig begrüßen. Wir werden uns wahrscheinlich den ganzen Abend lang noch sehen, wenn keiner mehr kommt“. Erstmal eine Runde Gisela. Worüber man sich auch wie damals freut: Ein Armband aus dem Kaugummiautomaten. „Es steht dir bezaubernd!“. Ilse ist einfach immer schön. Das haben mir die vielen grinsenden Blicke, Ecken und kleinen Augen verraten. Huch, das Licht geht an. „Komm, wir gehen nach Hause“. Der Himmel ist rosa, die Ampeln sind rot und das nächste Mal die Augen aufmachen ganz schön grell.
Zum Freitag muss man dann erstmal ein bisschen runterkommen und gemütlich einen Kaffee auf den Treppen vor der Oper trinken. Inklusive Sonnenbrand. „Ganz schön warm und hell hier“. Gut, dass wir Kaffee trinken. „Berge oder Meer?“, „Cola, Fanta oder Sprite?“, „Rock oder Hose?“ – ich würde sagen: Fast volle Punktzahl. Zum Abend lädt uns dann Wiliam Fitzsimmons auf die Parkbühne ein. Warum gibt es in Leipzig eigentlich zwei Parkbühnen? Damit man immer vor der falschen Bühne steht? „Du, hier ist keiner…“ „Liebchen, stehst du im Clara-Park? Wir müssen nach Eutritzsch“. Mist! Wer hätte gedacht, dass der bärtige Mann mit dem Holzfällerhemd und den traurigen Melodien so viele Witze reißen kann. Am Ende stehen wir alle im Kreis um ihn, die Augen funkeln und alle lächeln. Eine schöne Geschichte an diesem Abend: Wie zwei völlig fremde Menschen zur Wegbegleitung werden und man sich auf dem Nachhauseweg nochmal drückt. „Schön, euch kennengelernt zu haben. Bis zum nächsten Konzert auf der Parkbühne“.
Vorsicht, vor diesen Mädchen und ihrem Würfelbecher. Wir entdecken Schwindelmax und Kirschshots für uns. Irgendwann quieken nur noch alle auf dem grünen Balkon in der Südvorstadt: „AUFDECKEN! DU LÜGST!“. SCHNAPS! Einige Flaschen später stehen wir bereit in der Innenstadt – bereit für die MB. „Wenn schon, dann richtig“. Aber wir werden an der MB, sowie am Elsterartig abgewiesen. Ohne Personalausweis und mit Birkenstock kein Einlass. Was ist los, Leipzig? Die Partynacht in der superhippen Stadt scheint gegen 3Uhr beendet zu sein. Selbst im Café Waldi stehen die Stühle schon umgedreht auf den Tischen. Immerhin empfängt uns das FlowerPower noch mit Bier und Gisela an der Bar. Cheers! Die letzte Sprachnachricht wird 8Uhr morgens abgeschickt: Was für ein Abend! Sonntag heißt es dann: Ausruhen! Ich steh auf dich, 26!
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