Endlich Sonntag. Endlich wieder die neue Rubrik. Für diese Texte sollte man sich eine Tasse Tee kochen und Zeit nehmen. Mädchen und Jungen im besten Alter, Mitte 20, schreiben ihre kleine Geschichten und Erfahrungen. Alles für die Liebe. Wir sitzen immer wieder zusammen und erzählen, tratschen, diskutieren, klopfen uns auf die Schultern, werden manchmal laut, halten Hände, träumen mit, ermutigen und schmunzeln. Worüber man eigentlich die meiste Zeit redet? Es sind immer die Herzensangelegenheiten. Manchmal frisst uns dieses ganze Gerede über Liebe und Glücklichsein auf. Wir sehnen uns. Wir teilen die Welt in: Vergeben und Single. Wir verlieben uns. Wir erleben Abenteuer. Wir machen Dinge, die man besser nicht machen sollte. Am besten gleich doppelt. Wir lachen mit. Wir sind traurig. Wir runzeln mit der Stirn und hinterfragen uns: Würde man selbst auch soweit gehen oder wie würde man in dieser Situation handeln? Es kann unglaublich spannend sein von diesen persönlichen und ehrlichen Gedanken zu lesen. Ich will diese sammeln. Aus den verschiedensten Städten und Perspektiven. Was bewegt dich? In erster Linie bat ich liebe Menschen aus meinem Umfeld aufzuschreiben, was für sie Herzensangelegenheiten waren oder immer noch sind. Die Absicht dahinter wirkt: “Du hattest Recht. Es hatte einen kleinen therapeutischen Effekt. Das hätte ich nicht gedacht”. Alle Texte bleiben, wenn man möchte anonym und zeigen nur einen Gefühlszustand zum Zeitpunkt des Schreibens. Möchtest du auch ein Gastautor in dieser Rubrik werden, dann schreib an: liebesbrief@annabelle-sagt.de. Es folgt eine…
Head for the coast.
An einem Tag wie diesem, vor vielen Jahren, hast Du mich getroffen und ich traf Dich, an einem lichtscheuen Nachmittag im März, ganz ohne Dating-App und Smartphone. (Gott, was waren wir old school damals.) Seit dieser Zeit hat die Faszination füreinander nie nachgelassen. Ich war fasziniert, wie Du die Welt siehst. Du warst fasziniert, mit welcher Leichtigkeit ich die Welt sehe. Wir waren unverwundbar. Unvorstellbar, dass es jemals anders sein könnte. Doch was ist von dieser Leichtigkeit geblieben? Unerträglich jeder Tag, jede Stunde, jede Minute…Dazwischen viele Jahre des Ringens um Verständnis, Vertrauen, Gemeinsamkeit, Glück. Miteinander sprechen war für uns immer so wichtig, Erlebtes miteinander teilen, sich austauschen. Jeden Tag die Frage, wie Du wohl darüber denkst. Doch verstehen wir uns wirklich? Sprechen wir dieselbe Sprache? Wann haben wir damit aufgehört, oder haben wir es etwa noch nie getan? Uns wirklich, wirklich verstanden! Uns zugehört! Und, wollten wir es überhaupt? Es wenigstens versuchen! Fragst Du, frag ich.
Wir haben einander vertraut und einander belogen, uns gegenseitig verletzt, so viele Stürme vermeintlich heil überstanden; immer wieder den Versuch gemacht zu verzeihen; den Respekt nicht zu verlieren. Wir wollten viel, viel besser und erwachsener sein als all die anderen Paare. Doch, ob man will oder nicht, die Narben bleiben, auch wenn sie verblassen, sagst Du, sag ich. Wir hatten nie große, gemeinsame Projekte, wir hatten nie Geld, das Leben floss dahin. Pläne schmieden ist nicht deine Sache, hast Du gesagt und lieber in den Tag hineingelebt. Wo ist nur die Zeit hin, fragst Du, frag ich. Ich hab mich neu verliebt, sagst Du. The world moves faster than I do, denk ich. Du hast Dein Glück neu definiert, ohne mich.
Wie einfach es ist, alles hinzuwerfen, endlich was neues, frei sein, wieder atmen können. Endlich die Leichtigkeit wiederfinden, denk ich und freue mich für Dich. Du willst heiraten und ein Haus bauen, sagst Du und fragst: Du bist mein bester Freund, willst Du es bleiben? Ich überleg’s mir, sag ich.
Liebe bedeutet für mich Hingabe, ohne besitzergreifend zu sein. Wärme und Nähe, ohne einzuengen. Freiheit und Verbundenheit zugleich. Ich möchte mein Leben mit jemandem teilen und sagen können: meins ist auch deins, ganz selbstverständlich. Doch Du hast das nie verstanden.
Heute hinterlasse ich mir Botschaften an meinem Kühlschrank und tue überrascht, wenn ich heimkomme. Mit Dir war ich einsam, heute bin ich allein.
Everything goes.“
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