Die letzten Tage des Jahres 2020. So unfassbar lang dieses Jahr auch schien, so schnell ziehen die Vorweihnachtstage, die Weihnachtspause und die Stunden bis Silvester vorbei. Darüber sind wir keinesfalls böse. Es wird Zeit für Optimismus, ein wenig mehr Hoffnung, weniger Altlasten und noch weniger schlechte Gefühle aus diesem Jahr. Jeder weiß, dass man diese nicht direkt abschütteln kann, sobald der Zeiger auf 0 Uhr steht – aber nichtsdestotrotz haben wir uns die Aufgabe gestellt, ein paar gute Vorsätze, die nur einen selbst betreffen, ins neue Jahr mitzunehmen. In diesem Jahr haben wir nur reagiert, ausgehalten, viel über uns gelernt, wenig innegehalten und noch seltener Kraft gehabt, um die eigenen Missstände und Zweifel anzupacken. Diesen Mut und diese Energie wünsche ich mir zurück. Wir sind unglaublich gewachsen. Wir sind über uns hinaus gewachsen und haben uns in den verrücktesten Zeiten, die wir bisher kannten, zurechtgefunden. Aber jetzt wird es Zeit, dass wir kurz durchatmen und für uns festhalten, wozu wir im Stande sind. Der Rest unserer Sehnsüchte wird hoffentlich im kommenden Jahr erfüllt. Doch bevor wir uns wieder zu früh freuen, bleiben wir lieber realistisch und warten beobachtend ab. Das neue Woodkid Album „S16“ eignet sich übrigens hervorragend für diese Gedankenstudien. Es ist die Zeit für gut gefüllte Rotweingläser, ausgiebige Radtouren zum See, virtuelle Kaffeerunden, die letzten Geschenkerledigungen vor Weihnachten, neue Netflix-Serien (besonders beliebt derzeit „Bridgerton“) und eine Stunde Tiefgeist-Yoga nur für mich. Taylor Swift formuliert es ziemlich treffend in diesen letzten Stunden des Jahres: „Hey December. Guess I’m feeling unmoored. Can’t remember what I used to fight for. I rewind thе tape, but all it does is pause.“
Noch ein letztes großes Frühstück und dann brechen wir auf in die Heimat. Natürlich nur mit einem Zettel in der Hand auf dem in Anführungszeichen „negativ“ steht. Anders könnte ich mir Weihnachten nicht vorstellen. Aber ich weiß, dass einige Freunde dieses Jahr alles auf den Kopf stellen mussten und auf kein normales Weihnachten hoffen dürfen – und selbst dann kommt manchmal immer noch was dazwischen. Doch wir freuen uns Zuhause auf Eierlikör, gerollte Klöße, die Weihnachtsgans, Kniffelabende, Schnee für ungefähr zwei Stunden, eine kleine Lichterfahrt mit den Großeltern und unterm Strich der Gedanke, dass alle zusammen sind. Sogar zu „Tatsächlich Liebe“ kann ich die Meute am Abend überreden. Aber klar, über die elektrische Zahnbürste und die neue Yoga-Matte unterm Weihnachtsbaum freue ich mich natürlich auch. Ein wenig anders als sonst, bleiben wir in diesem Jahr eher im Familienkreis und treffen diesmal liebe Freundinnen nur draußen an der Feuerschale. Nach vier Tagen bin ich wieder zurück. Natürlich mit Klößen und Rotkraut im Gepäck. Mit den größten Gläsern, die wir finden konnten, stoßen wir auf Weihnachten und das Ende dieses Jahres an. Oder auch einfach nur, weil wir uns nach knapp vier Wochen endlich mal wieder gesehen haben, die Bolognese richtig gut war oder, weil nicht viel Zeit bis 22 Uhr bleibt. Prost! Aber 2020 – jetzt ist Schluss! Esst eure Teller auf, stoßt ordentlich im allerkleinsten Kreis an, wünscht euch alle etwas Gutes für das neue Jahr, gebt euch einen Kuss und bewahrt die Hoffnung. Bis bald!
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