Der erste Frost hängt den zarten Pflänzchen auf Erna Primulas Feld noch ziemlich hart in den Blättern und auch die letzten Spätsommer Blümchen lassen ihre Köpfe hängen. Wahrscheinlich freuen sich nur der Rosenkohl und die Grünkohlblätter auf den benachbarten Feldern über diesen kalten Morgen. Die Sonne wärmt uns mild aber trotzdem wickeln wir uns den Schal lieber zweimal um den Hals. Auch an diesen Tagen muss die Blumenfee raus in den Garten. Schlechtes Wetter gibt es nicht. Egal, ob 40°C oder Frost – die Pflänzchen und Blumen wollen immer umsorgt werden. Seit vielen Monaten schon fallen mir immer wieder die Blumensträuße von „Erna Primula“ auf. Egal, ob in Workshops, in Cafés zur Dekoration, zu Eröffnungen von neuen Restaurants, Photoshootings oder auf Hochzeiten. Der üppige Blumenschmuck ist nicht zu übersehen und dank Cosmeen und Dahlien sofort wiederzuerkennen. Es wird Zeit für einen kleinen Besuch im Garten auf der Oststraße 115, um die Anbaustätte der Slowflowers einmal kennenzulernen. Außerdem drängt sich mir die Frage auf: Wer ist denn eigentlich Erna? Nur wenige Minuten später tippelt Chantals Hündin durch den Garten, hinein in die kleine Laube. Das ist Erna. Da die Primel zu Chantals Lieblingsblume gehört, ergibt sich ziemlich schnell der Name zum Blumen Studio.
„Früher als Kind war ich manchmal im Blumenladen in unserer kleinen Stadt, habe mir alle unterschiedlichen Blumen angesehen und hätte am liebsten alles gekauft.“
Neben außergewöhnlichen und üppigen Designs legt Erna Primula großen Wert auf hochwertige und nachhaltig produzierte Blumen. Deshalb bauen Chantal und ihr Team seit Februar 2018 eigene Schnittblumen im Leipziger Osten an. Dabei war es gar nicht so leicht eine entsprechende Nutzfläche zu finden. Bis eben im Winter des vergangenen Jahres. Als die Stadt Leipzig die freie Fläche an die jungen Landwirtschaftler der ANNALINDE verpachtete und Chantal in Kooperation ihre Blumen für Erna Primula auf 2000m² anbauen kann. Im hinteren Bereich wächst und gedeiht seit jeher frisches Gemüse der ANNALINDE, während im Eingangsbereich die bunten Schnittblumen ohne künstliche Herbizide, Pestizide und Düngermittel herangezogen werden. „Ich habe immer etwas auf dem Feld. Ich bau meine Pflanzen immer so an, dass immer etwas in der Hauptblüte blüht. In dieser Woche waren es zum Beispiel die Cosmeen. So kann ich von Mitte März bis Ende Oktober alles vom Freiland bedienen“. Gewächshäuser und Mittagspausen werden im Garten natürlich gemeinschaftlich geteilt. Besonders den gemeinsamen Austausch schätzt Chantal dabei sehr. Sie selbst ist studierte Landschaftsarchitektin, gebürtige Baden-Württembergerin und seit ein paar Jahren Leipzigliebhaberin. Wo sonst findet man auch so einen schönen Arbeitsplatz im Freien und mit der Möglichkeit, den eigenen Hund noch umher tollen zu lassen und dem Rosenkohl beim Wachsen zuzusehen?
„Ich baue nur Blumen an, die ich selbst auch mag!“
Doch trotz der sinkenden Temperaturen wird die Arbeit für Chantal nicht weniger. Nur zeitweise wird es in den Wintermonaten ruhiger. Im Januar steht sie schon wieder im Gewächshaus und kümmert sich um rund 40.000 Babypflanzen, die alle in die Felder sollen. So auch heute die kleinen Ranunkeln. Die sind nämlich echte Prinzessinnen, verrät mir Chantal und bahnt sich ihren Weg mit der Schubkarre zum Folientunnel. Die kleinen Lichtkeimer dürfen es sich in der Erde bequem machen und im warmen Klima überwintern. Gleichzeitig erfahre ich noch von der wichtigen Funktion von Schafswolle als organischen Langzeitdünger. Auch diese weichen Decken kommen noch zum Einsatz. Insgesamt finden sich wohl in Ernas Garten bis zu 300 verschiedene Arten, mit zwei bis 15 Untersorten wieder, so dass eine große Varianz erreicht werden kann. Pro Beet wird mehrmals geerntet, erzählt Chantal und erklärt, wie wichtig ein regelmäßiger Durchlauf im Garten ist falls eine Kultur nicht wie gewünscht wächst oder von Schädlingen befallen wird. „Komplett biologisch, komplett nachhaltig“, lautet die Parole. Nur ohne Label. Aber das braucht es auch nicht, meint Chantal, denn ihre Kunden und Kundinnen wissen mit dem Begriff „Slow Flowers“ ausreichend etwas anzufangen. Daher setzt die Gärtnerin nur auf regionale, saisonale Blumen und einen naturnahen Anbau – ohne Chemie, dafür aber gern mit Unkraut. Jeder, der am Gartentor steht und sich ein Sträußchen abholt, weiß genau, wo die Schnittblumen herkommen. Ein wirklich schöner Gedanke! Doch nicht nur im Garten selbst bekommt man die üppigen Sträuße, sondern auch auf Märkten verteilt in der Stadt, per Fahrradkurier im Abo oder eben zu den angebotenen Workshops direkt in der Gärtnerei, denn Chantal liebt es ihr Wissen weiterzugeben.
Was?
Erna Primula – Blumenstudio
Wann?
Kommt ganz darauf an.
Wo?
Ostraße 115, 04299 Leipzig
Warum?
Wegen nachhaltiger Schnittblumen aus Leipzig mit einem ansprechenden Design, saisonal wechselnden und frischen Slowflowers. Bei Erna Primula weißt du genau, wo deine Blümchen in der Vase herkommen und erfährst viele tolle Tipps zum Anbau von deinen eigenen Gartenfantasien. Hochzeitsarrangements, Workshops mit Blumensträußen, die du kaum noch tragen kannst, blumige Konzepte für Firmenräume oder einfach nur für dich – Erna Primula zeigt dir die Welt der blumigen Üppigkeit.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.