Der November kann schon ganz schön fies sein. Ohne Regenschirm und Handschuhe trauen wir uns ja kaum noch vor die Tür. Das sollten wir aber. Nur muss das Fahrrad diesmal stehenbleiben. Freie Wochenenden, wie geht das denn? Plötzlich erinnern wir uns an einen Punkt, den wir schon seit über einem Jahr auf der „Leipzig“-Liste stehen haben. Einen Besuch im „Deutschen Fotomuseum„. „Warum steht das ‚Deutsche Fotomuseum‘ eigentlich in Markkleeberg?“ – noch dazu ist es das einzige Fotomuseum in Deutschland, das fotografisches Zubehör, Technikgeschichte und Kunst- und Kulturgeschichte miteinander kombiniert. Verrückt! Sonderausstellungen (zu unserem Ausflug „Heinrich Kühn“ und „Ullrich Wallenburg“) zeigen wichtige Positionen der zeitgenössischen Fotografie, heißt es.
Über eine Rotunde gelangen die Besucher vom 19. bis zum 20. Jahrhundert und passieren dabei stilbildene deutsche und internationale Fotokünstler. Helmut Newton und Peter Lindbergh lassen sich leider entschuldigen. Dafür stolpern wir immer wieder über gut erhaltene Kamerasammlungen, die man in den Größenordnungen nur von Flohmärkten kennt. Aber langsam – ein guter Museumsbesuch beginnt doch mit einem Kaffee und Stück Kuchen. Mit dem Blick zum Agra-Park rühren wir in unseren Tässchen. „Wissen Sie, sonst sieht der Park viel schöner aus. Diese Farben im Herbst. Im letzten Jahr fand dort im Park sogar ein Fotowettbewerb statt. Da sind so viele unterschiedliche Perspektiven entstanden…“ – wir nicken, als uns die nette Frau vom Tresen den Kaffee bringt. „Ganz schön starker Kaffee“.
Im Hintergrund spielt leise ein Piano. Niemand ist hier. Außer der netten Frau vom Empfang, der netten Frau vom Kuchentresen, einem älteren Herren, der Zeitung liest und uns. Die Nussecken und Apfelkuchen essen und unbedingt mal dieses Fotomuseum am Rand der Stadt gesehen haben wollten, was man sonst nur von der Autobahn aus sieht. „Das ist gerade total entspannend…“ – als wäre man bei den Großeltern, irgendwo auf dem Dorf zu Besuch, die rein zufällig die größte Kamerasammlung seit DDR Zeiten gepflegt und fein säuberlich historische Fotografien an die Wände gehangen haben. Aber nein, wir sind mitten im verregneten Markkleeberg. Da, wo sich im Sommer Brautpaare die Klinke in die Hand geben und Badebegeisterte weiter Richtung See fahren. Schön ist es hier. Wir haben alles gesehen. Kurz bevor es dunkel wird, ziehen wir den Schirm aus dem Schirmständer und laufen zurück Richtung S-Bahn Haltestelle „Markkleeberg-Nord“. Keine Pointe.
[Deutsches Fotomuseum, Dienstag bis Sonntag: 13 – 18 Uhr, Eintritt Erwachsene: 6€, Ermäßigt: 4€]
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