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„der inhalt ist vollkommen irrelevant, es muss sich nur gut verkaufen“.

1 Kommentar

„Die schönsten Wanderwege der Wanderhure“ – ich habe sehr gelacht und mag Julius Fischer spätestens seit seinem Kurzgeschichtenband „Ich will wie meine Katze riechen“. Ich habe das Päckchen von Voland & Quist ohne Scham aufgerissen und mich sofort hingesetzt, um endlich dieses Buch zu lesen. Bis irgendwann meine Mitbewohner zu mir ins Zimmer kamen und wissen wollten, warum ich denn so laut lache. „Guckst du schon wieder Circus Halligalli?“ Nein, viel besser. Julius Fischer schreibt über Buchmessen“. „… denn das Publikum auf der Buchmesse hat nur zwei Gründe für seine Anwesenheit. Riesige Beutel mit Infomaterial von Cornelsen abzustauben oder sich als Manga-Mäuschen zu verkleiden“ (S.9). Er schreibt auch über eine „Travel Bitch Outdoor Collection“ von Jack Wolfskin, die er gern entwerfen würde, Geschichten aus dem Dresdner Flower Power, dass er zu den 50 wichtigsten Personen der Stadt zählt, Alltagspoesie, verpasste Züge, Punks, die über einem wohnen, Kunsthochschulen („So wie es viele, viele Menschen gibt, die Texte schreiben, die keiner liest, gibt es auch viele Künstler, die Bilder male, für die sich niemand interessiert. Zu Recht. Für diese Leute wurden Kunsthochschulen erfunden“, S.86.) oder das Leben als Künstler („Künstler sind für einfache Leute krasse Typen: Die haben Erfahungen mit harten Drogen, die fahren viel rum, die haben viel Sex, die haben Streit, die denken über die großen Fragen nach oder werden verrückt, weil sie es ungerecht finden, dass sie so viel begabter sind als zum Beispiel ein Regenwurm“, S.40.) Ich empfinde die Texte als sehr wortgewand, lustig und bildlich. Die einfachsten Dinge und Momente des Alltags werden so intelligent und witzig beschrieben, dass sie manchmal einer ordentlichen Backpfeife gleichen oder man sich die ganze Zeit denkt „Ja, eh. Das ist echt voll so“. Ich kann es nur empfehlen für lange oder kurzweilige Zugfahrten, für Sonntage draußen im Park oder Nachmittage auf dem Balkon. Hauptsache jemand hört euer Lachen. Warum es allerdings trotzdem zu dem großen Streit zwischen Droemer Knaur und Voland & Quist gekommen ist, verstehe ich nach der Lektüre trotzdem noch nicht. (Und das meine ich Seitens der Münchner Verlagsgruppe) Dem Erfolgsautoren und immerhin einer der wichtigsten 50 Leipziger wird vorgeworfen, dass der Titel „Die schönsten Wanderwege der Wanderhure“ die Titelrechte an der Wanderhuren-Reihe verletzt. Außerdem bezeichnete „ich sie im Glossar als Rentner. Obwohl das gar nicht stimmt. Fies.“, heißt es in der offziellen Presseerklärung bei Zeit Online. Shitty! Dass sich Julius Fischer unverstanden fühlt, kann man nur nachvollziehen. „Satire darf alles – außer kommerziellen Erfolg parodieren“, sagt das Urteil zum „Wanderhurenstreit“. „Das heißt: Das Eigentumsrecht von Droemer Knaur ist höher zu bewerten als das Recht auf Kunstfreiheit, in unserem Fall: Satire“, so der Verlag. Es ist schade, dass niemand die Ironie in den Texten erkannte oder auch sehen wollte. Julius Fischers unhistorischer Roman muss sich nun umbenennen. Ich bin immer noch für den Titel: „Wie bio ist mein Baby“, „Der Wanderveganer. Irgendwann ist das Korn halt alle“ oder „Historische Fischgerichte mit Frank Schätzing“. Aber dann gäbe es wohl wieder Ärger. [Ich will mich jetzt ja hier nicht in irgendwas reinhängen, aber ich darf ja wohl auch ’ne Meinung haben.]

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Kommentare

  1. Lina Lina sagt:

    Ahhh das hört sich nach einem Buch an das ich lesen muss!