Komm doch ein Stück mit raus aus der Stadt und schau dir die Straßen von Leutzsch an. Diesen Teil des Leipziger Westens habe ich so noch nicht entdeckt. Ein verschlafenes Industriegelände. Leere Straßenzüge. Freiflächen, kleine, herbstliche Felder, staubige Fensterbretter und Kopfsteinpflaster soweit das Auge reicht. Aber das rostrote Rennrad am Geländer ist mir gleich aufgefallen. Im Hinterhof steht Johanna schon bereit und öffnet mir strahlend die Tür. Genauso wie ich sie mir vorgestellt habe. Wir umarmen uns sofort und sie führt mich nach drinnen in ihr Studio. Eigentlich habe ich nur kleine Schüsseln und Tassen von ihr gesehen und wusste gleich: Das wird eine gute Geschichte. Diese Frau hinter dem Keramik-Label von „Studio Papaya“ willst du treffen. In der Zwischenzeit hat Johanna ihre Töpferscheibe aus dem Kinderzimmer ihrer Tochter in ein eigenes Studio – oder sagen wir in das Atelier der Keramik-Künstlerin Sarah Pschorn verlegt und landet so im Leipziger Nordwesten. Am gemütlichen Holztisch in der kleinen Küche nehmen wir Platz und nippen den Kaffee aus kleinen Keramikschälchen. Immer wieder muss Johanna laut lachen ihr Funkeln in den Augen überstrahlt alles. Ob sie noch vor einem Jahr gedacht hätte, dass sie hier mal mitten am Tag sitzt? Niemals.
Eigentlich studierte sie noch bis vor ein paar Monaten Psychologie in Leipzig und für den Masterstudiengang dann in Chemnitz. Wenn sie jetzt darüber nachdenkt, würde sie sich fast wünschen, dass sie sich mehr Zeit gelassen hätte. Direkt nach dem Abitur kommt das Studium. „Ich war noch sehr von meinen Eltern geprägt, die mir vermittelten, dass ein sicherer Job wichtig ist. Mehr auszuprobieren, hätte ich mir nicht getraut.“ – sie zieht es durch aber beschließt nach dem Ende des Studiums sich um einen Job zu kümmern. Als Sozialarbeiterin führt sie ihren Weg fort. „Therapeutisch kannst du ansonsten ohne Therapeutenausbildung nicht arbeiten“, erzählt sie. Kein halbes Jahr später sollte sich alles komplett ändern. Schon eine Zeit lang machte sich in ihr der Wunsch nach mehr Kreativität breit. Nach Abgabe der Masterarbeit kam ihr das Töpfern wieder in den Sinn. „Es war Schicksal…“, lacht Johanna und erzählt von der Begegnung mit einer alten Dame, die ihr eine alte Töpferscheibe schenkte. „Gefühlt habe ich eine Million Stunden Youtube geschaut und mir dabei das Töpfern selbst beigebracht“. Sie saß an der Scheibe und hatte plötzlich ein Ventil gefunden, um all die angestaute Kreativität und vielleicht auch die Anstrengungen der letzten Monate in den Ton zu verpacken. „Ich konnte nicht mehr aufhören. Ich habe gemerkt wie gut mir das tat!“, erzählt sie und ich muss automatisch lächeln. Selbst, wenn die ersten Versuche noch scheitern, ist Ton ein dankbares Material, das einfach auf den nächsten Versuch wartet.
Doch der Druck zwischen der eigenen Selbstverwirklichung und dem klassischen Gedanken „Ich muss doch aber Geld verdienen“ lässt sich nicht ausblenden. Am entscheidenden Punkt vielleicht hört sie auf ihr Bauchgefühl. Ihren eigentlichen Beruf als Psychologin oder Therapeutin mag sie dennoch und könnte sich auch durchaus vorstellen darin zu arbeiten aber nicht so. Nicht jetzt.
„Ich habe gedacht: Ich kann doch jetzt nicht Töpferin werden. Aber genau das habe ich gemacht“, lacht sie.
Sie kündigt, sie töpfert und sie ist glücklich. „Es ist so als würde ich meinen Traum leben, das klingt vielleicht kitschig. Aber ich hab Bock!“. Auch ein fast abgeschnittener Finger und Businessplan, der geschrieben werden will, bringt sie nicht aus der Ruhe. Auch, wenn gerade wahnsinnig viel passiert. Für genügend Ruhe sorgt sie auch, denn am allerliebsten sitzt sie allein an der Töpferscheibe, hört ihren Lieblingspodcast „Fest & Flauschig“ und formt aus dem nassen Klumpen wunderschöne Schalen, die anschließend noch glasiert werden. Jedes Stück, egal, ob Becher, Teller, Schüssel, Vase oder Tasse sind handgemacht und liebevoll geformt. Mit jedem einzelnen Stück lernt sie selbst noch dazu. Dafür braucht es im Atelier gar nicht viel. Ausreichend Licht, einen kleinen Hocker, ihre Drehscheibe, Ton, Wasser, einen Blaumann und Geduld. Den Blaumann darf ich auch gleich testen und mich an der Scheibe ausprobieren. Ich spüre sofort, was Johanna meint. Es braucht Feingefühl, kleinste Fingerbewegungen, ein wenig Vertrauen in das Material und eine wohldosierte Geschwindigkeit der Tonscheibe. Aufgepasst, liebe Leipziger Keramikszene: Ab jetzt mischt Johanna mit dem „Studio Papaya“ mit. Die kleine, süße Frucht schafft es übrigens als eingeritztes Label auf jedes ihrer Stücke und steht für die Verbindung aus dem Namen ihrer Tochter und noch einem ziemlich wichtigen Menschen. Best of all worlds!
Was?
Studio Papaya
Wann?
Online.
Wo?
Franz-Flemming-Straße 15
04179 Leipzig
Warum?
Wegen handgefertigter, ästhetischer Keramik-Kunstwerke aus Leipzig, die sich auf jedem Küchentisch sehen lassen können. Die kleine Papaya zeigt dir, dass dein neues Lieblingsstück direkt aus Johannas Werkstatt stammt und für viel Freude sorgen wird. Denn genau mit der gleichen Liebe wurde es auch erschaffen. Dir gefällt, was du siehst? Dann schlag sofort zu!
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.