Good bye 2018. Es ist der 29. Dezember. Es ist einer der letzten Tage des Jahres und wir bauen uns kleine Höhlen. Jeder auf seine Weise. Es regnet und eine deutsche Punkband singt „Finde niemals zu dir selbst. Finde niemals zu dir selbst. Niemals. Niemals“. Bist du sicher, dass das Jahr schon wieder vorbei ist? Wenn ich so darüber nachdenke, kommt es mir so vor, als ob dieses Jahr viel länger als zwölf Monate war. Babypartys, Saunaabenteuer, neue Jobs, unzählige Portraits über die Kreativen der Stadt, der fünfte Blog-Geburtstag, die 29, schon wieder ein Fahrradunfall, spontane Partys, sonnengebräunte Haut, Dänemark, Festivals, fröhliche betrunkene Hochzeiten und Junggesellinnenabschiede, drei WE RIDE LEIPZIG Magazine in der Hand, Kuscheln mit Fynn Kliemann, das Gewöhnen an kleine Babyhände und ein ganzes verlebtes Jahr in der neuen Hood liegen nun hinter mir. Viel zu viele Anekdoten, die wir in den letzten Tagen ausgetauscht haben, enden mit dem Satz: „Das war nicht letztes Jahr. Das war alles 2018!“ Schuld daran ist wohl dieser unfassbar schöne und niemals endende Sommer, der sich fast über sechs Monate erstreckte. Den wir gefühlt alle gebraucht haben und nie wieder hergeben möchten. Mit diesem italienischen Sommer konnten wir „Call me by your name“ eine echte Konkurrenz machen.
Das Jahr begann mit einem langen Spaziergang am Cospudener See bei Sonnenschein, leichten Kopfschmerzen vom Schnaps der gestrigen Nacht und vollem Optimismus. Warum man immer denkt, dass man mit dem 01. Januar ein neues Blatt beschreibt und sich grundlegend ändert, weiß ich nicht. Vielleicht ist es ja ein guter Anfang, um nochmal von vorn zu beginnen und sich zu fragen, wohin man eigentlich will. Mit einem Grinsen im Gesicht blickte ich auf den See. Das tat gut. Am nächsten Morgen sah alles schon ganz anders aus. Ein leises, dunkles Gefühl, das für die nächsten Monate auch anhielt, blieb. Trotz aller Versuche es abzuschütteln, zu ignorieren, sich abzulenken und sich freizustrampeln von diesen bad vibes und den Geschehnissen war kein Ende in Sicht. Jetzt weiß ich, wenn ich zurückdenke, dass die Zeit hilft und manches auch von allein löst. Manchmal überrascht es mich noch immer, zu welchen unterschiedlichen Momenten diese Gedanken zurückkehren und mich spüren lassen, dass ein Teil meiner Familie fehlt und, dass dieses Bild von den Rommé spielenden Großeltern im Garten, so wie ich sie im Sommer habe sitzen sehen, nicht ewig sein wird. So richtig mag das nicht in meinen Kopf. Aber wir müssen es zulassen und aushalten. Ich verspreche dir, dass es leichter wird. Etwas ändern wird sich allerdings nicht, wenn du nicht auf dich hörst und immer gegen deine Bestimmung ankämpfst. Ich versuche mich zu erinnern. Ich hatte mir vorgenommen mehr für mich einzustehen und „Nein“ zu sagen, wenn es gut für mich ist. Das klappt natürlich nicht immer aber mittlerweile doch schon ganz gut. Situationen, um dies zu lernen, gab es schließlich auch genügend. Drei feste Jobs lasse ich in diesem Jahr hinter mir und beginne das neue Jahr völlig frei und auf mich gestellt. Wie jetzt? Noch so ein Punkt, den ich zum Ende des Jahres lernen musste. Nicht alles verläuft immer nach dem eigenen Plan, den man sich heimlich aufstellt. Das ist aber gar nicht schlimm, dann muss nur eine neue Idee her. Klingt pragmatisch, ist es auch. Zum eigenen Schutz. Lassen wir es doch darauf ankommen. „annabelle sagt“ ist schon groß und darf ab sofort mitspielen. Ob ich aufgeregt bin? Und wie!
Mein unerschütterlicher Optimismus und Glaube an das Gute lassen keine Chaosszenen zu. Nicht für etwas, für das wir so lang gekämpft haben und, woran wir glauben. Denn dieses „Wir“ ist eine ganz wesentliche Komponente. Wäre ich allein damit, würde ich wohl ganz anders denken. Aber diese ganzen Gesichter, ich sehe sie alle vor mir, stehen mit einem Zwinkern bereit. Los, jetzt! Am letzten Abend des Jahres stellt einer meiner liebsten Freunde immer die Frage in der Runde „Wofür bist du dankbar?“ und wir rollen mit den Augen. Was nach Poesiealbum klingt, ist tatsächlich ein schöner Gedanke, der weiter gedacht werden will. Denn, wenn ich mich so umsehe, bin ich genau dafür dankbar. Für solche Freunde, die einen immer wieder fordern und die jeden blödsinnigen Quatsch mitmachen. Die einen neue Orte zeigen, Lesungen und Konzerte verschenken, spontan nachts einmal quer durch die Stadt fahren, die sich niemals mit einer einfachen Antwort zufrieden geben, viele verrückte Ideen teilen, die einen teilhaben lassen, so unfassbar sehr in ihre Arme schließen und dieses Gefühl vermitteln, dass sich trotz neuer Lebensereignisse gar nicht so viel ändert, wenn man zusammen ist. Für Menschen, die einen wirklich so nehmen wie man am allerliebsten ist. Mit allen schlechten Wortwitzen, kleinen bockigen Hörnchen auf dem Kopf, Ängsten, die man manchmal gern vor sich herträgt, einem schrillen Lachen, ansteckender Euphorie, Nachrichten, die unbeantwortet bleiben und chaotischen Terminplanungen. Irgendwann wird das Chaos perfekt, versprochen! Aber ich bin genauso dankbar für die kritischen Töne und den Tritt auf die Bremse. Für dieses ganze verrückte Jahr mit einem echten Knall zum Abschluss. Praktisch, da kann ich mir die Böller gleich sparen. So langsam wird es eher Zeit, um den Blick auf Januar zu lenken und von diesem großartigen Gefühl, dass ich von all diesen Menschen bekomme, etwas zurückzugeben. Danke fürs Lesen, Liken, Liebhaben, Mitfiebern, Scrollen, Beauftragen, Empfehlen, kritisch sein, Vorantreiben und da sein! Ich glaube 2019 wird ziemlich spannend für uns…
annabelle sagt THANK YOU for 2018!
[Fotografien by Robert Strehler]
Liebe Anna,
das war und ist ein schöner Artikel. Mit viel Herz!
Danke dafür <3 und danke für deinen Blog und für dich.
K.