„Und es kommt mir so vor, als ob dieses Jahr länger als zwölf Monate war“… sangen Tocotronic und mit diesem Jahr fühlt es sich auch tatsächlich so an. Im Blick zurück weiß man gar nicht, womit man eigentlich anfangen soll. Es ist der 30. Dezember, seit Tagen scheint endlich wieder die Sonne und treibt uns alle raus auf die Straßen – so als wollte sie uns sagen, dass schon alles gut werden wird. Das Jahr hat an mir gezerrt. Es hat versucht uns traurig, wütend, skeptisch und vorsichtig zu machen. Es hat versucht, dass wir einander anders ansehen. Dass wir urteilen und Angst zu Gewalt werden lassen, obwohl wir uns alle gar nicht kennen. Es hat uns Kinderhelden, besondere Menschen, ausgefallene Persönlichkeiten und Träumer genommen, die wir auch nicht kennen aber mit denen wir viel verbinden. Mit denen wir eine Zeit lang aufgewachsen sind und sie begleiten durften. Die uns Weihnachtsohrwürmer, Geschichten von Sport-Legenden, Zitate, Weltliteratur, düstere Filmrollen als Professor für Zaubertränke, einen Blick ins Universium und das Gefühl von „We can be heroes, just for one day“ gegeben haben. Dazwischen bleiben all die für uns Unbekannten, die vermisst und betrauert werden. Selbst nach diesem langen Jahr mit unfassbar vielen absurden, tragischen und traurigen Nachrichten darf es uns allen nicht an Mitgefühl, Emotionen und einem Lächeln fehlen. 2016, du kriegst mich nicht! „Ich habe das Gefühl, dass es nicht mehr besser wird“. Dann müssen wir es besser machen. 2017, ich bin für mehr große Gesten, für mehr Hilfe unter Fremden, für ein Lächeln auf der Straße, für mehr Momente, in denen wir ausgelassen „Mr. Brightside“ singen, für mehr Tanzen, mehr Wertschätzung und Liebe, für mehr Freiheiten, die man sich erkämpfen, für mehr Chancen, die man nutzen sollte und mehr Zufriedenheit.
Zufriedenheit und eine eigene glückliche Welt: So lässt sich mein Jahr dann am Ende doch zusammenfassen. Da war ganz schön viel los! Angefangen von der alten H&M Filiale, die geschlossen und mit einer großen letzten Party verabschiedet wurde. Im März wartete dann eine völlig neue Erfahrung. Der erste richtige Job in der Agenturwelt. „Schließlich muss man das, was man gelernt hat auch mal richtig anwenden und im Berufsleben ankommen…“. Sagt wer? Keine Ahnung. Es bleiben immer noch Zweifel, Bauchschmerzen und das Gefühl: Das ist nicht das, was ich eigentlich machen möchte. Du hast zwei Wege, die du gehen kannst. Du hast immer unterschiedliche Möglichkeiten. Wann man sich für einen neuen Weg entscheidet? Dann, wenn es richtig weh tut… „Was mach ich eigentlich hier?“. Zu sehen, wie man sich selbst vergisst und sich verändert, weil man unglücklich und abgehetzt ist, war keine schöne Erfahrung. „Hör doch mal auf zu heulen. Du hättest das alles schon haben können“. Setz dich auf den Hosenboden und steh für dich ein. Von „Mutig“, „Leichtsinnig“ und „Jetzt muss erstmal was kommen“ schwanken die Kommentare zur Entscheidung im Spätsommer: Ich mach mich jetzt endlich selbstständig. Viel zu oft musste dieser Gedanke schon warten und wurde immer wieder zurückgesteckt. Good bye, Festanstellung. Vielleicht funktioniert es, vielleicht aber auch nicht. Selbst dann wird es wieder einen Weg geben. Seit dem hieß es dann: Portraits schreiben, unglaublich viele neue Leute kennenlernen, ab und an den Schreibtisch wechseln, Cafés zum Arbeiten erkunden, Shootings vorbereiten, gemeinsam neue Ideen entwickeln, Workshops und Interviews geben, sich mit SEO-Optimierung auseinandersetzen, verschiedene Social Media-Accounts verwalten, sich immer neues Wissen aneignen, das Netzwerk weiter ausbauen, Partys, Fashionshows, neue Pläne schmieden und niemals still stehen. Gegen alle Zweifel, gegen jede Vernunft – das macht mich glücklich! Diesen Gedanken muss man sich auch an schweren Tagen bewahren. Wenn man denkt, dass alles zu lang dauert, dass es nicht vorwärts geht, dass nichts passiert… das stimmt nicht. „Du musst auch mal zufrieden sein. Es ist doch alles so wie du es wolltest…“ – zufrieden. Das bin ich. Jetzt, am 30. Dezember. In ein paar Tagen geht es dann weiter… D A N K E für wunderschöne Portraits, Kooperationen, neue Orte, Leipziger Kreative, die zu Freunden wurden, für gegenseitige Unterstützung, für Empfehlungen, für den Glauben an mich, für den Mut („Wir warten doch nur darauf, dass du das endlich machst!“), für Likes und Internetlove. Das ist die eine Seite.
Kussmund forever! Aber was wäre ein Jahr ohne lange Spaziergänge, Festivals, Fahrradfahrten durch die Nacht, Weinabende, im Bett liegen und erzählen, Kaffee-und Kuchenzeiten, geheime Open Airs, Konzerte, Wochenendtrips, Partys im Brillenladen, Sonnenstunden am See, jede Menge Eis, spontane Besuche und Erinnerungen auf Polaroids. Das ist eben auch 2016! Freunde, ich hab euch lieb. Danke für das schöne Jahr. Dass ihr den Wahnsinn verfolgt, fleißig Sticker klebt, Visitenkarten verteilt, mich ablenkt, immer motiviert („Keine Ahnung, was du da geschrieben hast. Ich les nicht alles…“) und, dass ich bei euch so sein kann wie ich bin. Danke Familie, dass ihr so langsam versteht, was dieses Jahr bedeutet. Danke „Hero Society“ für den Blick auf das große Ganze. Good bye, 2016. Farewell! Happy New Year.
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