Ach, Januar, du machst es uns ja wirklich nicht so einfach. Die Stadt liegt in Eis und Schnee gehüllt und gefühlt drehen sich die Rädchen auch ein bisschen langsamer als sonst. Man hat das Gefühl, dass nichts vorwärts geht, dass man auf entscheidende E-Mails wartet, in der Zwischenzeit Däumchen dreht, dass man Ideen für das neue Jahr nur auf Papier festhält, dass man der Kälte manchmal entkommen möchte und, dass man sich gerade einfach gern treiben lassen würde. Wenn man aber feststellt, dass es gerade im eigenen Umfeld vielen Freunden so geht, weiß man mit einem Schmunzeln im Gesicht, dass das nur so eine Phase ist. Eine Art Winterschlaf. Der Anfang eines Jahres eben. „Ich habe das Gefühl, dass ich die Woche gar nichts geschafft habe“, heißt es da oder: „Ich kann mich gerade nicht motivieren“. Manchmal muss man sich aber mit dem sich selbst unter Druck setzen, zügeln. „Ich will endlich loslegen. Ich will alles umsetzen…“ Nur mit der Ruhe! Januar ist eben noch nicht die richtige Zeit dafür. Jetzt werden Ideen geknüpft, Angebote geschrieben und die Terminkalender befüllt. Da ist es auch schön, wenn man mal mehr Zeit für die schönen Dinge bleibt. Wenn man mal länger als geplant im Café sitzen bleibt, weil die Sonne gerade so schön scheint und dabei das neue „The XX“-Album hört, gemütlich durch den Park spaziert, neue Kameraobjektive testet, sich noch einen Wein bestellt, weil es gerade ein schöner Moment ist oder aber altbekannte Leipziger Ecken auf einem Winterspaziergang neu für sich entdeckt. „Hier waren wir früher ganz oft“. „AHH! Das ist ja scheiße glatt hier…“
Immerhin ist der letzte Besuch des Schleußiger Cafés „Jimmy Orpheus“ schon wieder über ein Jahr her. Das schöne Ambiente und die offene Bar haben sich nicht verändert (Damals als: „Kreuzberger Café-Charme. Minimalistische Einrichtung. Rustikale Holzstühle. Eine liebevoll illustrierte Karte und kleine Köstlichkeiten“ beschrieben) aber die Frühstückskarte hat sich mittlerweile ebenso wie die Kuchenvirtrine gefüllt. Heiße Schokolade? Chai? Oder eigentlich doch Kaffee? Bei einem Stück spanische Mandeltarte sind wir uns aber einig. „Die schmeckt ja richtig gut. Ich überlege, ob ich mir noch ein zweites Stück bestelle“, sagte sie als man genau in diesem Moment die Schokoladentorte auf den Tresen stellte. Es sieht einfach alles unglaublich lecker aus. Was sich nach einem Jahr noch nicht geändert hat: Die Blicke, wenn man die Kamera aus dem Rucksack holt und seinen Kuchen fotografiert. Aber das ist in Ordnung, denn wir müssen lachen: „Es könnte ja noch viel unangenehmer werden, wenn ich mich jetzt auf den Stuhl stelle“. Mit warmen Händen schlendern wir gemütlich zurück Richtung Stadt. So ein Winterspaziergang ist genau das Richtige, um den Kopf freizukriegen und durchzuatmen. P.S.: Wenn man ganz viel Glück hat, trifft man (so wie ich) Schneewittchen.
Jimmy Orpheus
Industriestr.18, 04229 Leipzig
Montag – Freitag 9-22 Uhr
Samstag 10-22 Uhr
Sonntag 10-19 Uhr
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